INV-GEB901 Ev.-ref. Pfarrhaus, 1767 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GEB901
Signatur Archivplan:GEB901
Titel:Ev.-ref. Pfarrhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Gebenstorf
Adresse:Hinterrebenstrasse 18
Versicherungs-Nr.:63
Parzellen-Nr.:572
Koordinate E:2660541
Koordinate N:1259345
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660541&y=1259345

Chronologie

Entstehungszeitraum:1767
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Pfarrhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Autorschaft:Niklaus Sprüngli (1725-1802), Architekt, Bern
Würdigung:Pfarrhaus von 1767, das durch den bernischen Staatsarchitekten Niklaus Sprüngli erbaut wurde. Der kubische zweistöckige Putzbau, der von einem Walmdach mit hochliegendem Knick abgeschlossen wird, orientiert sich an der Berner Architektur des Barock. Er fällt ebenso durch seine guten Proportionen und das sorgfältig gestaltete Portal auf wie durch die unterschiedliche Gliederung von Vorder- und Rückfassade. Zusammen mit der 1889-91 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichteten Reformierten Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt GEB001) und dem ebenfalls an einem altem Standort errichteten Kirchgemeindehaus bildet das Gebäude einen in sich geschlossenen Kirchenbezirk, der auf dem Geländesporn im Wasserschloss von alters her weithin sichtbar ist und in der Fernwirkung gewissermassen als Pendant zur Katholischen Pfarrkirche (Bauinventarobjekt GEB902) erscheint.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Baugeschichte nach dem Kunstdenkmäler-Band von Peter Hoegger: „Ein spätmittelalterliches Pfarrhaus wurde 1559/60 unter Hofmeister Pfister aus Königsfelden abgebrochen und durch einen gemauerten Giebelbau ersetzt. 1767 liess Bern nach Plänen seines Werkmeisters Niklaus Sprüngli abermals einen neuen Prädikantensitz errichten; dabei wurden Mauerteile des Vorläuferbaus wiederverwendet; den Dachstuhl konstruierte Zimmermeister (Felix oder Daniel) Koprio aus Windisch.“ [1]
1959 wurde eine Fassadenrenovation vorgenommen und gleichzeitig eine nachträglich angefügte Laube auf der Nordwestseite durch einen gemauerten Annex ersetzt. Weitere Renovationen erfolgten 1970 und 2011, beide Male mit Ersatz des nordwestlichen Anbaus [2].
Beschreibung:Beschreibung nach dem Kunstdenkmäler-Band von Peter Hoegger: „Das stattliche, zweigeschossige Pfarrhaus steht an der Westkante des exponierten Kirchenhügels, wenige Schritte südlich vom Gotteshaus. Die starke Knickung seines Walmdachs und der an seinen Hauptfassaden zum Ausdruck gebrachte Gliederungskontrast sind in der Pfarrhausarchitektur des östlichen Aargaus ungewohnt und spiegeln etwas von der charakteristischen Eigenwilligkeit des stadtbernischen Planautors. Talwärts präsentiert sich das herrschaftlich wirkende Haus mit fünf nüchtern aneinandergereihten äquivalenten Fensterachsen, die keine grösseren Mauerintervalle sichtbar lassen; die rückwärtige, über den Hügel zugängliche Eingangsfassade beschränkt sich auf drei Achsen, die in einem spannungsvollen Wechsel mit den geschlossenen Wandpartien stehen und deren Instrumentierung nach der Mitte hin effektvoll gesteigert ist. Das zentrale, über einer Vortreppe liegende Portal hat ein gekehltes, von künstlichen Fugenschnitten belebtes Stichbogengericht. Seitlich wird es von zwei stehenden Ochsenaugen begleitet; über seinem Schlussstein sitzt ein verkröpfter Schweifgiebel, der sich mit dem Sims des kräftig profilierten Mittelfensters im Obergeschoss verbindet.
Die Wohn- und Arbeitsräume des Hauses sind modernisiert; der Dachstuhl Zimmermeister Koprios ist erhalten. Die diagonal gerichteten, nur hälftig ausgebildeten Böcke unter den Dachgraten lehnen sich unvermittelt gegen die Kehlbalken der nächstliegenden Hauptbinder. Unter den Walmen sind je zwei Sparren durch Streben verstärkt. In dieser Einzelheit unterscheidet sich das Dachwerk in Gebenstorf von den Stühlen Grubenmanns in Würenlos, in welchen jeweils nur der mittlere Walmsparren von einer Strebe unterfangen wird.“ [3]
Innerhalb des Werks von Sprüngli gehört das Gebäude zu einer ganzen Reihe von Pfarrhäusern, welche der Architekt in den bernischen Gebieten entweder renovierte oder neu erstellte. Während er sich in der Regel für den giebelbetonten Typus mit bernischem Ründedach entschied, bildet das Pfarrhaus von Gebenstorf das eine von lediglich zwei bekannten Beispielen, bei denen sich Sprüngli für einen längsbetonten Bau mit Vollwalmdach entschied, was hier wie dort wohl mit der Hanglage und der damit nahegelegten Betonung der Längsseite zu erklären ist [4].
Der Hauptfassade des Pfarrhauses gegenüber steht ein 1985/86 nach Plänen von Architekt Andreas Aebli in Turgi erbautes neues Kirchgemeindehaus (nicht Teil des Schutzumfangs). An derselben Stelle standen bereits mehrere Vorgängerbauten: vielleicht schon eine Pfarrscheune von 1586, jedenfalls aber eine Pfrund- und Zehntenscheune von 1737 und schliesslich Neubauten von 1862 und 1915. Als deren Nachfolger bildet das Kirchgemeindehaus die östliche Platzwand des Kirchenbezirks und erscheint so als jüngeres Gegenstück zum Pfarrhaus [5].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 45f. Vgl. zu Niklaus Sprüngli (1725-1802) allg. Schnell 1999.
[2] Ebd.; Pläne im Gemeindearchiv.
[3] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 46.
[4] Schnell 1999, S. 67, zum Pfarrhaus von Erlenbach BE als Vergleichsbeispiel S. 66.
[5] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 46.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 45f.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 81.
- Dominik Sauerländer / Andreas Steigmeier „Wohlhabenheit wird nur Wenigen zu Theil“. Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf, Gebenstorf 1997, S. 46, 74 (histor. Ansichten).
- Dieter Schnell, Niklaus Sprüngli 1725-1802. Bauen für die Stadt und Republik Bern, Bern 1999 (zum Architekten), S. 67.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-GEB839.003 Ev.-ref. Parrhaus, 1767 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35088
 

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