INV-BOS913 Dragonerweg 7, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOS913
Signatur Archivplan:BOS913
Titel:Dragonerweg 7
Bezirk:Muri
Gemeinde:Boswil
Hist. Name Objekt:Kellerhof
Adresse:Dragonerweg 7
Versicherungs-Nr.:57
Parzellen-Nr.:1939
Koordinate E:2666294
Koordinate N:1239245
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666294&y=1239245

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Erhalten gebliebener Wohnteil eines ehemals strohgedeckten Bauernhauses, welches die lokalgeschichtlich bedeutsame Bezeichnung "Kellerhof" trägt und somit möglicherweise in der Nachfolge des mittelalterlichen Kellerhofs von Boswil steht. Das im Kern wohl aus dem 17./18. Jahrhundert stammende Gebäude ist in regionaltypischer Bauweise als Ständerbau mit Bohlen- und Flecklingfüllungen aufgeführt. Das heutige Erscheinungsbild mit regelmässigen Fensterachsen und steilem Gehrschilddach geht auf bauliche Veränderungen im 19. Jahrhundert zurück. Als rätselhaftes Phänomen hat sich im Keller ein in eine Mauernische eingelassenes Tongefäss erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die umgangssprachliche Bezeichnung "Kellerhof" verweist auf einen alten Hausstandort, der ins 9. Jh. zurückreichen könnten [1]. Der als Bohlenständerbau errichtete Wohnteil ist der Rest eines ehemals strohgedeckten bäuerlichen Vielzweckbau aus dem 17./18. Jh. Von der originalen Bausubstanz sind nebst dem Kellersockel noch Teile der Wandkonstruktion mit verblatteten Kopfhölzern sowie einzelne rauchgeschwärzte Balken im Dachbereich erhalten (gemäss Bauernhausforschung 1989).
Im Brandkataster von 1850 war das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit Trämkeller nebst Scheune und Schopf, aus Holz, unter Strohdach", in den Händen von Melchior Notter und Viktor Huber, verzeichnet [2]. 1875 wurden sogar drei Wohnungen aufgeführt. 1881 findet sich der Eintrag "Verbesserung und Teilung", welcher auf grössere bauliche Veränderungen schliessen lässt. Damals wohl erhielt der Wohnteil seine heutige Form mit regelmässig angelegten Fensterachsen, westlicher Pultdacherweiterung und Ziegeldach. Kurz nach 1900 fand eine weitere Veränderung statt, indem der bis dahin noch strohgedeckte Scheunenteil baulich überprägt und ebenfalls mit Ziegeln eingedeckt wurde. Das Haus beherbergte zu dieser Zeit drei Parteien, darunter den Holzhändler Leonz Notter.
Beschreibung:Das Wohnhaus erhebt sich als zweigeschossige Ständerkonstruktion mit Bohlen- und Kantholzfüllungen ("Flecklinge") über einem mächtigen eichenen Schwellenkranz. Das steile Satteldach mit Gehrschild ist eine Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl, die teils russgeschwärzten Balken sind wohl wiederverwendete Bauteile der ursprünglichen Strohdachkonstruktion. Der Kernbau wurde nachträglich aufgestockt und um eine Raumbreite mit einem Pultdachanbau nach Südwesten erweitert. Vermutlich wurde auch die nördliche Gebäudeflucht nachträglich nach aussen gesetzt, wohl um bei der Hausteilung von 1881 mehr Raum zu gewinnen. Die rückwärtige Fassade erhielt in jüngerer Zeit eine horizontale Chaletverschalung, während giebelseitig die alte Bohlenständerkonstruktion noch sichtbar ist. Die südliche Stubenfront zeigt eine axiale Einzelbefensterung aus dem 19. Jh. sowie kräftige, horizontal eingenutete Kanthölzer als Wandfüllungen.
Die innere Raumorganisation ist im Zuge der diversen Erweiterungen und Hausteilungen erheblich verändert worden. An historischer Ausstattung findet sich in der Stube ein schmuckes Einbaubuffet aus der Zeit um 1800. Überlieferte Jahreszahlen 1828 und 1864 auf alten Ofenkacheln zeugen von einer bewegten Baugeschichte des Hauses. Als kulturgeschichtliche Besonderheit hat sich im Keller ein in eine Mauernische eingelassenes Tongefäss erhalten [3]. Hausinneres gemäss Bauernhausforschung 1989.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, 4228-7.
Anmerkungen:[1] Zur Bedeutung des mittelalterlichen Kellerhofs, dem um die Mitte des 9. Jh. an das Chorherrenstift in Zürich abgetretenen Zentrum der karolingischen Besitzungen in Boswil, und seinem Standort vgl. Kretz 1991, S. 28ff., 76.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0488-0490: Brandkataster Gemeinde Boswil 1850-1938.
[3] Zu diesem rätslhaften Phänomen konnte bislang noch keine plausible Erklärung gefunden werden (vgl. Räber 1996, S. 260). Eine ähnliche Nische mit Tongefäss findet sich auch in einem ehemals strohgedeckten Bauernhaus in Villmergen (Chaibengasse 5,7,9; Bauinventarobjekt VIM906).
Literatur:- Franz Kretz, Boswil, Freiamt im Spiegel der Vergangenheit, Villmergen 1991.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 260 (Abb. 519).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Boswil, VIII-8/4.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, AG 27 b-3, 3.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0488-0490: Brandkataster Gemeinde Boswil 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31008
 

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