Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | between 1870 and 1915 |
Grundlage Datierung: | Inschriften (Grabdenkmäler) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Baugruppe |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Grabmal |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Louis Wethli, Zürich (Grabdenkmal für Rudolf von Effinger); Arnold Hünerwadel, Lenzburg (Grabdenkmal für Julia von Effinger, 1915) |
Inschriften: | diverse |
Würdigung: | Vier Grabdenkmäler für Angehörige der Familie von Effinger von Wildegg, die nördlich der ehemaligen Begräbniskirche der Familie eine Gruppe bilden und sich in ihrer aufwändigen Gestaltung und qualitätvollen Ausführung von weiteren Grabdenkmälern im Kirchhof abheben. Die drei älteren der zwischen 1870 bis 1915 geschaffenen Gedenksteine sind mit Sockeln aus grob zubehauenen Kalksteinbrocken, künstlerisch teilweise äusserst aufwändig geschaffenen Skulpturen aus Marmor sowie Marmortafeln mit filigranen getriebenen Bleischriften ähnlich konzipiert und werden von einer niedrigen Buchsbaumhecke eingefasst. Das Erinnerungsmal des jüngsten Grabs, das für die 1912 verstorbene Julia von Effinger, der letzten Angehörigen der Familie, geschaffen wurde, gestaltet sich als liegender Stein mit geschweiftem Umriss und bronzenen Platten mit Inschriften und Familienwappen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Pfarrkirche von Holderbank wurde 1701-02 als Begräbniskirche der Familie Effinger von Wildegg anstelle der mittelalterlichen Kirche errichtet. Das Erbberäbnis befand sich in einem Gewölbe unter dem Chor, in das auch die Bestattungen aus dem 17. Jh. transloziert wurden. Bis zur Innenrenovation 1940-41 waren die zugehörigen Grabplatten im Fussboden des Chors eingelassen, aufgrund der Abnutzung wurden sie jedoch an die Wände des Kirchenschiffs versetzt. Bereits 1805 war der Kirchensatz an den Kanton Aargau übergegangen, weshalb die Kirche nicht mehr als Familiengrablege genutzt werden konnte [1]. Die hier beschriebene Gruppe von vier Grabdenkmälern wurde im Zeitraum von 1870 bis 1915 nördlich der Kirche aufgestellt. Eine Restaurierung erfolgte 2014. |
Beschreibung: | Die Gruppe von insgesamt vier Grabdenkmälern der Familie von Effinger befindet sich im Kirchhof, nördlich der Kirche. Die drei älteren Gräber werden von einer niedrigen Buchsbaumhecke gerahmt, das jüngste nimmt die Mitte davor ein.
Das älteste Grabdenkmal ganz links in der Reihe wurde für die 1870 verstorbene Julia von Effinger geschaffen. In den von einem Kreuz überhöhten Granitblock ist eine Marmortafel mit getriebener Bleischrift eingelassen. Die Grabinschrift lautet: "Hier ruht nach längerem Leiden / im Frieden des Herrn: / Frau / Julia von Effinger v. Wildegg / geb. von May v. Schöftland / geb. zu Schöftland 6. Juni 1809, / gest. zu Wildegg 11. Juli 1870. / Eph. II, 5. / Aus Gnaden bin ich selig geworden!"
Das mittlere der drei aufgereihten Grabdenkmäler wurde für den 1872 verstorbenen Rudolf von Effinger errichtet. Es ist aus einem grob zubehauenen Kalksteinblock gebildet, der im unteren Teil eine verwitterte, aus einzelnen Steinen gefügte Mauer vortäuscht und oben von einem masswerkartig skulptierten Kreuz aus weissem Marmor bekrönt wird. In den Block ist ein bronzener Tondo eingelassen, der das Profil des Verstorbenen im Relief zeigt. Die Marmortafel darunter trägt in getriebenem Blei die Inschrift: "Hier ruht im Herrn: / Rudolf von Effinger / von Wildegg. / geb. in Bern 25. Febr. 1803 / gest. zu Wildegg 29. Mai 1872. / Jak. 3, 18. / die Frucht aber der Gerechtigkeit / wird gesäet im Frieden, denen die den / Frieden hatten." Das Grabdenkmal ist am Schaft des Kreuzes signiert von Louis Wethli, Zürich [2].
Besonders aufwändig ist das Grabdenkmal ganz rechts für Pauline von Sinner (gest. 1906) gestaltet. Es besteht aus einem Sockel in Form eines grob zubehauenen, quaderförmigen Felsbrockens, in den eine Marmortafel mit getriebener Bleischrift eingelassen ist. Darauf ist eine aus weissem Marmor gehauene Grabplastik aufgestellt. Sie zeigt eine jugendliche Frauengestalt, die auf einer von Efeu überwachsenen Mauer sitzt und in der rechten Hand einen Blütenzweig hält. Neben ihr liegen auf verschiedenen Stufen der Mauer ein Kreuz mit einem Schmetterling als Symbol der unsterblichen Seele und eine Rose. Die Marmortafel an der Vorderfront des Sockels trägt die Inschrift. "Hier ruth die sterbliche Hülle der / Frau / Pauline von Sinner von Effinger / geb. 4. Jan. 1836 / entschlafen 6. April 1906. / Selig sind die Barmherzigen, / denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. / Matth. 6, 7." Das Grabdenkmal könnte ein Werk von Richard Kissling (1848-1919) [3] oder seinem Schüler Arnold Hünerwadel (1877-1945), Lenzburg, sein. Letzterer schuf 1915 den Gedenkstein für Julia von Effinger (siehe unten).
Der vor den drei älteren, durch eine Buchsbaumhecke eingefassten Grabdenkmälern liegende Gedenkstein wurde für die 1912 verstorbene Julia von Effinger geschaffen. Die ohne Nachkommen gebliebene Julia von Effinger vermachte das Schloss Wildegg zuhanden des Schweizerischen Landesmuseums der Eidgenossenschaft. Seit 2011 ist das Schloss Wildegg im Eigentum des Kantons Aargau. Das Grabdenkmal besteht aus einem leicht gebauchten Kunststein mit geschweiftem Umriss. Darin ist in der Mitte eine runde Platte aus Bronze mit dem Familienwappen eingelassen, oben und unten begleitet von nierenförmigen Inschriftentafeln. Die obere Tafel enthält die Inschrift: "Hier ruht in Gott Julia von Effinger von Wildegg, geboren den 28. Mai 1837, entschlafen den 25. Oktober 1912". Die untere Platte ist mit einem Bibelspruch nach Jes. 54,10 versehen. Das 1915 vollendete Denkmal ist ein Werk des Lenzburger Künstlers Arnold Hünerwadel. |
Anmerkungen: | [1] Zur Kirche und den Grabplatten der Effinger an den Schiffwänden: Stettler/Maurer 1953, S. 30-34. [2] Zu Louis Wethli (1842-1914): Schweizerisches Künstlerlexikon Bd. 3 (1913), S. 490; INSA Zürich (1992), S. 217. Die bedeutendsten Werke Wethlis sind das Polendenkmal in Rapperswil von 1869, die Gedenksteine für die verstorbenen internierten französischen Soldaten in Muri, Frauenfeld und Colombier von 1872, das Schlachtendenkmal auf dem Zürichberg von 1899 und das Grabdenkmal Konrad Ferdinand Meyers in Kilchberg von 1899. |
Literatur: | - Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 30-34. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37200 |
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