INV-ENN902 Gemeindehaus und Altes Schulhaus, 1882-1883 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ENN902
Signatur Archivplan:ENN902
Titel:Gemeindehaus und Altes Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Ennetbaden
Adresse:Grendelstrasse 9
Versicherungs-Nr.:183
Parzellen-Nr.:1782
Koordinate E:2666037
Koordinate N:1259012
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666037&y=1259012

Chronologie

Entstehungszeitraum:1882 - 1883
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schul- und Gemeindehaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Kehrer & Knell, Architekten, Zürich
Inschriften:"Schulhaus 1883" (Portalgewände Treppenhausrisalit)
Würdigung:Spätklassizistisch geprägtes ehemaliges Schul- und heutiges Gemeindehaus, das 1882/83 nach Plänen der Zürcher Architekten Kehrer & Knell errichtete wurde. Das prominent über dem Dorfkern gelegene Gebäude ist ein spätklassizistischer verputzter Mauerbau, der zeittypisch nüchtern gestaltet und zurückhaltend instrumentiert ist. Trotz einiger Veränderungen ist sein ursprüngliches Erscheinungsbild noch ablesbar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das 1823/24 errichtete erste Ennetbadener Schulhaus stand unten im Dorf zwischen der alten Michaelskapelle und der Grendelstrasse [1]. 1882/83 liess man durch die Zürcher Architekten Kehrer & Knell den bestehenden Neubau errichten, der von Anfang an auch der Gemeindeverwaltung diente [2]. „Das Bauprojekt sah folgendes Raumprogramm vor: Keller, Gemeindearchiv, zwei grosse Schulzimmer für je 70 Schüler mit zweiplätzigen Schulbänken ‚neuster Construction‘, Lehrerwohnung, Gemeinderatszimmer, Wart- und Abtretzimmer, Zimmer für Arbeitsschule und ‚nötige Aborte‘“. [3]
Wegen der rasch ansteigenden Schülerzahlen wurde 1907 die Lehrerwohnung in ein zusätzliches Unterrichtszimmer umgewandelt. 1916 wurde das Gebäude partiell aufgestockt, um im Dachgeschoss behelfsmässig ein weiteres Schulzimmer einzurichten [4]. Weitere Erweiterungen der Ennetbadener Schule erfolgten durch Neubauten in der unmittelbaren Nachbarschaft. 1925 veranstaltete man zunächst einen grossangelegten Projektwettbewerb, um den bestehenden Bau durch eine Turnhalle und ein neues Verwaltungsgebäude zu einer umfassenden Anlage zu erweitern. [5] Nach deutlich reduziertem Programm wurde 1925-27 schliesslich die benachbarte Turnhalle errichtet [6]. 1936 folgte das benachbarte neue Schulhaus [7].
1966 wurde ein grösserer Umbau vorgenommen, bei dem die talwärts gerichtete Hauptfassade einen Dachaufbau erhielt. Wohl seit diesem Zeitpunkt dient das ehemalige Schul- und Gemeindehaus ausschliesslich der Gemeindeverwaltung. Ein weiterer Dachausbau erfolgte 1973, weitere Umbauarbeiten 1982-84 [8]. Stark umgestaltet wurde die Umgebung des Gebäudes durch den 2006 eröffneten Goldwandtunnel.
Beschreibung:Das ehemalige Schul- und heutige Gemeindehaus wurde über dem Dorf auf einer Terrasse des zur Entstehungszeit noch weitgehend unverbauten Lägernhangs errichtet und tritt dadurch schon aus der Distanz prominent in Erscheinung. Der mit einem flachen Walmdach abgeschlossene zweigeschossige Baukörper ist in zeittypisch nüchternen spätklassizistischen Formen gehalten. Er zählt an der talwärts gerichteten Vorderfront sieben Fensterachsen, wobei die Mittelachse mit gekuppelten Lichtern versehen und als Risalit ausgebildet ist; die Schmalseiten sind zweiachsig gestaltet. Die Gebäudekanten und der nur um Mauerstärke vortretende Mittelrisalit werden von gequaderten Ecklisenen gefasst. Als horizontales Gliederungselement dient ein um den Hauptbaukörper laufendes Sohlbankgesimse; den Fassadenabschluss bildet ein Konsolgesimse. Die an den Längsseiten einzeln, im Mittelrisalit und an den Schmalseiten doppelt gesetzten spätklassizistischen Rechteckfenster besitzen im Obergeschoss simsförmige Verdachungen. Ursprünglich wurde der Mittelrisalit über dem Obergeschoss von einem flachen Frontispiz (ausgeschiedenes dreieckiges Giebelfeld) abgeschlossen; seine heutige Erscheinung mit den seitlichen Anbauten im zweiten Obergeschoss ist Resultat des Umbaus von 1966. Über der südlichen Schmalseite wird die Dachfläche von einer jüngeren Schlepplukarne unterbrochen.
Heute erfolgt der Zugang zum Gebäude von der Rückfront her. Dieser ist mittig ein schlichter gestalteter Quertrakt vorgebaut, der neben dem Treppenhaus auch Nebenräume und Toilettenanlagen enthält. Eher versteckt an seiner Flanke und damit an ungewöhnlicher Stelle lag von Anfang an der Eingang, der von einem jüngeren Vordach beschirmt wird. Er besitzt noch das ursprüngliche, mit einer profilierten Verdachung versehene Portalgewände, das am Sturz die Inschrift "Schulhaus" und das Baudatum 1883 trägt. Das Türblatt mit hübsch vergittertem Licht ist in jüngerer Zeit verschwunden.
Das Gebäudeinnere wurde mehrfach modernisiert und hat keine bauzeitliche Ausstattung bewahrt.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
- Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996, Nr. 5.
Anmerkungen:[1] Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 47.
[2] Hoegger Kdm AG VI 1976, S. 357; zu Jacques Kehrer (1854-1908) und Karl Knell (sen., 1853-1901) vgl. Rucki / Huber 1998, S. 306f.
[3] Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 99.
[4] Ebd.
[5] Schweizerische Bauzeitung (SBZ), Bd. 85 (1925), S. 338-342.
[6] Hartmann / Seiler / Steigmeier 1994, S. 104.
[7] Kurzinventar 1998, Objekt ENN903 (entlassen aus dem Bauinventar 2015); Inventar Ennetbaden 1996, Nr. 22.
[8] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv, Umbaupläne.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 125.
- Martin Hartmann / Christophe Seiler / Andreas Steigmeier, Ennetbaden. Dorf, Bäder, städtische Siedlung, Ennetbaden 1994, S. 98f.
- Peter Hoegger, Baden, Ennetbaden und die oberen Reusstalgemeinden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI), Basel 1976, S. 357.
- Isabelle Rucki / Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel u.a. 1998, S. 306f. (zu den Architekten Kehrer & Knell).
Quellen:- Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Umbaupläne und Bauakten 1966, 1973, 1982-84.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33912
 

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