INV-MWI915 Schlossgut Wildegg, 1813 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MWI915
Signatur Archivplan:MWI915
Titel:Schlossgut Wildegg
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Möriken-Wildegg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Schlossdomäne Wildegg
Adresse:Effingerweg 3
Versicherungs-Nr.:145
Parzellen-Nr.:111
Koordinate E:2655378
Koordinate N:1252475
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655378&y=1252475

Chronologie

Entstehungszeitraum:1813
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Scheune Schlossgut Wildegg (MWI013)
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Das 1813 aus dem durchgreifenden Umbau eines Holzhauses hervorge¬gangene Bauernhaus ist ein stattlicher, breitgelagerter Mauerbau, der im Bereich des baugeschichtlich interessanten dreigeschossigen Wohnteils sein ursprüngliches Er-scheinungsbild und einiges an älteren Ausstattungsteilen bewahrt hat. Die Scheune wurde nach einem Brand teilweise erneuert. Zum Schlossgut gehört ausserdem die benachbarte Zehntenscheuer mit Treppengiebelbau (Kantonales Denkmalschutzobjekt MWI013).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Anlässlich der Teilung des Erbes von Hans Thüring Effinger im Jahre 1678 umfassten die Ländereien des Schlossguts ungefähr 65 Mannwerk Mattland, 101 Jucharten Ackerland und 10 Jucharten Rebland. Der grösste Teil dieses Besitzes lag auf Möriker Gemeindegebiet, hinzu kamen die Weiden im Hard von 40 Jucharten und auf dem Kernenberg in der Gemeinde Holderbank von 15 Jucharten. Die Effinger besassen zu dieser Zeit etwa einen Fünftel des gesamten Möriker Kulturlandes. Der Bauernhof wurde von einem Pächter bewirtschaftet, der die Hälfte der Erträge abzuliefern hatte [1]. Das Bauernhaus des Schlossguts erhielt sein heutiges Gesicht durch einen Umbau im Jahr 1813, bei dem Teile des älteren, im frühen 18. Jh. unter Johann Bernhard Effinger errichteten Holzhauses weiterverwendet wurden.
Beschreibung:Über das Aussehen des stattlichen Vielzweckgebäudes geben Planaufnahmen des Kantonalen Bernischen Technikums Burgdorf von 1922 Aufschluss (siehe Bilddokumentation). Die Fassaden des Wohnhauses, ein Grossteil der Scheune und die trennende Brandmauer wurden in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Das ganze Gebäude erhielt ein durchlaufendes Satteldach, welches als Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl mit strebengestützter Firstpfette ausgeführt wurde.
Das Wohnhaus ragt rückwärtig über die Scheune hinaus. Die wetterseitige Stirnmauer ist als Schutzschild über die Flucht der Vorderfront vorgezogen. Die vor den Stuben zu Zweien angeordneten Rechteckfenster zeigen sorgfältig zubehauene Muschelsandsteingewände mit einem Ladenfalz. Das zweite Obergeschoss, das vermutlich als Lagerraum diente, ist traufseitig mit Lüftungsöffnungen in Ochsenaugenform ausgestattet. Am Sturz der vorderen Haustüre ist die Inschrift "Renov. 1813" eingemeisselt.
Das Erdgeschoss erschliesst ein quer durchlaufender Flur mit längs angelegtem, mittigem Treppenhaus. In den Obergeschossen sind die Räume beidseitis des in Firstrichtung angelegten Mittelgangs aufgereiht. Das Vorderhaus beherbergt Im Erdgeschoss die vom Gang her beheizbare Stube und die Nebenstube (1922: "Esszimmer" und "Zimmer"). Im Hinterhaus sind die Küche und eine von hier beheizbare Hinterstube (1922: "Wohnstube", heute als Schlafzimmer genutzt) untergebracht. Die Hinterstube ist rundum von massiven Mauerwerk umgeben. Unter ihr erstreckt sich ein tonnengewölbter Keller, was die Vermutung aufkommen lässt, es handle sich bei diesem Teil des Gebäudes um den gemauerten Stock des 1813 umgebauten alten Hauses. Die noch vorhandenen Bohlen-ständerwände im Hausinneren entstammen viellecht auch noch der Zeit vor dem Umbau von 1813. Neben Balkendecken sind einfaches biedermeierliches Wandtäfer und zugehörige Zimmertüren als ältere Ausstattungsteile zu nennen. Aus dem 19.Jh. datiert zudem der aus meergrünen Füll- und weissen Frieskacheln aufgesetzte Kastenofen mit Sitzkunst im heutigen Schlafzimmer. Das teilweise sehr niedrige zweite Obergeschoss (die Decken der darunter liegenden Zimmer hat man nachträglich angehoben), wurde sicherlich nie zu Wohnzwecken genutzt, sondern muss der Vorratshaltung gedient haben (Kornschütte?). 1956 wurden im unteren Dachboden zwei Kammern eingebaut.
Der hintere Gewölbekeller bewahrt als eigentlichen Zugang ein gefastes Rundbogentor aus Muschelsandstein, das mit Sicherheit zum vor 1813 bestehenden Haus gehört und Teil eines gemauerten Stock gewesen sein könnte. Der quergerichtete vordere Gewölbekeller entstand vermutlich 1813 und weist ein breites Rechteckportal auf, dessen originaler, mit einer rautenförmigen Aufdoppelung geschmückter Türflügel erhalten ist.
Der langgestreckte Wirtschaftstrakt umfasste drei Ställe, zwei Futtertennen mit rückwärtigen Hocheinfahrten sowie einen Wagenschopf. Die Tenntore waren von gequaderten Hausteinfassungen gerahmt wie dies heute noch beim vorderen Hauseingang der Fall ist. 1971 fiel der Wirtschaftstrakt einem Brand zum Opfer und musste teilweise erneuert werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Chronik Möriken-Wildegg 1992, S. 33.
[2] Lehmann 1949, S. 33.
Literatur:- Hans Lehmann, die Burg Wildegg und ihre Bewohner, Aarau 1949, 5. Auflage, S. 33.
- Chronik von Möriken-Wildegg, Möriken-Wildegg 1992, S. 33.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43224
 

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