INV-DIW910 Hintere Eglezen 59, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DIW910
Signatur Archivplan:DIW910
Titel:Hintere Eglezen 59
Bezirk:Muri
Gemeinde:Dietwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hintere Eglezen
Adresse:Hintereglezen
Versicherungs-Nr.:59
Parzellen-Nr.:242
Koordinate E:2671694
Koordinate N:1223554
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2671694&y=1223554

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"1773" (Buffet mit Steinerwappen)
"Fürsprech Jacob Steiner FR[au] Barbara Peterman sein Ehegemahl 1796" (Zierkachel)
Würdigung:Im Kern wohl aus dem 17. Jahrhundert stammendes ehemaliges Schindeldachhaus (Tätschhaus), das im ausgehenden 18. Jahrhundert talseitig erweitert, nach 1850 mit Ziegeln eingedeckt und dabei mit einem etwas steileren Dach ausgestattet wurde. Mit dem Einbaubuffet von 1773, einem grün-schwarz patronierten Kachelofen von 1796, einer eingemauerten Wappentafel ebenfalls von 1796 und einem grossen zylindrischen Räucherofen im Dachraum sind überaus wertvolle Teile der historischen Wohnungsausstattung erhalten. Das stark renovationsbedürftige Gebäude hat somit für die Gemeinde einen hohen bau- und kulturgeschichtlichen Stellenwert. Als wichtiger, in seiner grossen Authentizität selten gewordener ländlicher Bauzeuge sollte es der Nachwelt erhalten und fachgerecht instand gestellt werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ein kräftiger eichener Schwellenkranz, welcher die westlichen zwei Drittel des heutigen Baukörpers einnimmt, deutet auf die Existenz eines kleineren, vierteiligen Kernbaus wohl aus dem 17. Jh. hin. Das zweigeschossig hochgeführte Ständergerüst dürfte von Beginn weg mit liegenden Flecklingen ausgefacht gewesen sein. Die ursprüngliche Anordnung der Räume mit Stube und Zimmer nach Süden sowie Küche und Küchenkammer nach Norden entspricht den heute noch bestehenden Verhältnissen im westlichen Teil des Hauses. Es ist davon auszugehen, dass der Hauptzugang des Hauses damals direkt in die Küche geführt hat.
Eine erste bauliche Erweiterung fand vermutlich im ausgehenden 18. Jh. statt, als das Gebäude um eine Raumachse (Esszimmer und Kammer) talwärts nach Ostern erweitert wurde. Die Jahreszahlen 1796 am Kachelofen und an der eingemauerten Wappentafel weisen mit grosser Wahrscheinlichkeit auf dieses Anbaudatum hin. Die östliche Giebelfront zeigt im Erdgeschoss Reste eines ehemals durchgehenden Brustriegels mit barocker Profilierung, welche ebenfalls ins ausgehende 18. Jh. anzusiedeln ist.
Gemäss Brandkataster war das Gebäude 1850 noch mit Schindeln eingedeckt [1]. Vom ursprünglichen, auf Firstständer abgestützten, schwach geneigten "Tätschdach" sind auf Dachbodenhöhe noch zwei abgesägte Hochstudstümpfe erhalten. Die Umdeckung dürfte kurze Zeit danach stattgefunden haben, ist doch im Brandkataster von 1875 bereits eine Ziegelbedachung verzeichnet. Anlässlich der Umdeckung wurde die Dachneigung etwas steiler gewählt und die Konstruktion mit einem stehenden Dachstuhl versehen. Wohl zur gleichen Zeit erfolgte eine Verbreiterung des Baukörpers, in dem auf der Hausrückseite eine geschlossene, ebenfalls in Ständerbauweise mit Fleckling-Füllungen ausgeführte Laubenfront hinzugefügt würde. Auf diese Weise ist beim rückwärtigen Hauseingang in die Küche eine wettergeschützte Vorzone entstanden.
Beschreibung:Hinter Eglezen ist ein abseits des Dorfes an der Strasse nach Fenkrieden gelegener Einzelhof, welcher sich aus einem ehemals schindelgedeckten Wohnhaus (Tätschhaus) aus dem 17./18. Jh. (Vers.-Nr. 59), einer inzwischen eingestürzten Stallscheune aus dem späten 19. Jh. (Vers.-Nr. 63), einem Holzschopf mit Trotte (Vers.-Nr.61) und einem Bienenhaus (Vers.-Nr. 62) zusammensetzt.
Das Wohnhaus erhebt sich als breitgelagerter Baukörper mit stirnseitiger Ausrichtung nach Osten ins Tal. Der Kernbau aus dem 17. Jh., welcher die westlichen zwei Drittel des Gebäudes einnimmt, zeigt einen überaus kräftigen eichenen Schwellenkranz mit zweizüngigen Schlössern im Eckverband. Die zweigeschossig aufgeführte Ständerwand weist Fleckling-Füllungen und holzgerahmte Einzelfenster in axialer, jedoch nicht streng regelmässiger Anordnung auf. Der östliche Erweiterungstrakt aus dem ausgehenden 18. Jh. zeigt einen ähnlichen Wandaufbau mit allerdings deutlich niedrigerer Schwelle. Das um die Mitte des 19. Jh. aufgesteilte Satteldach ist auf der Südseite mit einem gross dimensionierten Zwerchgiebel ausgestattet, welcher die Mittelachse des Hauses mit der Hauptstube hervorhebt.
Die Erschliessung des Kernbaus erfolgt auf der rückwärtigen Traufseite über einen geschützten Eingang direkt in die Küche. Rauchgeschwärzte Dachhölzer deuten auf die frühere Existenz eines zweigeschossigen offenen Raumes ohne Kaminabzug hin ("Rauchküche"). Nordwestlich schliesst an die Küche der ehemalige Vorratsraum an (heute Bad). Den südlichen Bereich des Kernbaus nehmen die Stube und die Nebenstube ein. Der mit der Hauserweiterung im späten 18. Jh. geschaffene giebelseitige Haupteingang öffnet sich auf einen Stichflur, von dem man südlich ins Esszimmer, nördlich in eine schmale Kammer sowie geradeaus in die Küche gelangt. Im Gang befindet sich auch die Treppe ins Obergeschoss mit den Schlafräumen; die ursprüngliche Erschliessung der oberen Räume dürft von der Küche aus erfolgt sein.
Die ältesten Ausstattungsteile aus dem 18. Jh. befinden sich im Esszimmer. Ein schmales, sorgsam gearbeitetes Einbaubuffet aus Kirschbaumholz trägt die Jahreszahl 1773 und das Wappen der Familie Steiner. Der Kachelofen auf kielbogenförmig ausgeschnittenen Sandsteinplatten ist mit grün-schwarz patronierten Kacheln mit Nelkenmuster aufgesetzt. Eine hellblau auf weissem Grund bemalte Zierkachel trägt die Inschrift "Fürsprech Jacob Steiner Fr[au] Barbara Peterman sein Ehegemahl 1796". In die Feuermauer neben dem Kachelofen eingelassen ist eine grosse, reich verzierte Sandsteinplatte mit dem Christusmonogramm IHS und dem Familienwappen der Steiner, einem aus einem Kelch aufsteigenden Geissbock. Das Wappen ist von den Initialen I [acob] ST[einer]" und der Jahreszahl 1796 umgeben. Unter der modernen Wandvertäferung dürfte ebenfalls noch ältere Bausubstanz vorhanden sein. Als eindrucksvoller kulturgeschichtlicher Zeuge steht im Dachraum ein mächtiger zylinderförmiger Räucherofen. Der niedrige Mauersockel des Gebäudes birgt zwei erheblich eingetiefte Trämkeller, die über traufseitige Aussenzugänge sowie über eine Innentreppe im Flur erschlossen sind.

Aktennotiz Besichtigung vom 23. Juli 2018 (PR)
Das Grundgerüst des Gebäudes, eine Ständerkonstruktion auf eichenem Schwellenkranz und mit horizontal eingefügten Kantholz-Füllungen (Flecklinge), ist weitgehend noch im ursprünglichen Zustand erhalten. Das ehemals schwach geneigte, mit Brettschindeln eingedeckte Dach wurde anlässlich der Umdeckung mit Ziegeln um die Mitte des 19. Jh. in mittelsteiler Form und mit grossdimensionierter Lukarne erneuert. Bemerkenswert ist auch die eingewandete Obergeschosslaube auf der nördlichen Traufseite. Im Innern ist der sechsteilige Hausgrundriss mitsamt den zumeist orignalen hölzernen Bin-nenwänden weitgehend erhalten. An wertvoller Ausstattung haben sich ein grün-schwarz patronierter Kachelofen mit Inschriftenkachel von 1796 und eine in die Binnenwand eingelassene Wappentafel ebenfalls von 1796 erhalten (Einbaubüffet von 1773 nicht mehr vorhanden). Von erheblicher nutzungs-geschichtlicher Bedeutung ist auch der mächtige zylinderförmige Räucherofen im Dachgeschoss.

Ehemals handelte es sich um eine grosszügige bäuerliche Hofanlage mit Wohnhaus (Vers.-Nr. 59), zugehöriger freistehender Stallscheune (ehem. Vers.-Nr. 60; heute abgebrochen), Holzschopf mit Trotte (Vers.-Nr. 61) und Bienenhaus. Beim nördlich des Hauses gelegenen Holzschopf mit Trotte (Vers.-Nr. 61) handelt es sich um einen schlichten Ständerbau mit vertikaler Bretterschalung, dem in einer Einzelbeurteilung keine wichtige bauliche Zeugenschaft zuzusprechen wäre. In seiner engen räumlichen und nutzungsgeschichtlichen Verbindung mit dem Hauptgebäude kommt ihm aber eine erhebliche Bedeutung zu. Das Gebäude befindet sich in einem stark renovationsbedürftigen Zustand (Dach, Teile der hölzernen Wandverkleidung). Die Grundsubstanz des schlichten Zweckbaus (Stän¬dergerüst, Deckenbalkenlagen) wird zum aktuellen Zeitpunkt aber als sanierungsfähig eingeschätzt. Demgegenüber befindet sich das Bienenhaus in einem derart schlechten, baufälligen Zustand, dass eine fachgerechte Sanierung mit Erhalt von wesentlichen historischen Bauteilen als unrealistisch eingeschätzt werden muss.
Anmerkungen:[1] Siehe Brandkataster.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Band 1, Basel 1996, S. 213, 241, 244, 271, 257, 351.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Brandkataster, CA.0001/0499-501, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar VIII - 11 49.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32862
 

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