INV-NIL919 Dorfmuseum, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-NIL919
Signatur Archivplan:NIL919
Titel:Dorfmuseum
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Niederlenz
Adresse:Stierenweg 1, Schürz 10
Versicherungs-Nr.:132 A, 132 B
Parzellen-Nr.:163, 164
Koordinate E:2655620
Koordinate N:1250757

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammendes, ehemals strohgedecktes Doppelbauernhaus, in dessen östlichem Teil seit 1992 das Niederlenzer Dorfmuseum eingerichtet ist. Die südliche Stubenfront bewahrt Teile der ursprünglichen Bohlenständerkonstruktion mitsamt der Reihenbefensterung, während die übrigen Aussenwände nachträglich in Fachwerk erneuert wurden. Als charakteristisches, bei Strohdachhäusern verbreitetes Konstruktionsprinzip ist das rauchgeschwärzte Hochstuddach in weitgehend unveränderter Form erhalten. Es handelt sich um das letzte erhalten gebliebene Hochstudhaus in der Gemeinde Niederlenz.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Anhand der rauchgeschwärzten Hochstud-Dachkonstruktion und der Ausgestaltung der südlichen Stubenfront mit Reihenfenstern, Bohlenwänden und profilierten Gurtgesimsen kann die Entstehungszeit des Gebäudes in der Mitte des 18. Jh. vermutet werden [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist es als "Wohnhaus samt Scheuer, von Rieg und Holz, mit 2 gewölbten Kellern unter Strohdach" verzeichnet [2]. Eigentümer der unter zwei Parteien aufgeteilten Liegenschaft waren Samuel Angliker und Johannes Kern, Maurer. 1887 war das Haus gemäss Brandkataster noch zu einem Drittel mit Stroh gedeckt, 1896 erfolgte die vollständige Umdeckung mit Ziegeln.
Im Verlauf des 20.Jh. wurde das Gebäude vornehmlich von Kleinbauern bewohnt, zwischenzeitlich war auch ein Lebensmittelladen eingerichtet. 1962 gelangte die Gemeinde in Besitz des östlichen Hausteils Stierenweg 1 (Vers.-Nr. 132B), 1992 wurde in den Räumlichkeiten ein Dorfmuseum eingerichtet.
Beschreibung:Das mit Firstrichtung West-Ost stirnseitig an die Alte Landstrasse gestellte Doppelbauernhaus ist anhand seines teilweise noch abgewalmten Steildachs unschwer als ehemaliges Strohdachhaus zu erkennen. Der ostseitige Hausteil Stierenweg 1 (Vers.-Nr. 132B) beherbergt seit 1992 das Niederlenzer Dorfmuseum, der stärker veränderte westliche Hausteil Schürz 10 (Vers.-Nr. 132A) wird weiterhin zu Wohnzwecken genutzt. Die beiden Wohnteile umschliessen einen mittig gelegenen Scheunentrakt mit gemeinsam genutztem Tenn und den durch einen Futtergang getrennten Ställen. Das mehrheitlich noch intakte, russgeschwärzte Hochstuddach besteht insgesamt aus vier Firstständern (Hochstüden) sowie den gängigen Konstruktionselementen First, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben; drei der Hochstüde sind im Dachraum des östlichen Hausteils (Dorfmuseum) sichtbar. Über dem westlichen Wohnteil hat sich die für diesen Haustypus kennzeichnende Abwalmung erhalten, während sie ostseitig anlässlich der Umdeckung auf Ziegel zu einem Giebel verlängert wurde. Gleichzeitig erfolgte wohl der Ausbau des Obergadens zu einer zweiten Wohnung, welche auf der Hausrückseite über eine Teillaube mit Aussentreppe erschlossen wurde.
Der östliche Hausteil (Dorfmuseum) bewahrt am Obergaden der südlichen Stubenfront die originale Ständerkonstruktion mit liegenden Bohlen und das Gefüge aussteifenden Kopfhölzern. Im Übrigen wurden die Bohlenwände im Verlauf des 19.Jh. durch Fachwerk ersetzt (Füllungen aus Bruchsteinmaterial oder Stroh-Lehm-Wickeln). In der Stubenfront klingt in den drei nebeneinander gesetzten Fensteröffnungen noch die ursprüngliche Reihenbefensterung nach. Ursprünglich dürfte vor den Hauptwohnräumen im Erdgeschoss ein durchlaufender Brüstungsbalken mit Reihenfenster bestanden haben, wie er bei den darüber liegenden Obergadenfenstern noch vorhanden ist. Der umlaufende Schwellenkranz der Ständerkonstruktion ist beim vorderen Hauseingang bogenförmig ausgeschnitten, um den Zugang zu vereinfachen. Als Pendant ist hier auch das Sturzholz stichbogig ausgeformt. Seitlich schliesst der ebenfalls noch hölzerne Ökonomieteil mit grossflächigem Tenntor und in traditioneller Bohlenständer-Bauweise erhaltenem Stall an. Als erwähnenswerte Rarität ist der Stalleingang mit ausgeschnittener Schwelle und hölzernem Stichbogenportal noch im ursprünglichen Zustand erhalten.
Das Innere des östlichen Hausteils (Dorfmuseum) zeigt ein gängiges Nutzungsmuster mit entlang dem Tenn verlaufendem Hausgang, welcher im rückwärtigen Bereich einen nachträglich eingebauten Treppenaufgang aufnimmt. Im nach Süden blickenden Vorderhaus sind Stube und Nebenstube/Schlafzimmer untergebracht, während das Hinterhaus die Küche und eine Kammer aufnimmt. Von der zum £Haus gehörigen Einrichtung hat sich ein grüner Kastenofen mit Sitzkunst aus reliefierten Kacheln wohl aus dem frühen 20.Jh. erhalten. Hinzu kommen diverse museale Ausstattungstücke. Eine Anzahl qualitätvoll bemalter weissgrundiger Zierkachel soll aus dem ehemaligen Zehntenhaus des Klosters Königsfelden (Kantonales Denkmalschutzobjekt NIL002) stammen [3].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Als Vergleichsbeispiel kann das 2001 abgebrochene "Gloor-Haus" an der Alten Lenzburgerstrasse 18 angeführt werden, welches am Tenntor die Jahreszahl 1773 angebracht hatte.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0427-0429: Brandkataster Gemeinde Niederlenz 1850-1938.
[3] Der um 1790 einzuschätzende Ofen wird dem Aarauer Hafnermeister Johann Jakob Fischer (1746-1809) zugeschrieben (Stettler/Maurer 1953, S.163).
Literatur:- Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0427-0429: Brandkataster Gemeinde Niederlenz 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43584
 

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