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INV-MAD902 Pfarrhaus, 1579-1580 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-MAD902 |
Signatur Archivplan: | MAD902 |
Titel: | Pfarrhaus |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Mandach |
Adresse: | Pfründmatt |
Versicherungs-Nr.: | 35 |
Parzellen-Nr.: | 121 |
Koordinate E: | 2656273 |
Koordinate N: | 1266574 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1579 - 1580 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | MAD903A, MAD903B, MAD907A |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Pfarrhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätgotik |
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Dokumentation |
Würdigung: | Im Kern 1579/80 errichtetes Pfarrhaus, das seine heutige Gestalt durch Erweiterungen und Renovationen im 18. und 19. Jahrhundert erhielt. Vom spätgotischen Kernbau sind an der Nord- und Ostfassade noch gekehlte Fenstergewände erhalten, die aus einem auch für die späteren Bauphasen verwendeten rötlichen Sandstein bestehen. Die zur Dorfstrasse und zur Kirche gerichtete Giebelfront ist mit einer strengen klassizistischen Einzelbefensterung versehen, die ebenso wie das Dach aus dem 19. Jahrhundert stammt. Zusammen mit der gleichfalls noch spätgotischen Pfarrscheune, dem zugehörigen Waschhaus sowie einem Brunnen (Bauinventarobjekte MAD903A/B, 907A) ergibt sich ein reizvoller, von einer Mauer umfriedeter Pfarrhof, der im Ortsbild (ISOS national) ein wichtiges Gegenüber zum ebenfalls ummauerten Kirchenbezirk (Bauinventarobjekt MAD901) bildet. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Pfarrhaus ist hauptsächlich in zwei Bauphasen entstanden. Die nördliche Gebäudehälfte mit spätgotischen Fenstern gehört zu einem archivalisch fassbaren, durch den Staat Bern finanzierten Neubau von 1579/80 [1]. Von diesem heisst es 1606, dass man ihn – wohl aus Erfahrung mit dem Dorfbrand von 1518 – wegen der Feuergefahr weiter von der Kirche abrückte, als dies beim Vorgängerbau der Fall gewesen war [2]. 1702/03 wurde der Bau wohl um die südliche Haushälfte erweitert. Schon 1756 beklagte man beim bernischen Rat freilich die «bauwlosen umstände, in welchen sich das pfarr und ofenhauss zu Mandach befinden» und beantragte verschiedene Arbeiten, um das Gebäude «in einen soliden, währschaften und wohnbaren stand zu setzen» [3]. Unter anderem liess man in der Folge 14 neue Fensterlichter und drei Öfen von Andres Frey, Lenzburg, einbauen. Im ersten Brandkatastereintrag von 1815 wird das Gebäude als «das Pfarrhaus, ein zweistökiges steinernes und mit Zieglen gedektes Haus», im Eigentum des Kantons, beschrieben [4]. 1846 ist eine «Feuerverbesserung» vermerkt. 1848 fand nach übereinstimmender Angabe im Pfarrarchiv und im Brandkataster eine «Reparation» statt [5]. 1880 wurde das Gebäude wiederum gemäss Brandkataster «verbessert im Verputz u. Bedachung». Wohl mit einem der beiden letzteren Eingriffe erhielt es die streng axiale Einzelbefensterung an der Südseite sowie das heutige Pfetten-Rafendach. 1907 ging die Liegenschaft im Zug der Herausgabe der Pfrund- und Kirchengüter durch den Staat an die Kirchgemeinde Mandach-Hottwil über. Um 1960/70 erfuhr das Gebäude eine durchgreifende Renovation. Bei einem Neuanstrich um das Jahr 2000 wurden auch die rötlichen Sandsteingewände grau gefasst. |
Beschreibung: | Gegenüber von Kirche und Friedhof erstreckt sich nördlich der Dorfstrasse der teilweise ebenfalls ummauerte Pfarrhof mit Pfarrhaus, Pfarrscheune, Waschhaus und einem Laufbrunnen (Bauinventarobjekte MAD902, 903A/B, 907A), die zusammen einen dreiseitig umschlossenen Hofbereich definieren. Das in der Nordostecke des unregelmässigen Gevierts gelegene Pfarrhaus ist ein stattlicher zweigeschossiger Mauerbau, der mit seiner südlichen Stirnseite zur Dorfstrasse und zur Kirche gerichtet ist. Der Baukörper teilt sich in einen älteren, wohl 1579/80 errichteten Trakt auf der Nordseite, der nach Norden und Osten noch einige spätgotisch gekehlte Fenster besitzt, und den jüngeren, 1702/03 entstandenen Südteil. Über den ganzen Baukörper spannt sich ein Pfetten-Rafen-Dach aus dem 19. Jh. mit für diese Konstruktion ungewöhnlichen Knick am Dachfuss. Die als Hauptschauseite ausgebildete südliche Giebelfassade ist in spätklassizistischer Form mit vier Achsen rechteckiger Einzelfenster in gefalzten Rechteckgewänden versehen. Die Gewände, die hier wie auch im Bereich der früheren Bauphasen aus rötlichem Sandstein (vielleicht aus Oberhofen, Gde. Mettauertal) bestehen, sind heute am ganzen Haus grau überstrichen. Zur spätklassizistischen Befensterung passte eine grosse Lünette (Halbrundfenster) unter dem First, die bei einer Renovation um 1960/70 getilgt wurde. Zwei kleine Rechteckfenster am Fuss des Giebelfelds sind einer früheren Bauphase zuzurechnen. Der Hauseingang nimmt etwa die Mitte der nur wenig befensterten und unregelmässig gegliederten westlichen Traufseite ein. Er besitzt ein Rechteckgewände mit vermauertem Oblicht. Der Eingang zu den Pfarrräumlichkeiten an der Nordseite wurde erst vor wenigen Jahren durch Verlängerung einer Fensteröffnung angelegt. Entlang der Fassade führt eine Treppe hinab zu einem Kellereingang mit gefastem Rundbogenportal, das einen quer zur Firstrichtung angelegten Gewölbekeller unter dem südlichen Hausteil erschliesst. Eine ovale Fensteröffnung («oeil de boeuf») im Obergeschoss gehört zu einer barocken Bauphase. Spätgotisch gekehlte Fenstergewände haben sich um die nordöstliche Gebäudeecke in beiden anstossenden Fassaden erhalten. An der nördlichen Stirnseite bestehen zudem zwei kleine spätgotische Giebellichter. Im übrigen sind Ost- und Nordfassade unregelmässig mit Fensteröffnungen aus verschiedenen Bauphasen besetzt. Das Innere wurde früher über einen durchlaufenden Quergang erschlossen (vgl. Grundrissskizze). Neben dem verbliebenen hofseitigen Eingang liegt das Treppenhaus, das im Obergeschoss über das ovale Fenster erhellt wird. Stube und Esszimmer sind an der Südseite angeordnet (heute ein einziger Raum), Studierzimmer und Archiv befinden sich nordseitig. Die Räume sind modernisiert (Inneres gemäss Kurzinventar 1993). Die im Kern sicher alte Umfassungsmauer des Pfarrhofs schliesst an der Nordwestecke direkt an das Pfarrhaus an. Unmittelbar vor dem Pfarrhaus steht der Laufbrunnen (Bauinventarobjekt MAD907A). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A. |
Anmerkungen: | [1] Geschichtliches nach Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 361 u. Anm. 1/2. [2] Pfarrarchiv Mandach, Pfrundurbar 1606 (gemäss Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation). [3] StABE, SSP PP/32 (gemäss Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, 1949). [4] StAAG, Brandkataster Mandach. [5] Pfarrarchiv Mandach, Chorgerichtsmanual 1793-1907. |
Literatur: | - Beiträge zur Dorf- und Kirchengeschichte von Mandach, Brugg 1974, Tf. zw. S. 32 u. 33 (histor. Ansicht). - Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953 |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Mandach 1815-1849; CA.0001/0154-0156, Brandkataster Gemeinde Mandach, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1815: 35, 1828: 39, 1850: ,53 1876: 70). - Pfarrarchiv Mandach, Chorgerichtsmanual 1793-1907 (gemäss Notizen Kunstdenkmälerinventarisation). - Staatsarchiv Bern (StABE), SSP PP/32 (gemäss Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation). - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=40320 |
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