Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | between 1730 and 1740 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Barock |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattliches barockes Gasthaus, das in seiner heutigen Gestalt wohl als Neubau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Seit dem 16. Jahrhundert als Taverne bezeugt, ist der „Engel“ seit dem frühen 18. Jahrhundert unter seinem heutigen Namen bekannt. Der in seiner äusseren Erscheinung fast vollständig intakt erhaltene Mauerbau liegt unter einem hohen, kräftig geknickten Walmdach. Mit seinem markanten, quer zur Strasse gestellten Gebäudevolumen und seiner breitgelagerten Schaufassade definiert er einen seitlich an die Strasse gelagerten Platzraum, wodurch ihm ein überaus hoher Situationswert im alten Dorfkern von Koblenz zukommt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gasthaus „zum Engel“ im Dorfkern von Koblenz ist eine altehrwürdige Taverne, d.h. ein mit obrigkeitlicher Bewilligung geführter (ehafter) Betrieb [1]. Seine Besitzergeschichte kann bis ins 16.Jh. zurückverfolgt werden. Bis ins frühe 19. Jh. war der „Engel“, dessen Name seit dem Beginn des 18. Jh. bezeugt, aber bestimmt schon länger in Gebrauch ist, das einzige Gasthaus in Koblenz [2]. 1729 waren Haupt- und Nebengebäude renovationsbedürftig. Da der Preis für das Wirtshaus bei der nächsten Handänderung im Jahre 1739 mit 3159 Gulden beträchtlich höher lag als wenige Jahre zuvor, dürfen wir annehmen, dass das Gebäude damals neu aufgerichtet wurde. Besitzer waren in dieser Zeit Franziska Stoss und ihr Mann Matthias Künzi von Klingnau. Deren Nachfolger wurde 1739 Konrad Kalt, Sohn des Gippinger Amtsuntervogts und seit 1722 Koblenzer Bürger. Zum Wirtshaus gehörten gemäss damaligem Kaufvertrag auch Scheune, Stallungen, Baum- und Krautgarten sowie Felder, Matten und Reben. Den Lehenzins hatte Kalt dem Landvogt in Baden sowie dem Bischof von Konstanz zu entrichten. Im Herbst 1857 wurde der „Engel“ vom damaligen Gemeindeammann Johann Blum um 11'714 Franken neuer Währung erworben und blieb in der Folge über mehrere Generationen im Familienbesitz. 1865 wurde im Gebäude eine Brauereivorrichtung eingebaut [3]. Unter Posthalter Adolf Blum befand sich auch das Postbüro jahrzehntelang in dem Gasthaus; in einem zugehörigen Ökonomiegebäude wurde eine Metzgerei betrieben. Um das Jahr 2000 wurde das rückwärtig auf der Nordostseite angebaute Vielzweckgebäude durch einen volumengleichen Neubau ersetzt. |
Beschreibung: | Das Gasthaus „zum Engel“ ist auf der Ostseite des alten Dorfkerns von Koblenz quer zur Landstrasse gestellt, so dass es mit seiner markanten Westfassade einen südlich an die Strasse gelagerten Platz definiert und mit der nördlichen Schmalseite den Strassenraum begrenzt. Der breitgelagerte zweigeschossige Mauerbau liegt unter einem mächtigen Walmdach mit kräftigem, hochliegendem Knick. Die nach Westen gewandte Schaufassade zeigt eine axialsymmetrische Gliederung durch sieben regelmässig verteilte Achsen, in denen schmucke spätbarocke Stichbogenfenster mit lippenförmig profilierten Simsen sitzen. Die gefalzten Steingewände tragen noch teilweise schöne hölzerne Jalousieläden wohl aus dem frühen 20. Jh., während andere ebenfalls in Holz erneuert sind. Die Schmalseiten sind mit drei ebenfalls regelmässigen Fensterachsen besetzt. An der Rückfront sind heute drei locker disponierte Fensterachsen zu sehen, während wohl zwei weitere von einem rückwärtigen Quergiebelanbau verdeckt sind. Eine gezahnte Putzquaderung aus der Zeit um 1900 fasst alle Gebäudekanten mit Ausnahme der vom Platz her nicht einsehbaren Südostecke; aus der gleichen Zeit dürfte der Besenwurf-Verputz stammen. Über den doppelläufigen Treppenaufgang (erneuert) in der Mitte der Schaufassade gelangt man zum breiten, stichbogigen Hauseingang, der von einem kräftigen Steingewände gefasst wird. Er öffnet sich auf einen durchlaufenden Korridor mit Hintereingang an der Ostfassade und Treppenaufgang im Hinterhaus. (Inneres nicht gesehen.) An die Nordostecke schloss früher ein Anbau aus dem frühen oder mittleren 19. Jh. an, der als gemauerter Vielzweckbau mit Wohnteil, Stall und Tenn traufständig längs zur Strasse gestellt war und mit seinem steilen Satteldach an das Dach des Hauptbaus stiess. Er ist heute durch einen volumengleichen Neubau ersetzt. Vor dem Haus steht auf dem Dorfplatz ein remisenartiges Nebengebäude (Vers.-Nr. 89). Es handelt sich um eine offene Gerüstkonstruktion mit geknicktem Sparrendach wohl aus dem späten 19. Jh.; heute ist darin eine Bar untergebracht. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A. |
Anmerkungen: | [1] Im Gegensatz zu den einfachen Pintenwirtschaften hatten Tavernen das Recht, Reisende zu beherbergen und ihnen warme Speisen anzubieten. Die Tavernengerechtigkeit war ein Lehen des Landes- oder Gerichtsherrn, dem dafür alljährlich ein bestimmter Lehenszins zu entrichten war. [2] Geschichtliches nach Welti 1948. [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0711-0713; Brandkataster Gemeinde Koblenz, 1851-1938. |
Literatur: | - H.J. Welti, Das Gasthaus „zum Engel“ in Koblenz, in: Erb und Eigen. Blätter für Lokalgeschichte und Volkskunde des Bez. Zurzach, 1948, S. 5-8. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0711-0713; Brandkataster Gemeinde Koblenz, 1851-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=38622 |
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