INV-MUR902 Gasthof "Zum Ochsen", 1726 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUR902
Signatur Archivplan:MUR902
Titel:Gasthof "Zum Ochsen"
Bezirk:Muri
Gemeinde:Muri (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wey
Adresse:Seetalstrasse 16
Versicherungs-Nr.:106
Parzellen-Nr.:678
Koordinate E:2667942
Koordinate N:1236275
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2667942&y=1236275

Chronologie

Entstehungszeitraum:1726
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Autorschaft:Hans Rey (1662-1734), Maurer, Muri; Baptist Mäder, Zimmermann, Boswil
Inschriften:"1726" (Türsturz)
Würdigung:Mächtiger dreigeschossiger Mauerbau mit knappem Krüppelwalmdach von 1726, der in seiner gesamten Erscheinung in der Nachfolge des "Roten Löwens" (heute Gerichtsgebäude, Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR014) auf dem Kirchbühl steht. An der Seetalstrasse in der Nachbarschaft des Klosters gelegen, bildet das Gasthaus "Zum Ochsen" zusammen mit seinem ähnlich dimensionierten Nachbarhaus eine kompakte Zeile und nimmt im Ortsbild eine prägende Bedeutung ein. Qualitätvolle Akzente setzen an der traufseitigen Strassenfassade das reich profilierte, barocke Portal mit gesprengter Segmentbogenbekrönung und das im Rokokostil gehaltene Wirtshausschild aus der Zeit um 1760 (Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR016).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Vorläufer des Gasthauses "Zum Ochsen" ist vermutlich ein Gebäude, auf dem 1596 ein Andres Strebel als "Würt im Wey" erscheint. Gesichert ist die Existenz dieses Haus etwas später, als zwischen 1611 und 1635 Baschi Sicust hier wirtete. 1723 gelangte die Gaststätte an Johann Carl Laubacher, damals Wirt auf dem Salmen zu Rheinfelden, der sie 1726 durch den Maurer Hans Rey (1662-1734) und den Zimmermann Baptist Mäder von Boswil in ihre heutige Form bringen liess, wie der erhaltene Bauakkord belegt. Von den Nachfahren Laubachers wurde der "Ochsen" 1797 an Andres Küng aus der Türmelen veräussert [1]. Jakob Villiger aus Oberrüti, der seit 1815 hier wirtete, liess 1834 als Verbindung zwischen Haus und Scheune eine Tanzlaube mit Stallungen im Erdgeschoss errichten. 1843 verkauften die Erben die Taverne mit angebauter Metzgerei mitsamt Land und Fahrhabe den Gebrüdern Jakob, Joseph Leonz und Joseph Laibacher aus Rottenschwil. 1878 ging die Liegenschaft an Gottfried Stöckli-Laibacher, Alt-Gemeindeschreiber und Vizeammann, über, dessen Nachfahren den Betrieb noch heute führen [2]. 1931 wurde der rückwärtig unter einem Querfirst angebaute Tanzsaal auf seine heutige Grösse erweitert, 1934 die seitlich hinter dem Gasthaus stehende Scheune abgebrochen. Seit 1969 steht das Wirtshausschild unter kantonalem Denkmalschutz (Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR016).
Beschreibung:Südwestlich des Klosterareals bildet das Gasthaus "Zum Ochsen" als stattlicher dreigeschossiger Putzbau mit steil aufragendem Giebeldach zusammen mit seinem im 19. Jh. in ähnlichen Umrissen errichteten Nachbarn eine Hauszeile an der Seetalstrasse, die im Ortsbild markant in Erscheinung tritt. Der traufständige, aus Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Baukörper folgt in seiner Gesamterscheinung und Gliederung dem „Roten Löwen“ (heute Gerichtsgebäude, Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR014) auf dem Kirchbühl.
Das Gebäude zählt unter dem geknickten Satteldach mit knappem Krüppelwalm fünf mal vier Achsen regelmässig gesetzter Rechteckfenster. Den Hauptakzent der Strassenfassade bildet ein qualitätvolles barockes Portal in axialer Anordnung. Sein üppig profiliertes, geohrtes Rechteckgewände wird von einem gesprengten Segmentgiebel mit eingestelltem Pinnakel bekrönt, der leider von einer jüngst angebrachten Leuchte verunstaltet ist. Am wulstigen Türsturz ist das Baudatum 1726 eingemeisselt. Ähnliche Portale bestehen am Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR010), das 1747 von Baumeister und Steinmetz Paul Rey (geb. 1701) als Kanzlerhaus des Klosters erbaut wurde [3], und am Haus Vorderweystrasse 16 (Bauinventarobjekt MUR911).
Um 1900 zeigte das Haus eine genutete Putzbänderung am Erdgeschoss, während die von einer durchlaufenden Gesimsgurte abgesetzten Obergeschosse glatt verputzt waren (vgl. historische Ansicht). Die Obergeschossfenster weisen noch die ursprünglichen hölzernen Gewände auf, während die Gliederung des Sockelgeschosses durch die grosse Fensteröffnung der Wirtsstube verändert ist. Verbretterte Dachuntersichten schliessen die Strassenfassade vertikal ab. In der Mitte der Obergeschossfront prangt in schönen, wohl aus dem späten 19. Jh. stammenden metallenen Lettern der Name der Wirtschaft.
Die dem Kloster zugewandte östliche Stirnseite zeigt eine dreipassförmige Ründe, mit der die offenen Fluggespärre, wie sie etwa am Gerichtsgebäude von 1660 bestehen, nachträglich verschalt wurden. Gegen den Hofraum hin verunklärt ein zweigeschossiger, jüngerer Vorbau die Erscheinung der Ostfassade.
Das Gebäudeinnere ist vollständig modernisiert. Der untere, heute mit vier Giebeldachlukarnen bestückte Dachraum beherbergt Hotelzimmer. Unter dem östlichen Hausteil erstreckt sich in Querrichtung ein tonnengewölbter Keller.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches bis 1797 bei Siegrist 1983, S. 223-225 u. Germann Kdm AG V 1967, S. 205.
[2] Geschichtliches nach 1798 bei Müller 1989, S. 239.
[3] Vgl. Germann Kdm AG V 1967, S.205.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 98.
- Georg Germann, Der Bezirk Muri (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V), Basel 1967, S. 205.
- Jean Jacques Siegrist, Geschichte des Raumes der nachmaligen Gemeinde Muri vor 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 1; Unsere Heimat, Bd. 55), Aarau 1983, S. 223-225.
- Hugo Müller, Die Geschichte der Gemeinde Muri seit 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 2; Unsere Heimat, Bd. 59), Aarau 1989, S. 239.
- Josef Brühlmann / Hugo Müller, Grüsse aus Muri. Aus der Post- und Ansichtskarten-Sammlung von Josef Brühlmann, Muri 2003, S. 27
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42438
 

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