INV-BOT901 Vorstattstrasse 44, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOT901
Signatur Archivplan:BOT901
Titel:Vorstattstrasse 44
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Bottenwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstatt
Hist. Name Objekt:"Alemannenhaus"
Adresse:Vorstadtstrasse 44
Versicherungs-Nr.:44, 398
Parzellen-Nr.:514
Koordinate E:2642736
Koordinate N:1236858
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2642736&y=1236858

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:„Bastian Bumen. Jakob Andres, Elter, Hafner, Meister in Arau anno 1806“ (Kachelofen)
Würdigung:Wohl noch aus dem 17. Jahrhundert stammendes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das in der „Vorstatt“ an der parallel zur Uerke verlaufenden Strasse ins Hintermoos steht. Das Gebäude besitzt eine Ständerkonstruktion mit altertümlich steil angeblatteten, mehrfach gezahnten Kopfhölzern und ein vollständig russgeschwärztes Dachgerüst, welches das charakteristisch weit herabgezogene Vollwalmdach stützt. Es ist mitsamt Teilen seiner Innenausstattung weitgehend intakt erhalten, wobei vor allem der strassenseitige Bereich des Obergadens mit einem wohl noch auf das 18. Jahrhundert zurückgehenden Holzsprossenfenster samt Schiebeflügel („Läufterli“) und der 1806 datierte Kachelofen in der Stube hervorzuheben sind. Dank dem hohen Grad an Originalsubstanz kommt dem sorgfältig restaurierten Gebäude eine erhebliche typologische und konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zu; im kantonalen Vergleich gehört es zu den besterhaltenen Bauzeugen aus seiner Epoche.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach den konstruktiven Merkmalen seines Ständergerüsts mit den steil angeblatteten, gezahnten Kopfhölzern dürfte das Gebäude noch im 17. Jh. entstanden sein. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird es als „Wohnhaus samt Scheune u. doppelter Schweinestallung, von Holz“, mit Strohdach beschrieben, wobei Jacob Baumann, Martis, Haupteigentümer war und Samuel Baumann die Hälfte der Scheune besass [1]. Ein etwas früherer Hinweis auf die Familie, die vielleicht seit jeher auf dem Hof ansässig war, findet sich auf einer Inschrift „Bastian Bumen“ am Kachelofen von 1806. Die Umdeckung auf Ziegel erfolgte erst nach 1900.
1909 realisierte man einen Stallanbau auf der Talseite. Im Lauf des 20. Jh. wurde die Stallwand aufgemauert. Vor einigen Jahren erfolgte eine Umdeckung des Dachs von Falzziegeln auf Eternitschiefer.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau ist in der „Vorstatt“ in leichter Schrägrichtung längs an die dem Hangfuss entlangführende Strasse ins Hintermoos gestellt. Es handelt sich um ein ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das von einem charakteristisch hochragenden, an allen Seiten weit herabgezogenen Vollwalmdach abgeschlossen wird. An den nach Süden gerichteten Wohnteil schliesst nördlich der Ökonomieteil an, der nach dem Schema des Mittertennhauses in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall gegliedert ist. Das russgeschwärzte Dachgerüst ruht auf drei Hochstüden (Firstständern), von denen die beiden nördlichen beidseits des Tenn durchlaufen, während der südliche über dem Erdgeschoss des Wohnteils abgefangen ist. Sie tragen First und Unterfirst und besitzen auch noch die ursprüngliche Rafenlage (Dachkonstruktion in jüngerer Zeit verstärkt). Das Dach ist mit Eternitschiefer eingedeckt.
Mit Ausnahme der neu aufgemauerten westlichen Stallwand ist das Gebäude noch ganz in der ursprünglichen Holzbauweise überkommen. Es erhebt sich über einem verputzten Bruchstein-Mauersockel und einem mächtigen Schwellenkranz und ist als zweigeschossig aufgeführte Ständerkonstruktion mit liegenden Bohlenfüllungen aus Tannenholz versehen. Am Obergaden ist das Ständergerüst durch verblattete, mehrfach gezahnte Kopfhölzer ausgesteift, die in ihrer Machart wie auch dem steilen Anblattungswinkel sehr altertümlich wirken und noch in das 17. Jh. weisen. Der südwestliche Eckständer weist aussen eine durchgehende Nut auf und wurde wahrscheinlich in Zweitverwendung eingebaut. Obergadenfenster in den ursprünglichen Abmessungen samt durchlaufender, profilierter Brustriegel haben sich teilweise an den beiden Längsseiten erhalten. Jenes an der Westseite zeigt noch die alte Holzsprossenverglasung mit seitlich verschiebbarem Lüftungsflügel („Läufterli“). Der alte Hauseingang befindet sich auf der Südseite der strassenseitigen Front, wird heute allerdings nicht mehr benutzt. Er ist durch einen jüngeren Eingang an der südlichen Schmalseite ersetzt. Die Fensteröffnungen am übrigen Gebäude dürften im Verlauf des 19. Jh. vergrössert und mit profilierten Bänken versehen worden sein. Gleichzeitig wurde vermutlich auch die zusätzliche Bretterverschalung am EG der Ostfassade angebracht. Die Flugpfettenkonstruktion, die mit der russgeschwärzten Dachuntersicht original erhalten ist, wurde nachträglich durch weitere Streben verstärkt.
Original erhalten ist die Konstruktion auch noch im Bereich des Tenns samt Tenntor, an das nördlich die im 20. Jh. aufgemauerte Stallwand anschliesst. An der von der Strasse abgewandten, östlichen Talseite wurde der Gebäudesockel in jüngerer Zeit neu aufgemauert und mit einem neuen Abgang zu einem Trämkeller versehen. Hier ist an den Ökonomietrakt ein Schweine- und ein Hühnerstall unter Pultdach von 1909 angebaut.
Der ursprüngliche wie auch der heutige Eingang führen direkt in die ehemalige offene Rauchküche, in der im Lauf des 19.Jh. eine Decke eingezogen und eine später wieder verschlossene Kaminhutte aus Blech montiert wurde. Von der Küche aus sind die ostseitig zum Tal hin gelegene Stube sowie eine Kammer an der Nordseite zu betreten, die zusätzlich über einen direkten Zugang vom Tenn her verfügte. In den Obergaden führt noch heute eine schmale Stiege in der Küche.
Aus der Erbauungszeit datiert im Inneren das ganze konstruktive Gerüst mit Wandständern und der Sichtbalkendecke in der Hinterstube, die teils reiche, barocke Profilierung und Zierfasen aufweist. 1806 wurde in der Stube ein grosser, grüner Kachelofen mit zweistufiger Kunst eingebaut (letztere neu aufgsetzt). Eine in der Feuerwand eingelassene Kachel nennt den damaligen Eigentümer, den Hafner sowie das Entstehungsjahr: „Bastian Bumen. Jakob Andres, Elter, Hafner, Meister in Arau anno 1806“. Einer Ausstattungsphase des späteren 19. Jh. gehören die Tannenriemenböden, die Füllungstüren (wovon eine mit älterem Rollband) sowie ein Teil der Täfer und Sichtbalken des Erdgeschosses an. Das übrige Wand- und Deckentäfer sowie die Böden sind modern. Die gesamte strassenseitige Hälfte des Obergadens befindet sich mit den rauchgeschwärzten Decken und Wänden noch praktisch im originalen Zustand; weitestgehend unverändert belassen wurde die nördliche Kammer mit dem Schiebefensterchen. Ursprünglich sind hier auch die von Holznägeln und Einschubleisten zusammengehaltenen Brettertüren mit hölzernen Drehangeln und einfachem Holzriegel als Verschluss (Inneres gemäss Kurzinventar 1991).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31218
 

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