INV-BIT931 Müslen 7, 1810 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIT931
Signatur Archivplan:BIT931
Titel:Müslen 7
Bezirk:Baden
Gemeinde:Birmenstorf (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Müslen
Hist. Name Objekt:Halter-Haus
Adresse:Müslen 7
Versicherungs-Nr.:208
Parzellen-Nr.:25
Koordinate E:2661961
Koordinate N:1254328
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661961&y=1254328

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1810
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:Joh. Friedrich Andres Hafner (Kachelofen von 1840); Es ist kein Fürst so hoch im Land / Er nährt sich durch des Bauers Hand (nebst Wappen Friedrich auf die Nordfassade gemalt); IHS 1700, Renoviert 1806, 1968 (über dem nördlichen Hauseingang)
Würdigung:Traufständiges Wohnhaus mit leicht geknicktem Satteldach aus der Zeit um 1810, das mit seinen weithin sichtbaren Fachwerkfassaden das Erscheinungsbild des Weilers Müslen prägt. Der gut proportionierte Bau, dessen untere Geschosse teilweise in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt sind, birgt vermutlich Teile eines Steinspeichers aus dem 17. Jahrhundert, zu dem auch das Rechteckfenster mit spätgotischer Kehlung über dem südlichen Hauseingang gehört.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Müslenhof gehörte bis ins 17. Jh. hinein der Familie Halter, die wohl mit dem gleichnamigen Mellinger Bürgergeschlecht in Verbindung zu bringen ist [1]. Der alte Müslenhof ist im Bauernhaus Müslen 10 unterhalb der Strasse zu vermuten [2]. Das heute als Halter-Haus bezeichnete Wohnhaus Müslen 7 datiert aus der Zeit um 1810 und wurde für Kaspar Kuhn errichtet. An gleicher Stelle ist die Existenz eines Speichers belegt, der noch vor 1719 zu einer Wohnung erweitert wurde. Im Jahr 1790 forderte Kaspar Kuhn von der Gemeinde vergeblich Bauholz , wahrscheinlich um seine behelfsmässige Wohnung im Speicher zu einem Wohnhaus auszubauen. Der nachfolgende langwierige Rechtsstreit führte zu keinem Ergebnis. Der heutige Fachwerkbau, in dem die Familie Kuhn bis 1899 ansässig war, entstand erst nach der Kantonsgründung und figuriert im Häuserverzeichnis von 1814 als "neu gebautes Haus unter einem Strohdach". 1829 erhielt es ein Ziegeldach [3]. Die dazugehörende Stallscheune auf der gegenüberliegenden Strassenseite wurde 1882 mit Ziegeln eingedeckt. 1968 erfolgte eine Renovation des Wohnhauses. Damals wurden an der Nordfassade auch das Wappen Friedrich, ein Hausspruch ("Es ist kein Fürst so hoch im Land / Er nährt sich durch des Bauers Hand") und die Jahreszahlen 1700, 1806 und 1968 (bezogen auf Umbauten) aufgemalt. Nach 1997 wurde über dem Südeingang ein Vordach mit hölzerner Tragkonstruktion angebracht.
Beschreibung:Der über einem quadratnahen Grundriss errichtete Baukörper trägt ein geknicktes Satteldach (Sparrendach mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl). Er besteht im Erdgeschoss aus verputztem Bruchsteinmaterial, während der Oberbau mehrheitlich in Fachwerk aufgeführt ist. Bedingt durch die Hanglage steht das Kellergeschoss strassenseitig bis auf halbe Höhe frei. Hier öffnen sich zwei Rechteckportale auf einen Gewölbe- und einen Trämkeller (mit Balkendecke). Die Strassenfront zeigt im Erdgeschoss fünf Fensterachsen, von welchen die drei mittleren, etwas enger zusammengerückten die Lage der Stube kennzeichnen. Das Obergeschoss öffnet sich ausser bergwärts allseitig mit drei Fenstern.
Beim Bau des Hauses um 1810 wurde sehr wahrscheinlich der bestehende Speicher in den Neubau integriert [4]. In welchem Umfang dies geschah, lässt sich heute ohne detaillierte Bauuntersuchung nicht mehr feststellen. Zum Bestand des Vorgängerbaus gehörte vermutlich aber ein Teil der südlichen Stirnfront, wo sich im Obergeschoss ein kleines Rechtecklicht aus Muschelkalk mit Ladenfalz und spätgotischer Kehlung aus dem 17. Jh. erhalten hat. Vielleicht hat auch der rückwärtig über die Fassadenflucht ragende südöstliche Hausteil seine Ursache in der vorgängigen Bebauung (vgl. Grundriss Bilddokumentation).
Die Erschliessung erfolgt über stirnseitige Hauseingänge. Ein durchlaufender Mittelgang öffnet sich im Erdgeschoss beidseitig auf je drei Räume. Nach Westen auf die Strasse blicken die Küche, die Stube und die Nebenstube, welche zusammen das Vorderhaus bilden. Im Hinterhaus sind drei Kammern untergebracht (vgl. Grundriss Bilddokumentation). Der um 1900 neu aufgesetzte, grün glasierte Kastenofen in der Stube bewahrt einen Kranz von weissgrundigen Zierkacheln aus dem Jahr 1840, von denen eine die Inschrift "Joh. Friedrich Andres Hafner" trägt. Andres gehörte zur gleichnamigen Aarauer Hafnerdynastie. Die blauen Malereien der Zierkacheln (Früchtevasen und Blumengirlanden mit Sinnsprüchen) zeigen die Handschrift des Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli, der oft für die Hafnerfamilie Andres tätig war [5]. Im Obergeschoss ist eine Tür mit einem Holzzylinder-Schloss ausgestattet, das in dieser Art vornehmlich an Speicherbauten anzutreffen ist.
Anmerkungen:[1] Rudolf 1983, S.461-465.
[2].Laut dem Bodenzinsurbar des Spitals Melligen von 1660 bestand der Hof Müslen damals aus Haus, Scheune und "Spicher ob der Strass nach Birmenstorf"; vgl. Nüssli 1974.
[3] Rudolf 1983, S.468, 471. Das in das Jahr 1797 datierte steinerne Wegkreuz südlich des Hauses soll an den Tod von Caspar Kuhn erinnern.
[4] Rudolf 1983, S. 471.
[5] Vgl. Fotos Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, 1990.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 12-26 (bes. 23).
- Albert Nüssli, Müsslen und Muntwil seit 600 Jahren, in: Der Reussbote Nr.152 vom 30. Dezember 1974.
- Max Rudolf, Geschichte der Gemeinde Birmenstorf, Birmenstorf 1983, S.461-472.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 1968.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-4/1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30594
 

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