Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-GRA901 |
Signatur Archivplan: | GRA901 |
Titel: | Kornhaus |
Bezirk: | Aarau |
Gemeinde: | Gränichen |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Dorf |
Adresse: | Mitteldorfstrasse 20 |
Versicherungs-Nr.: | 121 |
Parzellen-Nr.: | 407 |
Koordinate E: | 2649744 |
Koordinate N: | 1245577 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1695 |
Grundlage Datierung: | Literatur; Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kornhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1608 (über Eingang Treppenturm) |
Würdigung: | Von den Gnädigen Herren in Bern errichtetes obrigkeitliches Kornhaus von 1695, das 1847 in ein Schul- und Gemeindehaus umgebaut wurde und heute als Dorfmuseum dient. In seiner Gesamterscheinung bezeugt das Gebäude auf anschauliche Weise die beiden Hauptbauphasen: Im Kellergeschoss und im rückwärtigen Bereich hat sich mit dem runden Treppenturm ein wichtiger Bestandteil des spätgotischen Ursprungsbaus erhalten, während die Strassenseite wie auch die beiden Stirnfassaden von der spätklassizistischen Umgestaltung von 1847 geprägt sind. Zusammen mit dem nordwestlich benachbarten Bezirksschulhaus von 1890 (Bauinventarobjekt GRA902) definiert das "Chornhus" eine grosszügige Platzsituation, welche auf einer historischen Darstellung von 1910 besonders anschaulich zur Darstellung gelangt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Von alters her hatten in Gränichen ein alter Zehntenstock an der Wyna sowie vermutlich verschiedene weitere Gebäude zur Einlagerung des umfangreichen obrigkeitlichen Getreidezehnten gedient [1]. Als 1695 Lagerengpässe eintraten, beauftragte der Berner Rat den früheren Oberamtmann Christoph Steiger kurzfristig mit der Erstellung eines neuen Kornhauses. Hierzu wurde in zentraler Lage eine Liegenschaft von der verschuldeten Familie Widmer erworben, bei der es sich womöglich um den Vorgänger des Vogtshauses von 1674 (kantonales Denkmalschutzobjekt GRA006) gehandelt hat. Denkbar ist, dass von diesem Vorgängerbau der gewölbte Keller und möglicherweise auch der Treppenturm mit dem kielbogigen Türsturz übernommen wurden. Die Herkunft des über dem Eingang angebrachten Totenkopfs mit der Jahreszahl "1608" konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Detaillierte Angaben zur Beschaffung des Baumaterials machen deutlich, dass es sich in den ursprünglichen Ausmassen um ein sehr stattliches Gebäude gehandelt haben muss. Rechtzeitig zur Ernte im Sommer 1696 stand das neue Gränicher Kornhaus für die Einlagerung des Getreides zur Verfügung [2]. Nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft ging das Kornhaus 1803 an den neu gegründeten Kanton Aargau über, der es 1840 an die Gemeinde Gränichen veräusserte. 1847 wurde die baufällige südliche Hälfte des Gebäudes abgebrochen und der übrige Teil zu einem Schul- und Gemeindehaus umgebaut [3]. Bis 1994 nutzte man das Gebäude vorerst noch zu Schulzwecken und später für die Gemeindeverwaltung. Nach einer umfassenden Renovation, bei der die Innenstruktur samt Deckenbalkenlagen sowie die Ausstattung des ehemaligen Gemeinderatszimmers verloren gingen, wurde im ehemaligen Kornhaus ein Dorfmuseum eingerichtet. |
Beschreibung: | Das ehemalige Kornhaus erhebt sich an ortsbaulich exponierter Stelle bei der Kreuzung von Lochgasse, Unter- und Mitteldorfstrasse. Vom Kernbau von 1695 ist an der südwestlichen Rückseite ein runder Treppenturm, ein sogenannter Schneggen, mit spätgotisch gekehlten Fenstern und achteckigem Spitzhelm (rekonstruiert) erhalten. Den eigentlichen Blickfang bildet das kräftige Eingangsportal aus Muschelkalk, dessen Sturz mit einer zeittypischen Kielbogenfase ("Eselsrücken") ausgestattet ist. Über dem Sturz ins Mauerwerk eingelassen ist eine Bauplastik aus Sandstein mit dem Relief einer totenkopfartigen Maske und der Jahreszahl 1608 (möglicherweise als Spolie eingesetzt). Im Inneren des Schneggen findet sich eine Wendeltreppe aus Muschelkalk, den Zugang zum Dachgeschoss bildet eine originale Brettertür mit aussen aufgedoppeltem Rahmenwerk. Der restliche Teil des Gebäudes ist, möglicherweise unter Einbezug von älteren Grundmauern, aus der Umgestaltung von 1847 hervorgegangen. Der klassizistisch geprägte Baukörper weist drei Vollgeschosse unter einem geraden Walmdach auf. Die dreiachsige strassenseitige Hauptfassade wie auch die zweiachsigen Schmalseiten sind regelmässig mit gekoppelten Rechteckfenstern in Gewänden aus Muschelkalk besetzt. In der Mittelachse der Strassenfront befindet sich die über eine Freitreppe erreichbare, breite Eingangstür mit rechteckigem Gewände ebenfalls aus Muschelkalk, an dessen Schlussstein die Jahreszahl 1847 und die Initialen SB zu lesen sind. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt die die prachtvolle zweiflüglige Füllungstür, welche mit Louis XVI-Motiven reich beschnitzt ist. Das Innere, welches bis zum jüngsten Umbau noch Ausstattungselemente aus dem 19. Jh. enthielt (Gemeinderatszimmer), ist heute modernisiert und als Museum eingerichtet. Noch dem Kernbau von 1695 zuzurechnen ist der in Längsrichtung des Gebäudes verlaufende Gewölbekeller. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte des Gränicher Kornhauses vgl. Kretz 1995; Widmer-Dean 2003, S. 244. [2] Kretz 1995, S. 24-27. [3] Kretz 1995, S. 35-41. |
Literatur: | - Franz Kretz, Gib uns auch morgen unser tägliches Brot, die wechselvolle Lebensgeschichte des Gränicher Kornhauses, Gränichen 1995. - Markus Widmer-Dean, Dorfgeschichte Gränichen, Gränichen 2003. - Gränichen, Bilder aus der Vergangenheit, Gränichen 1984. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002 (Abb. 324). - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 48. - Michael Stettler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 1: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Basel 1948, S. 154. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35712 |
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