INV-LEN920 Villa Gartenstrasse 17, 1922-1923 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN920
Signatur Archivplan:LEN920
Titel:Villa Gartenstrasse 17
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Neumatte
Hist. Name Objekt:Villa Frey
Adresse:Gartenstrasse 17
Versicherungs-Nr.:1011, 1046 (Garage)
Parzellen-Nr.:2054
Koordinate E:2655554
Koordinate N:1248417

Chronologie

Entstehungszeitraum:1922 - 1923
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Karl Schneider (1884-1959), Architekt, Aarau
Würdigung:Stattliche Villa in gepflegten, zeittypisch strengen Neobarockformen, die 1922/23 nach Plänen des Aarauer Architekten Karl Schneider für Heinrich Frey-Zschokke errichtet wurde. Das Gebäude, das durch kräftige, gefugte Pilaster mit Volutenkapitellen gegliedert wird und ein steiles, geknicktes Walmdach trägt, besass bereits ursprünglich eine über einen offenen Durchgang an das Haupthaus angeschlossene Garage. Vor einigen Jahren sorgfältig restauriert, präsentiert es sich in seiner äusseren Erscheinung intakt erhalten und bewahrt auch noch die qualitätvolle bauzeitliche Innenausstattung; der grosszügige Garten besitzt noch die originale Einfriedung und die wohl ebenfalls bauzeitliche gepflästerte Vorfahrt. Der Bau ist die älteste von drei stilistisch ähnlichen Neobarockvillen, die im Verlauf weniger Jahre auf der Ostseite der Gartenstrasse entstanden (vgl. Bauinventarobjekte LEN919, 942); südlich schliesst auf der gegenüberliegenden Strassenseite die wenig ältere Villa Kulmerweg 3 (Bauinventarobjekt LEN952) an.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa Gartenstrasse 17 wurde 1922-23 nach Plänen von Architekt Karl Schneider (1884-1959), Aarau, für Heinrich Frey-Zschokke errichtet [1]. Von der renommierten Glasmalerei Huber-Stutz & Cie. in Zürich bezog man gemäss Inschrift die Verglasung des Treppenhausfensters.
2008 erfolgte eine sorgfältige Renovation.
Beschreibung:Das stattliche Gebäude erhebt sich auf einem ausgesprochen grosszügigen Grundstück an der Einmündung der Gartenstrasse in den Kulmerweg. Es bildet die älteste einer Dreiergruppe von zeittypisch streng gestalteten Neubarockvillen, die im Verlauf weniger Jahre auf der Ostseite der Gartenstrasse in bevorzugter Wohnlage an der Hangkante zum Aabachtal errichtet wurden und noch heute von ihren Gartenanlagen umgeben sind (vgl. Bauinventarobjekte LEN919, 942). Südliches Nachbarhaus ist die rund zehn ältere, ebenso stattliche Villa Kulmerweg 3 (Bauinventarobjekt LEN952). Der breitgelagerte verputzte Mauerbau trägt ein steiles, mit Giebeldachlukarnen bestücktes Walmdach. Zum ursprünglichen Projekt der Villa gehörte bereits auch die nordseitig vorgelagerte Autogarage mit Vollwalmdach, die über einen Torbogen mit dem Haupthaus verbunden ist. Gequaderte Ecklisenen mit sorgfältig gearbeiteten Volutenkapitellen fassen den Hauptbaukörper und scheiden in der nach Süden gerichteten Gartenfassade eine dreiachsige Mittelpartie aus, die im Erdgeschoss vom halbkreisförmig vorkragenden Standerker des Salons betont wird. Das Erdgeschoss ist mit hohen, schlank proportierten Stichbogenlichtern besetzt, die durch Schlusssteine betont werden; die Obergeschossfenster haben etwas gedrungenere Rechteckform und konsolengestützte Simse. Eine grosse, dem Baukörper über die gesamte Fassadenbreite vorgelagerte Gartenterrasse wie auch der Balkon auf dem Standerker werden von Schmiedeeisengeländern mit geometrischen Motiven umfasst. In beiden Seitenachsen öffnen sich, für die Entstehungszeit modern, direkte Gartenausgänge (auf der Westhälfte der Terrasse ein Wintergarten von der Renovation von 2008).
Der repräsentative Hauseingang besetzt die Mitte der dreiachsigen östlichen Schmalseite und bewahrt das bauzeitliche Türblatt, das in der schmiedeeisernen Vergitterung die Initialen „FZ“ für die Bauherrenfamilie Frey-Zschokke zeigt. Er wird von einer Freitreppe mit originell gestaltetem Geländer aus Kugeln und geschweiften Rohren erreicht und von einem kleinen Balkon bekrönt. In der ebenfalls dreiachsigen Nordfassade stellt die Mittelpartie mit einem geschossübergreifenden Treppenhausfenster den Hauptakzent dar. Auf den segmentbogig geöffneten Verbindungstrakt zwischen Wohnhaus und Autogarage öffnet sich ein Nebeneingang, der heute als primärer Hauseingang genutzt wird. Gliederungselemente und Fensterrahmungen sind aus Kunststein gearbeitet. Fast durchgehend im Originalzustand erhalten sind die sorgfältig restaurierten bauzeitlichen Fenster samt Vorfenstern und hölzernen Jalousieläden. Der Keller verfügt über Umfassungsmauern aus Stampfbeton und eine armierte Hohlsteindecke, während das aufgehende Mauerwerk aus verputzten Backsteinen aufgeführt ist (gemäss Baueingabeplänen).
Das Innere zeigt das Raumprogramm einer grossbürgerlichen Villa. Der repräsentative Hauteingang mündet über einen als Entrée eingerichteten Stichgang in die zentral gelegene, zum Treppenhaus hin offene Diele, die vom Nebeneingang her über eine unscheinbare Tür betreten wird. Gartenseitig schlossen ursprünglich Speisezimmer, Salon und Wohnzimmer an, während Küche und Nebenräume nordseitig lagen; heute liegt die Wohnküche an der Südseite. Weitgehend intakt erhalten und sorgfältig restauriert ist der qualitätvolle bauzeitliche Innenausbau. Diele und Treppenhaus zeigen raumhohe Täferlisenen und dazwischengestelltes Knietäfer aus holzsichtigem Hartholz in zeittypisch strengen Neobarockformen. Den Bodenbelag bilden hier diagonal verlegte Zementplatten in schwarz-weissem Schachbrettmuster. An der Wand zum Salon steht mittig eine aufwendige Heizkörperverkleidung aus schwarzem Marmor. Die Zimmertüren sind mit barockisierendenen Felderungen geschmückt. Salon und Speisezimmer sind mit Stuckdecken, im Bereich des Erkervorbaus mit gestrichenem Täfer versehen. Der Vorplatz des Obergeschosses ist mit grossen, gleichfalls holzsichtigen Wandschränken ausgestattet. Wohl teilweise erneuert wurden die die Parkettböden im Erd- und Obergeschoss. Die geschossübergreifende, ornamental gestaltete Kunstverglasung des Treppenhauses trägt auf zwei wappenartig gestalteten Kartuschen die Inschrift „Erbaut in den Jahren 1922-1923 durch / Heinrich Frey-Zschokke von Gontenschwil in Lenzburg“; am Fuss sind die Signaturen von Architekt Karl Schneider sowie der Glasmalerei Huber-Stutz & Cie. in Zürich angebracht.
Der Garten, der von niedrigen Gehölzkulissen umgeben ist, besass früher einen dichteren Baumbestand. Eine mit Kopfsteinen gepflästerte, wohl bauzeitliche Vorfahrt von der Gartenstrasse und ein Fussweg vom Kulmerweg her dienen der Erschliessung des Hauses. Erhalten ist entlang beiden Strassen die bauzeitliche Einfriedung mit Mauerbrüstung, Pfosten und Schmiedeeisenzaun, in der sich ein von Kunststeinpfosten gerahmtes Einfahrtstor zur Gartenstrasse und eine Treppenanlage zum Kulmerweg öffnen. Westlich der ursprünglichen Garage steht ein grösseres, jüngeres Garagengebäude.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Pläne im Baugesuchsarchiv. Zu Karl Schneider, von dem auch die Villa Gartenstrasse 1 (Bauinventarobjekt LEN919) stammt, vgl. INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 11: Register, Zürich 2004, S. 253 (Lebensdaten und Hinweise auf Bauten in Aarau).
Quellen:- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Baupläne 1922.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39426
 

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