INV-GEB918 Kraftwerk BAG, 1933-1934 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-GEB918
Signatur Archivplan:GEB918
Titel:Kraftwerk BAG
Bezirk:Baden
Gemeinde:Gebenstorf
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vogelsang
Adresse:Limmatstrasse
Versicherungs-Nr.:326
Parzellen-Nr.:4
Koordinate E:2660419
Koordinate N:1261123
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660419&y=1261123

Chronologie

Entstehungszeitraum:1933 - 1934
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Elektrizitätswerk

Dokumentation

Autorschaft:Schweizerische Broncewarenfabrik A.-G. (BAG), Turgi
Würdigung:Wasserkraftwerk von 1933/34, das als Teil der Fabrikanlage der BAG in Vogelsang entstand. Als kubisch geschlossener Putzbau mit knappem Walmdach und vertikal betonten, grossflächigen Fensteröffnungen ist das Maschinenhaus in einer traditionalistischen, zeittypisch strengen Formensprache gehalten. Es ersetzte einen Vorgängerbau, der direkt an das mächtige Fabrikgebäude des Gründungsbetriebs von 1861 angebaut war. Dem technischen Bauwerk, das sich am Äusseren bis heute weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten hat, kommt für die Geschichte des industriellen Ensembles damit ein erheblicher Zeugenwert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Brüder Johann Jakob und Heinrich Wanger, Unternehmer aus Zürich, erwarben ab 1860 über ihren Agenten Johann Jakob Stelzer, einen in Turgi zu Vermögen gelangten Tuch- und Spezereihändler, verschiedene Liegenschaften und liessen durch Stelzer im Frühling 1861 beim Regierungsrat ein Wasserrechtskonzessionsgesuch einreichen [1]. Mit der Genehmigung im August 1861 erhielten sie etwas weniger als die Hälfte des Limmatwassers zugeteilt, während der grössere Teil an die in Turgi tätigen Gebrüder Bebié ging. Diese hatten als Konkurrenten offenbar von dem Vorhaben Wind bekommen und gleichzeitig ein Konzessionsgesuch für das gegenüberliegende Limmatufer eingereicht. 1862 wurde die Spinnerei Vogelsang durch die Gebrüder Wanger in Betrieb genommen, wobei sie mit rund 20'000 Spindeln unter allen schweizerischen Spinnereien etwa an 15. Stelle lag. Die Pläne der Gebrüder Bebié hingegen blieben schliesslich unrealisiert. Knapp zehn Jahre nach der Gründung gelangte die hochverschuldete Firma zur Steigerung und ging mit allen Gebäuden, Grundstücken, Kraftwerk sowie einer „vollständigen Dampfheizung und Gasbeleuchtung“ an die Schweizerische Kreditanstalt über. Diese konnte die Anlage bereits 1873 mit einigem Gewinn an die Kunz’sche Spinnerei in Windisch weiterverkaufen, die unter den neuen Teilhabern Hans Wunderly-von Muralt, Paul Wunderly und Ernst Zollinger in kräftiger Expansion begriffen war. Als der Spinnereikonzern Kunz gegen Ende des 19. Jh. in eine Krise geriet, wurde der Betrieb in Vogelsang 1899 an den Metallwarenfabrikanten Wilhelm Egloff verkauft, der ihn 1909 in seine mit weiteren Teilhabern gegründete „Schweizerische Broncewarenfabrik A.-G.“ mit Hauptsitz in Turgi einbrachte (ab 1919 „BAG Turgi“). 1947 wurde das Fabrikgebäude nach einem Brand wiederaufgebaut. Nach der Einstellung des Produktionsbetriebs wurde die Firma 1998 in „BAG Immobilien“ umbenannt.
Das bestehende Kraftwerk wurde 1933/34 errichtet und ersetzte einen Vorgänger, der in der Position des ursprünglichen Radhauses mit mechanischer Kraftübertragung stirnseitig an das Fabrikgebäude angebaut war. Gleichzeitig mit dem Neubau erfolgte eine Verbreiterung und Vertiefung des Unterwasserkanals. Vor einigen Jahren wurden die technischen Einrichtungen erneuert und das Gebäude renoviert.
Beschreibung:Das Maschinenhaus des Kraftwerks sitzt rittlings über dem von der Limmat abgezweigten Fabrikkanal, etwa 50 Meter unterhalb des 1947 nach einem Brand partiell wiederaufgebauten Fabrikgebäudes. Der kubisch geschlossene Baukörper erhebt sich über annähernd quadratischem Grundriss und trägt ein knappes, ungebrochenes Walmdach mit Ziegeleindeckung; seine Fassaden sind mit einem zeittypischen Kratzputz versehen. Das Gebäude ist damit in einer für Kraftwerksbauten der Zwischenkriegszeit charakteristischen Weise ausgesprochen streng und karg gegliedert und hält sich an eine traditionalistische Formensprache, dies etwa im Gegensatz zum 1930-33 in prononciert modernen Formen errichteten Limmatkraftwerk der Stadt Zürich bei Wettingen/Neuenhof (Bauinventarobjekt WET911).
Zum Oberwasserkanal hin wird die Maschinenhalle von vier annähernd gebäudehohen, gewändelos ins Mauerwerk gesetzten Rechteckfenstern erhellt, welche in leichter Desaxierung die Vertikale betonen. Die Oberlichtzone, welche die Breite der darunterliegenden Fensterstreifen wiederholt, ist durch ein umlaufendes Gurtgesimse abgesetzt. Im Dach sitzt prominent ein lukarnenartiger Aufbau, von dem ursprünglich die Freileitungen ausgingen. An der südwestlichen Schmalseite öffnet sich mittig das grosse Einfahrtstor, das in strenger Geometrie von zwei schmalen vertikalen Fensterstreifen gerahmt und einem horizontalen Fensterband überhöht wird. Die gleichfalls dreiachsige Nordwestfassade wird von drei unterschiedlich breiten Fensterstreifen mit kleiner Eingangstür gegliedert. Die zum Unterwasserkanal gerichtete Rückfront zeigt, wohl in Entsprechung zur Aufstellung der Generatoren im Inneren, einen asymmetrischen Wechsel von geschlossenen und verglasten Fassadenbereichen.
Gemäss Konzession darf das Kraftwerk 5/12 des Limmatwassers verarbeiten, während der Rest von 7/12 dem Kraftwerk Stroppel vorbehalten ist [2].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Sauerländer / Steigmeier 1997, S. 75-77 u. 93-95 sowie Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss 1996.
[2] Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss 1996.
Literatur:- Der Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss im Raum Turgi-Untersiggenthal-Vogelsang (Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss, Dokumentation 5), Baden 1996
- Dominik Sauerländer / Andreas Steigmeier, „Wohlhabenheit wird nur Wenigen zu Theil“. Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf, Gebenstorf 1997, S. 75-77 u. 93-95.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35190
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds