INV-KOB906 Strassenbrücke über den Rhein (=KOB839.006), 1931-1932 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-KOB906
Signatur Archivplan:KOB906
Titel:Strassenbrücke über den Rhein (=KOB839.006)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Koblenz
Adresse:zwischen Koblenz und Waldshut (D)
Koordinate E:2659774
Koordinate N:1273376
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2659774&y=1273376

Chronologie

Entstehungszeitraum:1931 - 1932
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Brücke

Dokumentation

Autorschaft:Badische Bauverwaltung, Karlsruhe
Würdigung:1931/32 erbaute Strassenbrücke über den Rhein, die als eiserne Vollwandträgerkonstruktion über Betonpfeilern ausgeführt wurde. Seit dem frühen 20. Jahrhundert geplant, ersetzte das Bauwerk eine Fähre, die für den Strassenverkehr auch nach dem Bau der Eisenbahnbrücke von 1859 (Bauinventarobjekt KOB904) die einzige Verbindung zwischen Koblenz und dem deutschen Waldshut herstellte. Mit der Vollwandträgerkonstruktion und den auf Eisenbeton-Caissons fundierten Flusspfeilern entspricht die Brücke der aktuellen Bautechnik in seiner Entstehungszeit. Mit ihrer leichten Wölbung und den über den Hauptträger seitlich vorkragenden Trottoirs erzielt sie in der Seitenansicht eine ausgesprochen schlanke und elegante Wirkung. Zusammen mit der unmittelbar benachbarten Eisenbahnbrücke von 1859 bildet sie ein für das Landschaftsbild prägendes Ensemble von Kunstbauten aus unterschiedlichen Entstehungszeiten, zu denen im weiteren Umfeld noch die beiden Aarebrücken von 1892 und 1936 (Bauinventarobjekte KOB905/907) hinzukommen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Auch nach dem Bau der Eisenbahnbrücke von 1859 (Bauinventarobjekt KOB904) bestand für den Strassenverkehr zwischen Koblenz und Waldshut weiterhin nur eine Fähre, welche den Rhein knapp oberhalb der Eisenbahnbrücke überquerte und um 1930 neben Passagieren täglich auch durchschnittlich fünf Pferdefuhrwerke, ein Dutzend Autos sowie Lastwagen und Busse beförderte [1]. Schon vor dem Ersten Weltkrieg bestand die Absicht, die Fähre durch eine feste Brücke zu ersetzen. Dank privater Zuwendungen gelangte zunächst allerdings 1903-06 die Zurzacher Rheinbrücke zur Ausführung, die von der badischen Seite nur unter der Bedingung des Baus einer Brücke zwischen Waldshut und Koblenz genehmigt wurde [2]. Ein Projekt der Badischen Wasser- und Strassenbaudirektion wurde im Sommer 1914 wenige Tage vor Kriegsausbruch genehmigt, kam wegen des Kriegs aber nicht zur Ausführung.
In der Zwischenkriegszeit wurde das Vorhaben wieder aufgenommen, wobei wiederum die Badische Bauverwaltung in Karlsruhe in Absprache mit der Aargauischen Baudirektion ein neues Projekt ausarbeitete, das sich konstruktiv an der nun aktuellen Vollwandbauweise orientierte [3]. Im Auftrag der beiden Bauverwaltungen schrieb das Wasser- und Strassenbauamt Waldshut im März 1931 die Arbeiten aus. Der Zuschlag ging für den Unterbau und die Eisenbeton-Fahrbahn an die im Wasserbau und Kraftwerksbau tätige Baufirma Dr. Gottlieb Lüscher in Aarau [4], für den Vollwand-Eisenträger an die die A.-G. Eisenbau Wyhlen (Baden). Bereits im September 1931 begann man mit der Ausführung des Unterbaus, und im Winter 1931/32 wurden die Flusspfeiler mittels Druckluft-Caissons fundiert. Die eiserne Tragkonstruktion wurde auf der Waldshuter Seite montiert und über Pfahljoche zwischen den Pfeilern vorgeschoben. Am 27. November 1932 konnte die Brücke feierlich eingeweiht werden.
1981 wurde die Fahrbahnplatte ersetzt [5].
Beschreibung:Die Strassenbrücke besteht aus einer schwachgewölbten eisernen Vollwandträgerkonstruktion, die sich dreifeldrig auf zwei Flusspfeiler abstützt [6]. Sie liegt parallel zur Eisenbahnbrücke von 1859 mit einem Abstand von rund 100 Metern flussabwärts und überspannt zwischen den beiden landseitigen Widerlagern eine Länge von insgesamt 128 Metern, wobei die Spannweite der mittleren Öffnung 54.9, jene der beiden seitlichen 36.6 Meter beträgt. Die Wahl einer besonders schlanken Konstruktion war dabei durch die engen Zufahrtsverhältnisse auf der Koblenzer Seite und durch die für die Rheinschiffahrt damals vorgesehenen 6 Meter Durchfahrtshöhe bedingt.
Die beiden Vollwandträger aus Stahl tragen über genietete Querträger und sekundäre Längsträger eine aus Eisenbeton erstellte Fahrbahnplatte (1981 ersetzt), die 1.3 Meter unter der Oberkante der Hauptträger liegt und zusammen mit diesen einen trogförmigen Querschnitt bildet. Der Hauptträgerabstand beträgt 7, die Fahrbahnbreite 6.5 Meter. Die beidseitigen Trottoirs ruhen ausserhalb des Hauptträgers auf Konsolen, was den Träger in der seitlichen Ansicht besonders schlank erscheinen lässt. Verbunden mit seiner Wölbung erzielt das Bauwerk damit eine ausgesprochen elegante Wirkung.
Die beiden Zwischenpfeiler erheben sich über in den Flussgrund abgesenkten Eisenbeton-Caissons. Dabei handelt es sich um Körper mit glockenförmig nach unten geöffneten Arbeitskammern, die über Wasser betoniert und anschliessend an Hilfsgerüsten auf den Grund abgesenkt wurden. Mit Druckluft gefüllt, dienten die Caissons zunächst als Arbeitskammern für den Aushub, bevor sie als Fundierung der Brückenpfeiler ausbetoniert wurden. Der wegen des Baugrundes weiter abgesenkte linksseitige Caisson liegt mit seiner Unterkante rund 12 Meter unter der Flussohle.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Seiler 1990, S. 96-99
[2] Seiler 1990, S. 86-88
[3] Baugeschichte nach SBZ 1931, SBZ 1932 sowie Seiler 1990, S. 98f.
[4] Vgl. Ammann 1945.
[5] Neues Bauen 1996.
[6] Vgl. die technische Beschreibung in SBZ 1932.
Literatur:- Claudio Affolter, Station Koblenz. Erster Grenzbahnhof der Schweiz (Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 853), Bern 2009, S. 22-25.
- Christophe Seiler, Geschichte von Koblenz im 20. Jahrhundert, Koblenz 1990 (Sonderdruck aus: 5 mal 80 Jahre. Albert Stoll und sein Unternehmen, Kulturgeschichte des Bürostuhls, Geschichte von Koblenz und Waldshut, Koblenz 1990), S. 96-99.
- Schweizerische Bauzeitung (SBZ), Bd. 97 (1931), S. 195.
- Schweizerische Bauzeitung (SBZ), Bd. 99 (1932), S. 180f.
- Hektor Ammann, Der Bezirk Aarau. Heimatgeschichte und Wirtschaft des Bezirks Aarau, Zürich 1945, Teil 2: Industrie, Handel und Gewerbe, S. 101.
- Neues Bauen im Kanton Aargau, 1920­1940, Hrsg.: SIA Sektion Aargau, Kanton Aargau, Aargauer Heimatschutz, Baden 1996, S. 85.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=38652
 

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