Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1898 - 1899 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohn- und Geschäftshaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Historismus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Gottlieb Belart (iun.), Baumeister, Brugg (?) |
Würdigung: | Das 1898/99 errichtete "Bazar-Huus" ist ein Wohn- und Geschäftshaus mit aufwändige gestalteter Backsteinfassade und zeittypischem Mansarddach. In der Detailgestaltung zeigt es eine für den Historismus typische Formenvielfalt mit Stilelementen der Gotik, der Renaissance und des Barocks. Das Gebäude war eines der ersten Warenhäuser Bruggs im pulsierenden Geschäftsviertel südlich der Altstadt. Es bildet einen markanten Abschluss der einheitlichen Blockrandbebauung an der Ecke Annerstrasse/Hauptstrasse. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das 1898–1899 erbaute Wohn- und Geschäftshaus geht wahrscheinlich auf ein Projekt von Gottlieb Belart junior zurück, der auch die Pläne für das sehr ähnliche, nur ein Jahr später erstellte Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstrasse 20, 22 (Bauinventarobjekt BRU924) lieferte [1]. Das "Bazar-Huus", das eines der ersten Warenhäuser Bruggs beherbergte, entstand zu einer Zeit, als vor allem die westlich davon gelegene Hauptstrasse immer mehr zur Geschäftsstrasse wurde. Bauherr war der Weinhändler Samuel Simmen. 1926 kaufte der erfolgreiche Möbelbauer Traugott Simmen, der an der Hauptstrasse sein Möbelhaus hatte, das Gebäude [2]. An der östlichen Giebelfassade war wohl ehemals eine Erweiterung geplant. Ein entsprechendes Anbaurecht ist im Grundbuch eingetragen. Während die Strassenseite aufwändig dekoriert wurde, hat man die Rückfront mit einem einfachen Verputz versehen. 1945 gelangte die Liegenschaft in den Besitz der Familie Graf, die hier ein Schuhgeschäft betrieb. 1972 wurde die Ladenfassade im Erdgeschoss durchgreifend umgestaltet. Unter anderem wurde ein Vordach angebracht und die Zahl der Ladeneingänge von zwei auf einen reduziert. Im ersten Obergeschoss richtete man Büroräume ein, während im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss nach wie vor Wohnungen untergebracht sind. In neuester Zeit erhielt die Liegenschaft zwei Dachaufbauten und einen Balkon an der Schaufassade des ersten Obergeschosses. |
Beschreibung: | Das "Bazar-Huus" bildet als östlicher Kopfbau den Abschluss einer dreigeschossigen Häuserzeile an der Hauptstrasse/Annerstrasse. Der mit einem zeittypischen Mansarddach mit Dachterrasse ausgestattete Historismus-Bau zeigt gegen die Annerstrasse eine vierachsige Schaufassade. Die beiden mittleren Fensterachsen akzentuiert eine Lukarne, deren aufwendiger, rundbogiger Hausteinaufsatz eine an gotische Formensprache erinnernde, fialenartige Bekrönung trägt. Beidseitig davon sorgen Gauben mit steilem Walmdächlein für die Belichtung des seit der Bauzeit voll ausgebauten Mansardgeschosses. Die aufwendig gestaltete Sichtbackstein-Schaufassade weist an ihren Obergeschossen eine kleinteilige Lisenengliederung aus aufgesetzten Zementplatten auf, deren Form sich an den Fenstergewänden und am Giebel der Lukarne wiederholt. Die differenzierte Oberflächenwirkung wird durch renaissanceartig gestaltete Entlastungsbögen mit Lünettenmalerei über den Hauptgeschossfenstern noch gesteigert. Den eigentlichen Blickfang der Schaufassade bildet ein geschweifter Balkon auf blattbesetzten Volutenkonsolen, ausgestaltet mit einem bauchigen, neobarocken Schmiedeeisengländer. Die oberen Stockwerke sind durch zwei Gurtgesimse vom Ladengeschoss abgesetzt, wovon das untere auf Säulenkapitellen ruht. Im Gegensatz zur aufwendig gestalteten Strassenfassade zeigt die Rückfront einen schlichten Verputz. Die östliche Stirnseite ist in der Art einer Brandmauer vollkommen fensterlos ausgeführt. Die Erschliessung erfolgt über ein rückwärtiges Treppenhaus – dessen Holzstiege erhalten ist – und durchlaufende Mittelkorridore. Strassenseitig liegen eine grosse, mittig angelegte Stube und zwei grosse Zimmer, während Küche, Bad und ein Zimmer den rückwärtigen Bereich einnehmen. Die oberen Wohngeschosse bewahren weitgehend das Intérieur der Erbauungszeit, bestehend aus Gipsdecken mit schlichten Stuckspiegeln, Parkettböden, Knietäfer und profilierte Türgerichten (Inneres gemäss Kurzinventar 1996). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Gottlieb Belart junior übernahm die Baufirma von seinem gleichnamigen Vater 1892 (100 Jahre Bauen, o. S.). [2] Vgl. Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0123: Brandkataster Brugg, 1899–1938. |
Literatur: | - 100 Jahre Bauen. Entwicklungsgeschichte unseres Unternehmens. Kistler + Strasser AG Brugg, Brugg 1964. - Max Banholzer / Peter Bieger, Alt Brugg, Brugg 1984. - Max Baumann et al., Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005. - Georg Germann, Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA): Brugg, Typoskript, 1976 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bibliothek). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0123: Brandkataster Brugg, 1899–1938, [Band 1]. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31974 |
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