INV-JON912 Lettenstrasse 10, 1812 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-JON912
Signatur Archivplan:JON912
Titel:Lettenstrasse 10
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Jonen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Lätten
Adresse:Lettenstrasse 10
Versicherungs-Nr.:55
Parzellen-Nr.:395
Koordinate E:2672221
Koordinate N:1238582
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672221&y=1238582

Chronologie

Entstehungszeitraum:1812
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Nach dem Dorfbrand von 1811 entstandenes Bauernhaus, das in traditioneller Ständerbauweise mit Bohlen- und Flecklingfüllungen errichtet und mit einem ziegelgedeckten Satteldach ausgestattet wurde. Der äusserlich intakte Wohnteil zeigt mit den stirnseitigen Klebdächern und der traufseitigen Obergeschosslaube typische Merkmale des steilgiebligen Freiämterhauses aus dem frühen 19. Jahrhundert. In der inneren Raumorganisation mit Querküche und stirnseitig angeordneten Wohnräumen vertritt das Haus den Typus eines kleinbäuerlichen Vielzweckbaus.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Am 1. September 1811 wurde Jonen von einer grossen Brandkatastrophe heimgesucht, der ein Grossteil der damals strohgedeckten Bauernhäuser zum Opfer fiel [1]. Der Wiederaufbau wurde unverzüglich an die Hand genommen; schon 1812 entstanden 34 neue Häuser, die bis auf zwei Ausnahmen nun alle ein Ziegeldach erhielten. Da zwischen den einzelnen Bauten ein Mindestabstand von 150 Schuh vorgeschrieben wurde, ergab sich eine stärker aufgelockerte Bebauungsstruktur.
Im Zuge des Wiederaufbaus von 1812 wurde die Liegenschaft Lettenstrasse 12 südlich des alten Dorfkerns aufs damals noch freie Feld gestellt. Als Bauherr ist der damalige Gemeindeschreiber und Exerziermeister Jakob Huber (1785-1847) überliefert, der das Grundstück vom Vater seiner Ehefrau Elisabeth Widler erwerben konnte [2]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1812 ist die Liegenschaft als "zweistökiges Haus und Scheur von Stein und Holz, mit Ziegel gedekt", in den Händen von Jakob Huber, verzeichnet [3]. Bereits 1833 ging das Haus an Joseph Füglistaller (1797-1863) aus der Obermühle über [4]. Die Ehefrau seines Sohnes Leonz Füglistaller blieb in der Folge bis 1890 hier wohnhaft.
Im Ökonomieteil des Bauernhauses wurde später eine Schreinerwerkstatt eingerichtet. Der Wohnteil mit ausgebautem Dachgeschoss wird heute zu Wohnzwecken und als Kindertagesstätte genutzt.
Beschreibung:Der längsseitig an die Lettenstrasse gestellte Baukörper vereint unter steilem, leicht geknicktem Satteldach einen südseitigen Wohnteil und einen nordwärts anschliessenden Scheunentrakt zu einem kleinbäuerlich geprägten Vielzweckbau. Mit Ausnahme des Mauersockels, welcher aus gemörteltem Bruchsteinmaterial und Bollensteinen besteht, ist das ganze Gebäude in traditioneller Ständerbauweise erstellt. Das in einen Schwellenkranz eingezäpfte Ständergerüst ist zweigeschossig hochgeführt und mit verblatteten Kopfhölzern ausgesteift. Fassadenbündige Kanthölzer (Flecklinge) im Erdgeschoss sowie liegende Bohlen im Obergeschoss bilden die Wandfüllung. Die nach Süden gewandte Stirnfront des Wohnteils ist als eigentliche Schauseite ausgebildet. Fünf Einzelfenster im Erdgeschoss, deren vier im Obergeschoss sowie zwei grössere und eine darüber liegende kleinere Öffnung im Giebelfeld geben dem Gebäude ein nahezu regelmässiges, wenn auch nicht streng axiales Erscheinungsbild. Charakteristisch für die Innerschweizer und die Freiämter Hauslandschaft sind die stirnseitigen Schutzdächer (Klebdächer) wie auch die geschlossene Obergeschosslaube an der Trauffassade. Im Vergleich zur grosszügigen Befensterung der Stubenfront ist die strassenzugewandte Traufseite nur spärlich befenstert. Auf der Hausrückseite schliesst ein bretterverschalter Schopfanbau unter Schleppdach an den Hauptbaukörper an.
Vom Hauseingang gelangt man unmittelbar in die Küche, die als schmaler, quer zum First angeordneter Raum entlang dem Tenn verläuft. Von hier erschliessen sich die südseitig gelegene Stube und die Nebenstube. Im Obergeschoss wiederholt sich die Raumaufteilung mit der Diele über der Küche und Schlafkammern über den Wohnräumen. Das Dachgerüst ist als Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen und teilweise verblatteten Kopfhölzern betont traditionell ausgebildet (Hausinneres gemäss Bauernhausforschung 1988).
Am nördlich anschliessenden Scheunentrakt ist die ursprüngliche Nutzungsabfolge von Tenn und Stall noch ablesbar. Erhalten geblieben ist das grossflächige strassenseitige Tenntor, während der Stallbereich anlässlich der Umnutzung zur Schreinereiwerkstatt grössere Veränderungen erfahren hat.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bürgisser 1991, S. 22-23, 38-39.
[2] Bürgisser 1991, S. 189.
[3] Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938.
[2] Bürgisser 1991, S. 184.
Literatur:- Walter Bürgisser, Jonen. Aus der Vergangenheit von Dorf und Pfarrei, Jonen 1991 (2. erweiterte Auflage).
Quellen:- Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Jonen, III-11/24.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37692
 

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