INV-LEN902B Aavorstadt 10, 1750 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN902B
Signatur Archivplan:LEN902B
Titel:Aavorstadt 10
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Hist. Name Objekt:"zum Latärnli"
Adresse:Aavorstadt 10
Versicherungs-Nr.:453
Parzellen-Nr.:311
Koordinate E:2655866
Koordinate N:1248687

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1750
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Dreigeschossiges barockes Bürgerhaus, das kurz nach der Erweiterung des Stadtgebiets um die Aavorstadt im Jahr 1745 entstanden sein dürfte. Der verputzte Mauerbau, der sich mit einer symmetrischen dreiachsigen Stichbogenbefensterung zur Gasse wendet und von einem geknickten Satteldach abgeschlossen wird, ist in seiner äusserlichen Erscheinung wie auch im Inneren weitgehend intakt erhalten und bewahrt unter anderem zwei grüne Kachelöfen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Er bildet zusammen mit den südlich anstossenden Nachbarhäusern Aavorstadt 12/14 (Bauinventarobjekt LEN902C) eine geschlossene Zeile, die in ihrer zurückgestaffelten und abgesenkten Stellung noch das alte Alignement der Aavorstadt und das einstige, 1856 korrigierte Strassenniveau dokumentiert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus, das unter dem Hausnamen „zum Latärnli“ bekannt ist, dürfte wie die weiteren Häuser an der Aavorstadt kurz nach 1745 entstanden sein, als man das Burgerziel über die mittelalterliche Stadtgrenze hinaus erweiterte [1]. Es bildet zusammen mit den Nachbarhäusern Aavorstadt 12 und 14 (Bauinventarobjekt LEN902C) eine zurückgestaffelte und gegenüber dem heutigen Strassenniveau abgesenkte Häuserzeile, die noch das ältere Alignement (Fluchtlinie) und Niveau der Aavorstadt markiert. Auf diese Fluchtlinie nehmen die Beratungen Bezug, die im Vorfeld des Baus des „Dietschihauses“ Aavorstadt 6 (Bauinventarobjekt LEN902A) geführt wurden, als der Rat dem dortigen Bauherrn J. J. Halder erlaubte, seinen 1765/66 realisierten Neubau ein Stück weit über die Flucht der Nachbargebäude vorzuziehen [2]. 1856 wurde durch Ing. Alois von Negrelli (1799-1858) eine Strassenkorrektion ausgeführt, wodurch das Haus in seine heutige abgesenkte Lage kam [3]. Damals muss auch die Stützmauer samt Zugangsrampe zum Niveau der alten Hausplätze entstanden sein.
Wohl im Lauf des 19. Jh. entstand ein rückwärtiger Abortrisalit. Im Inneren wurden im Lauf des 20. Jh. keine eingreifenden baulichen Veränderungen vorgenommen. Vor der Rückfassade erstellte man um 1980/90 einen Balkonvorbau sowie einen Erdgeschossanbau in Stahl und Glas.
Beschreibung:Das Haus Aavorstadt 10 ist Teil einer Zeile schmalerer, niedrigerer Häuser, die wie das Haus „zum alten Landgericht“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN024) seit der Höherlegung der Strasse im Jahr 1856 gegenüber der stadteinwärts anschliessenden Zeile etwas zurückgestaffelt und stark versenkt stehen. Es handelt sich um einen dreigeschossigen verputzten Mauerbau unter einem kräftig geknickten Satteldach mit doppelter Biberschwanzdeckung und weitem Dachüberstand. Das barocke Fassadenbild gleicht jenem des 1765 erbauten „Dietschihauses“ (Bauinventarobjekt LEN902A) vor der Aufstockung: Drei gleichmässig verteilte Fensterachsen gliedern die Gassenfassade; die in Muschelkalkstein gehauenen Stichbogengewände besitzen einen Ladenfalz und zeittypisch lippenförmig gerundete Simse. Das im Erdgeschoss untergebrachte Ladenlokal besitzt ein stichbogiges Einzelfenster und eine breitformatige, gleichfalls stichbogige Tür; der Hauseingang ist seitlich angeordnet. Die vorhandene blockförmige Fensterbank wurde wohl nachträglich erneuert. Die Rückfront ist zu einem schmalen Gartengrundstück hin orientiert. Hier springt seitlich ein Abortrisalit vor. Im einspringenden Winkel erhebt sich ein Balkonturm samt Erdgeschossanbau, der als Stahl-Glas-Architektur der Zeit um 1980/90 ausgeführt ist.
Das Hausinnere wird über einen durchlaufenden erdgeschossigen Quergang und mittig daran anstossende Geschosstreppen erschlossen. Die beiden Wohngeschosse sind nach üblichem Schema dreiraumtief mit innenliegender Küche organisiert. Beide Wohnungen bewahren noch teilweise einfaches gestemmtes Täfer samt entsprechenden Wandschränken aus dem 19. Jh.; die Böden sind jüngeren Datums. In den gassenseitigen Wohnzimmern stehen zwei grüne, in den Details leicht unterschiedlich gestaltete Kachelöfen mit Sitzkunst aus dem früheren 19. Jh., jener im ersten Obergeschoss signiert „Johanne [sic] Seiller“. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl. Ein parallel zum First orientierter Gewölbekeller erstreckt sich unter dem rückwärtigen Hausteil.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. Von der Mitte des 16. zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Weg vom Mittelalter zur Neuzeit, Aarau 1984 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 96), S. 44f. (mit Abb.); Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 85.
[2] Das Vorhaben wurde Halder nicht im vollen gewünschten Umfang gestattet: „… können M[eine] H[erren] selbst ihme sein Vorhaben nicht gestatten, wohl aber wollen sie ihme zugeben, um einiche Schuh nach massgab der bereits aussenher neü-erbauten Häusseren fürwehrts zu fahren, zu welchem Endt sowohl für Ihme als auch für andere, so an diesser Gass wohnen, Zihl-Steine gesetzt werden sollen" (Ratsmanual vom 7.9.1764, zit. nach Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation). – Die vorgerückte Fluchtlinie übernahm man auch für die benachbarten Häuser Aavorstadt 4 und 8, die 1810-13 bzw. 1778/88 realisiert wurden. Vgl. auch Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 87-89 sowie Bauinventarobjekt LEN902A.
[3] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, (Michael Stettler / Emil Maurer, vor 1953).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39264
 

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