INV-HEK918 Eichhofstrasse 9, 1839 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HEK918
Signatur Archivplan:HEK918
Titel:Eichhofstrasse 9
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Ortsteil / Weiler / Flurname:Eichhof
Adresse:Eichhofstrasse 9
Versicherungs-Nr.:1, 2
Parzellen-Nr.:1134, 727
Koordinate E:2659332
Koordinate N:1249153

Chronologie

Entstehungszeitraum:1839
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Spittel, Armenhaus

Dokumentation

Inschriften:"AMH 1839" (Hauseingang)
Würdigung:Stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau spätklassizistisch-biedermeierlicher Prägung, der 1839 abseits des Dorfes als Armenhaus der Gemeinde Hendschiken errichtet wurde. Der grosszügig bemessene, massiv gemauerte Wohnteil weist eine zeittypisch straffe Fassadengliederung mit regelmässigen Fensterachsen und zentral gesetztem Hauseingang auf. Der nordöstlich anschliessende Scheunentrakt zeigt eine gängige Nutzungsabfolge von Tenn und Stall (Mittertennhaus); im Laufe der Zeit hat er diverse rückwärtige Erweiterungen erfahren (Erweiterungen nicht Teil des Schutzumfangs). Wesentlich zum Erscheinungsbild des Hauses trägt der südlich vorgelagerte ehemalige Bauern- und heutige Ziergarten bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Inschrift am Sturz des Hauseingangs verweist auf das Baujahr 1839 und mit den Initialen "AMH" auf seine ehemalige Funktion als Armenhaus. Diese ist auf der Michaeliskarte von 1840 sogar speziell vermerkt (vgl. Bilddokumentation). Wie es beispielsweise auch in Suhr oder Buchs der Fall war, zogen es die Gemeinden damals vor, die neu erstellten Anstalten mit angegliedertem Landwirtschaftsbetrieb weit ausserhalb des Dorfes anzusiedeln [1]. In seiner geographisch-statistischen Beschreibung des Kantons Aargau bezeichnet Franz Xaver Bronner das Hendschiker Armenhaus als "neu und zweckmässig, mit 13 Zimmern ausgestattet"; gemäss seinen Angaben bot es damals Platz für 15 armengenössige Personen [2].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird der „Eichhof" als "zweistöckiges Wohnhaus (Armenhaus) samt Scheune von Stein und Holz mit gewölbtem und Webkeller unter Ziegeldach", in Besitz der Gemeinde, aufgeführt [3]. 1908 ging die Liegenschaft an Jakob Huber und Anna Huber Zobrist über.
Das in der Landwirtschaftszone liegende Gebäude hat 1985 und 2010 verschiedene Umbauten sowie ein Ausbau des Dachgeschosses samt Verbreiterung der rückwärtigen Laube erfahren [2]. Dabei blieb das gepflegte äussere Erscheinungsbild des ehemaligen Armenhauses bis heute gewahrt.
Beschreibung:Das ehemalige Armenhaus befindet sich weit abseits der alten dörflichen Bebauung, jenseits der Bünz zwischen dem jüngeren Ortsteil "Eichhof/Steiacher" und der Ortsverbindungsstrasse von Dottikon nach Othmarsingen. Der stattliche, langgestreckte Baukörper ist mit Firstrichtung Südwest-Nordost traufständig und um Gartentiefe zurückversetzt an einen alten Fussweg (heutige Eichhofstrasse) gestellt. Der grossvolumige längliche Baukörper erhebt sich als bäuerlicher Vielzweckbau in einer gängigen Nutzugsabfolge von Wohnteil, Tenn, Futtertenn und Stall (Mittertennhaus). Er schliesst mit einem durchlaufenden, nur knapp vorspringenden Satteldach, das noch mit alten Biberschanzziegeln eingedeckt ist. In regelmässiger Abfolge eingelassene Dachflächenfenster zeugen von einem jüngeren Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken (vgl. Baugeschichte).
Der mit seiner Vorderfront nach Südosten gerichtete zweigeschossige Wohnteil ist aus verputzten Bruchsteinmauern aufgeführt. Über die hintere Trauffassade zieht sich eine unter das Dach integrierte und stirnseitig durch einen Mauervorsprung geschützte Laubenfront (anlässlich des Umbaus von 2010 leicht verändert). Der Hauseingang besetzt die Mitte der siebenachsigen Vorderfront. Am rechteckigen Türgewände aus Muschelkalk setzt der skulptierte Schlussstein mit dem Baudatum 1839 und den Initialen "AMH" [für Armenhaus] einen gewissen Akzent. Ansonsten ist das äussere Erscheinungsbild zeittypisch schlicht gehalten und mit der regelmässigen Fensteranordnung streng axial gegliedert. Vor der Stubenfront erstreckt sich eine grossflächige Gartenanlage, welche früher wohl von den Bewohnern als Nutzgarten betrieben wurde und heute als gepflegter Ziergarten in Erscheinung tritt.
Das Hausinnere wird durch einen quer zum First geführten Mittelkorridor erschlossen. In den beidseitig anschliessenden Wohnungen nehmen jeweils die Stube und Nebenstube die südgerichtete Schauseite ein, während sich die Küche und weitere Kammern im rückwärtigen Bereich befinden. In der westlichen, äusseren Haushälfte befindet sich ein geräumiger Gewölbekeller (Hausinneres nicht gesehen; Angaben gemäss Grundriss Baugesuchsunterlagen).
Der nordöstlich an den Wohnteil anschliessende Ökonomietrakt gliedert sich in Tenn, Futtertenn und Stall. Die Stirnwand ist bis unter den First in Bruchsteinmauerwerk gefügt. Schlitzartige Lüftungsöffnungen im Giebelfeld, ein breites, von ausladenden Bügen gestütztes Schutzdach sowie axial angeordnete Rechteckfenster in den Vollgeschossen geben der weithin sichtbaren Wandfläche ein charakteristisches Gepräge. Mit Ausnahme der wohl nachträglich aufgemauerten Stallwand sind die Traufseiten in Ständerbauweise mit vertikaler Bretterschalung aufgeführt. Auf der Rückseite des Kernbaus schliesst eine jüngere Scheunenerweiterung unter Quergiebel an (Erweiterung nicht Teil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Der 1834 erbaute, unter kantonalem Denkmalschutz stehende Spittel von Suhr (SUR012) kam ausserhalb des Dorfes an der Strasse nach Hunzenschwil zu stehen. Das Armenhaus von Buchs (Bauinventarobjekt BUS903) erstellte man 1836 weit abseits des Dorfes an der Lenzburgerstrasse.
[2] Franz Xaver Bronner, Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert, St. Gallen und Bern 1844, S.209.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
[4] Gemeindearchiv Hendschiken, Baugesuchsakten.
Literatur:- Franz Xaver Bronner, Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert, St. Gallen und Bern 1844.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36438
 

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