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INV-LEN926 Verwaltungsgebäude Hero, 1912-1913 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-LEN926 |
Signatur Archivplan: | LEN926 |
Titel: | Verwaltungsgebäude Hero |
Bezirk: | Lenzburg |
Gemeinde: | Lenzburg |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Bahnhof |
Adresse: | Niederlenzer Kirchweg 3 |
Versicherungs-Nr.: | 771 |
Parzellen-Nr.: | 900 |
Koordinate E: | 2655457 |
Koordinate N: | 1249215 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1912 - 1913 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | LEN927 |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bürohaus, privates Verwaltungsgebäude |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Heimatstil |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Brenner & Stutz (Albert Brenner, 1860-1938, und Walter Stutz, 1878-1955), Architekten, Frauenfeld; Wilhelm Schwerzmann (1877-1966), Bildhauer, Minusio (bildhauerischer Schmuck) |
Würdigung: | Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Konservenfabrik „Hero“, das 1912/13 nach Plänen der Frauenfelder Architekten Brenner & Stutz in gepflegten neobarocken Heimatstilformen errichtet wurde. Der streng kubische, axialsymmetrisch gegliederte Baukörper, der ein hohes Walmdach trägt, wurde in den 1920er Jahren auf der Westseite in gleichen Formen angebaut. Er ist in seiner äusseren Erscheinung weitgehend intakt erhalten. Den bildhauerischen Schmuck, der bei einer früheren Fassadenrenovation leider teilweise überstrichen wurde, schuf Wilhelm Schwerzmann, Minusio. Mit seiner repräsentativen Gestaltung dokumentiert das Gebäude den Anspruch der für die Entwicklung Lenzburgs bedeutenden Konservenfabrik. Nach der weitgehenden Umgestaltung des Fabrikareals gehört es zusammen mit der nördlich angrenzenden Hero-Kantine (Bauinventarobjekt LEN927) zu den letzten baulichen Zeugnissen des Unternehmens. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gustav Henckell (1859-1942) und sein Compagnon Gustav Adolf Zeiler, die sich aus ihrer Hannoveraner Schulzeit kannten und sich zufällig in der Schweiz begegnet waren, gründeten 1886 die Konservenfabrik Lenzburg. Noch im selben Jahr trat Karl Roth in die Firma ein, die nach Zeilers frühem Tod 1889 unter dem Namen „Henckell & Roth“, ab 1898 als Aktiengesellschaft „Conservenfabrik Lenzburg“ firmierte und sich mit ihren Gebäuden auf einem wachsenden Areal nördlich des Bahndamms ausdehnte. 1910 wurde aus den Anfangsbuchstaben der beiden Familiennamen der Markenname „Hero“ abgeleitet, der später auch als Firmenname in Gebrauch kam [1]. Ab 1909 führten die Architekten Brenner & Stutz in Frauenfeld verschiedene Neubauten aus, mit denen das Fabrikareal erweitert und verdichtet wurde [2]. Der Kontakt zu dem vor allem im Thurgau sehr bekannten Büro, das seit 1906 auch für die damals mit der Lenzburger Firma fusionierte Konservenfabrik Frauenfeld tätig gewesen war, kam sicherlich über den aus Frauenfeld stammenden und mit der Fusion zur „Hero“ gelangten Direktor Hans Wälli zustande; später konnten Brenner & Stutz in Lenzburg auch zwei Fabrikantenvillen sowie ein Angestelltenwohnhaus im Umfeld der „Hero“ und in den 1920er Jahren das Bezirksschulhaus realisieren [3]. Auf dem Fabrikareal entstanden 1909-11 drei grosse Gebäude, welche das Erscheinungsbild der Fabrik zum Bahnhof hin prägten und von denen heute der sogenannte „Bau II“ von 1910 (Vers.-Nr. 707) in stark veränderter Form noch besteht [4]. 1912/13 realisierten Brenner & Stutz gemäss Angabe im Brandkataster das hier beschriebene Verwaltungsgebäude [5]. Der bildhauerische Schmuck stammte von dem in Minusio bei Locarno ansässigen Bildhauer Wilhelm Schwerzmann (1877-1966), der vor allem für seine Brunnen mit Genreszenen und Tiermotiven bekannt ist; die Bauarbeiten führte der Lenzburger Baumeister Theodor Bertschinger aus [6]. In den 1920er Jahren erfolgte eine Erweiterung um einem Walmdachanbau nach Westen. Bei einer Fassadenrenovation im Lauf des 20. Jh. wurden die Brüstungsreliefs überstrichen. Vor einigen Jahren erfuhr das Haus eine Gesamtrenovation. Eigentumsrechtlich gehört die Liegenschaft heute nicht mehr zum ehemaligen Hero-Areal; sie trägt nun den Namen „Lenzbürgi“. |
Beschreibung: | Das ehemalige Hero-Verwaltungsgebäude erhebt sich in prominenter Lage nördlich des Bahnhofs, wo es gegenüber dem heute stark umgestalteten ehemaligen Fabrikareal als Kopfbau am Niederlenzer Kirchweg in Erscheinung tritt; auf dem unmittelbar nördlich anstossenden Grundstück wurde 1946 die Hero-Kantine errichtet (Bauinventarobjekt LEN927). Es handelt sich um einen streng kubischen, neobarocken Heimatstilbau, der von einem hohen, geknickten Vollwalmdach abgeschlossen wird. Der dreigeschossige, verputzte Baukörper wird von fünf auf acht Fensterachsen gegliedert und wendet seine südliche Schmalseite als Schaufront mit Vorhalle zum Bahnhof. An die Südwestecke des Hauses schliesst ein wenig tiefer Erweiterungsbau an, der gleichfalls von einem Walmdach abgeschlossen wird und die Formensprache des Hauptgebäudes samt Gliederungselementen und Detailgestaltung übernimmt. Ein Sohlbankgesimse scheidet das von Rundbogenfenstern belichtete, ansonsten ungegliederte Erdgeschoss von den oberen Stockwerken, die im Putz von einer geschossübergreifenden Pilastergliederung zusammengefasst werden; der Sockel ist mit Granitplatten verkleidet. Die rechteckigen Fensteröffnungen werden wie die rundbogigen im Erdgeschoss von schmalen Muschelkalksteingewänden gefasst. Die Brüstungsfelder der Obergeschosse sind mit ehemals buntfarbigen, leider später überstrichenen Reliefs von Wilhelm Schwerzmann geschmückt. Diese zeigen stark stilisierte Kelche mit Pflanzen- und Fruchtmotiven, die wohl auf die Konservenindustrie anspielen sollen. Die in der Art eines barocken Vorzeichens in die Mitte der Südfassade gesetzte Eingangsvorhalle wird von vier wuchtigen, achteckigen Muschelkalpfeilern getragen und von einem geschweiften Blechdach abgeschlossen; ihre Rückwand ist mit glatt behauenen Muschelkalkquadern aufgemauert. Die ebenfalls von Schwerzmann geschaffenen Kapitelle zeigen Putten mit Blumengirlanden sowie Weinranken. Freier gestaltet ist die weniger einsehbare Westfassade, in deren Mitte das Treppenhaus liegt. An der Nordwestecke des Hauses, an der die repräsentativsten Räume angeordnet sind, springt ein segmentbogiger Standerker vor; daran schliesst ein mehrteiliges Rundbogenfenster an. Das mit Biberschwanzziegeln eingedeckte Dach über dem Hauptbau war seit jeher mit vier Giebellukarnen an den Längsseiten besetzt; zusätzliche Aufbauten sind später hinzugekommen. (Inneres nicht gesehen.) |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 9a. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zu den ersten Jahrzehnten des Unternehmens vgl. vgl. Koellreuter / Lüpold / Schürch 2011, S. 12-24; Hanak 2009, S. 14-23. [2] Die Baugeschichte der mittlerweile mehrheitlich abgebrochenen Fabrikgebäude ist ausführlich bei Hanak 2009 dargestellt; vgl. auch Güntert 2003, S. 138. [3] Zu Brenner & Stutz (Albert Brenner, 1860-1938, und Walter Stutz, 1878-1955) vgl. Güntert 2004. Zu den ersten Bauten für die Hero vgl. Hanak 2009, S. 25, zu weiteren Bauten von Brenner & Stutz in Lenzburg vgl. Bauinventarobjekte LEN918, 923, 952, 953. Zu Hans Wälli vgl. Hanak 2009, S. 24 sowie Koellreuter / Lüpold / Schürch 2011, S. 22 u. 35. [4] Vgl. Hanak 2009, S. 40-47. [5] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938. – Hanak 2009, S. 25 u. 112 gibt 1910 als Baujahr an. [6] Beteiligte Handwerker vgl. Werk 1920, S. 260. Zu Wilhelm Schwerzmann vgl. Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Online: http://www.degruyter.com, Art. ‚Schwerzmann, Wilhelm‘ (Artikel aus Thieme-Becker, Bd. 30 (1936), S. 384 u. Vollmer, Bd. IV (1958), S. 243, Zugriff 5.10.2017); SIKART. Lexikon zur Kunst in der Schweiz: http://www.sikart.ch, Art. ‚Schwerzmann, Wilhelm‘, 2015 (Zugriff 5.10.2017). |
Literatur: | - Isabel Koellreuter / Martin Lüpold / Franziska Schürch, Hero – seit 1886 in aller Munde. Von der Konserve zum Convenience Food, Baden 2011, S. 39. - Michael Hanak, Architekturgeschichtliches Inventar Industrieareal Hero, Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2009 (Stadtbauamt Lenzburg), S. 25, 112. - Gabriela Güntert, Sie bauten den Thurgau: Die Architekten Brenner, hrsg. v. Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Denkmalpflege im Thurgau, Bd. 6), Frauenfeld 2004, S. 147. - Hans Maurer et al., Lenzburg AG (Schweizerische Kunstführer, Nr. 429/430), Bern 1988, S. 8f. - Die Lenzburger Conserven-Industrie, [Hrsg.: Hero Conserven], [Lenzburg] 1931 (Abb.). - Das Werk, 7. Jg. (1920), S. 260f. (Fotografien samt Legenden, ohne Bezug zu einem Artikel). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39462 |
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