INV-BOT909 Schul- und Gemeindehaus, 1859-1860 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOT909
Signatur Archivplan:BOT909
Titel:Schul- und Gemeindehaus
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Bottenwil
Adresse:Hauptstrasse 64
Versicherungs-Nr.:64
Parzellen-Nr.:34
Koordinate E:2642861
Koordinate N:1237274
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2642861&y=1237274

Chronologie

Entstehungszeitraum:1859 - 1860
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Landschulhaus spätklassizistisch-biedermeierlicher Prägung, das 1859/60 errichtet und wohl 1900 um ein Geschoss aufgestockt wurde. Das am Äusseren weitgehend intakt erhaltene Gebäude ist zeittypisch schlicht gestaltet und wird durch regelmässige Fensterachsen streng gegliedert; seinen Blickfang bildet ein als Dachreiter aufgesetztes Uhrtürmchen. Ein bemerkenswertes Detail ist der um 1900 ergänzte Wandbrunnen. Typologisch ist das Gebäude der Kategorie des ländlichen Grossschulhauses zuzuordnen. Mit seinem stattlichen Baukörper überragt es die umliegenden Gebäude deutlich und bildet so in der Mitte des alten Dorfkerns ein überaus prägendes Element des Ortsbilds.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1859 beschloss die Gemeinde den Bau eines neuen Schulhauses, das nach seiner Fertigstellung 1860 neu ins Brandkataster aufgenommen und als „Schulhaus 2-stöckig mit Laube“ beschrieben wurde [1]. Wohl im Zug mit dem 1900 vermerkten „Abortanbau“ wurde das Gebäude um ein Geschoss auf seine heutigen drei Geschosse aufgestockt, wobei man die Dachgestaltung vermutlich vom ursprünglichen Bau übernahm. 1953 wurde bei einer Renovation die Treppe samt den Geschossdecken und Binnenwänden des Treppenhauses erneuert [2].
2015 erfolgte eine Aussenrenovation. Seit einigen Jahren wird das Gebäude nur noch beschränkt von der Schule genutzt. Es dient vor allem der Gemeinde; Teile sind aber auch als Geschäftsräume vermietet.
Beschreibung:Das Schul- und Gemeindehaus von Bottenwil vertritt den Typus des spätklassizistisch-biedermeierlich geprägten ländlichen Grossschulhauses. An die Strassenkreuzung mitten im alten Dorfkern aufgestellt, überragt es die anderen Häuser des Dorfs bei weitem und veranschaulicht damit einen Massstabssprung, der für den Typus allgemein charakteristisch ist und zur Entstehungszeit mit der allgemein niedrigeren ländlichen Bebauung oft noch deutlicher ausgeprägt war [2]. Der ursprünglich zweigeschossige verputzte Mauerbau besitzt seit der Aufstockung um 1900 drei Geschosse. Er präsentiert sich als kompakter, auffallend hochragender Baukörper, der zeittypisch schlicht gestaltet und durch Fensterachsen streng axialsymmetrisch gegliedert ist. Traufständig zur Strasse ausgerichtet, trägt er ein mittelsteiles gerades Satteldach mit kleinem Quergiebel. Einen Blickfang bildet ein kleines Uhrtürmchen, das ähnlich wie bei anderen Schulhäusern der Zeit als Dachreiter auf dem Hauptfirst sitzt und von einem Spitzhelm mit Firstkugel abgeschlossen wird.
Die stirnseitig drei und traufseitig sieben Fensterachsen sind im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss mit rechteckigen Sandsteingewänden besetzt, von denen nur jene an der witterungsexponierten westlichen Stirnseite Blockbänke besitzen. Die Fenstergewände im nachträglich aufgestockten dritten Obergeschoss sind etwas wuchtiger proportioniert und bestehen möglicherweise aus Zementguss. Fensterläden waren wie oft bei Schulhäusern wohl schon ursprünglich nicht vorhanden. Der Eingang liegt mittig an der traufseitigen Strassenfront und wird von einer zweiläufigen Freitreppe erreicht (erneuert). In der Mitte der westlichen Stirnseite liegt ein separater Eingang für das früher als Turnhalle genutzte Erdeschoss. Die Giebelfelder sind durch jeweils drei Einzelfenster in gestaffelter Höhe akzentuiert. Das Uhrtürmchen besitzt nach allen vier Seiten Zifferblätter, darüber die mit Jalousien verschlossenen Schallöffnungen.
Rückwärtig springt leicht aus der Mitte versetzt der von einem Querfirst abgeschlossene, halbgeschossig versetzte Abortanbau aus dem Jahr 1900 vor. Das Dach ist heute mit Falzziegeln eingedeckt. An die Nordostecke des Gebäudes und den Treppenhausrisalit schliesst ein wohl in den 1970er Jahren entstandener Anbau (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
An der östlichen Stirnseite des Schulhauses steht ein origineller, in Form und Dekorationsmotiven vom Jugendstilformen inspirierter Wandbrunnen aus Kunststein, der wohl ebenfalls beim Umbau von 1900 aufgestellt wurde. Er besitzt einen querliegendem Trog mit leicht konvexer Vorderwand und eine stichbogenförmig abgeschlossene, von zwei Pfeilern flankierte Rückwand. Die darin eingelassene Brunnenröhre entspringt einem als Löwenmaske skulptierten Relief auf rohbehauenem Grund, die Bildfelder der seitlichen Pfeiler zieren sitzende Äffchen.
Das Innere ist in üblicher Disposition mit geschossweise zwei Klassenzimmern zu beiden Seiten des zentralen Quergangs organisiert, der auch das 1953 erneuerte Treppenhaus enthält. Der halbgeschossig versetzte Abortanbau ist jeweils von den Treppenpodesten aus erschlossen. Die Raumausstattung ist modernisiert und den aktuellen Nutzungen angepasst.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938; Hasler 2008, S. 43; Boner / Kaufmann 1967, S. 71.
[2] Pläne im Bauarchiv.
[3] Vgl. Hasler 2008, S. 7, 24.
Literatur:- Ruedi Hasler, Schulhausbau auf dem Lande. Ein Text- und Bilderbuch mit Beispielen aus dem Bezirk Zofingen (Zeitraum 1803-2008), MAS-Arbeit Berner Fachhochschule Burgdorf, 2008 (Bibliothek Kantonale Denkmalpflege), S. 7, 24, 43.
- Georg Boner / Ernst Kaufmann, Chronik des Bezirks Zofingen, Zürich 1967, S. 71.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0609-0611, Brandkataster Gemeinde Bottenwil, 1850-1938.
- Gemeinde Bottenwil, Bauarchiv: Umbau 1953.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31266
 

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