INV-OFE839.911 Fabrikgebäude Muhenstrasse 50 (entlassen), 1834 (Dossier (Dokumentationsobjekte))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE839.911
Signatur Archivplan:OFE839.911
Titel:Fabrikgebäude Muhenstrasse 50 (entlassen)
Gemeinde:Oberentfelden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberfeld
Adresse:Muhenstrasse 50
Versicherungs-Nr.:1575
Parzellen-Nr.:1788

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Inschriften:"1834" (Kämpfer Ecklisene)
Würdigung:Entlassung aus dem Bauinventar 2019: Das 1833/34 für Jakob Döbeli errichtete Fabrikgebäude wurde 1855 für eine Seidenspinnerei erweitert und später lange von der Kartonfabrik Knoblauch genutzt. Nach der Betriebseinstellung um 1970/80 wurde das Gebäude 1983/84 im Inneren durchgreifend umgebaut und für verschiedene gewerbliche Nutzungen eingerichtet. Weitere Umbauten erfolgten 1989. Um 2000 wurden die Kanalanlagen südlich des Fabrikgebäudes zugeschüttet. 2014 wurde der nördlich anstossende Quertrakt abgebrochen. Vom ursprünglichen Aussehen zeugt heute im wesentlichen noch die Fassadengestaltung der westlichen Stirnseite, die von zwei quadrierten Lisenen mit profilierten Kämpfern gerahmt wird. Das vollständig umgestaltete Umfeld lässt abgesehen von der stark umgestalteten Fabrikantenvilla (Vers.-Nr. 294, heute Teil des Golfplatzes) kaum mehr Rückschlüsse auf die früheren Industriebetriebe zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1833/34 errichtete Jakob Döbeli aus Boniswil den Kern des bestehenden Fabrikgebäude und betrieb eine Baumwollspinnerei, für die er 1833 eine Wasserrechtskonzession erhalten hatte. Im Brandkataster wurde das Gebäude als «Eine mechanische Spinnerei, 4 Stok hoch, gemauert und geriegt, mit Ziegeldach» eingetragen. Dabei dürfte man Sockelgeschoss und Kniestock mitgezählt haben. Erst 1838 erfolgte gemäss denselben Angaben der vollständige Ausbau [1]. Nach Döbelis Tod ging das Fabrikgebäude an seinen Gläubiger Jakob Knoblauch über, der in der Gemeinde bereits eine Gipsmühle und eine Werchreibe betrieb und das Gebäude mehrheitlich als Wattenfabrik und Wollspinnerei vermietete; er selbst nahm darin 1852 die Papier- und Kartonfabrikation auf. Bereits 1855 verkaufte Knoblauch das Gebäude an die Firma Schulé & Probst (Ludwig Schulé und Joseph Probst), die es erweitern liess und mit etwa 90 Arbeitern eine mechanischen Seidenspinnerei betrieb. Nach mehreren Handänderungen ging die Fabrikanlage gemäss Brandkataster 1896 an Rudolf Knoblauch über, Nachfolger des früheren Besitzers, der in dem Gebäude wiederum seine Kartonfabrik einrichtete. Parallel dazu wurde in einem Fabriksaal anfänglich noch eine Seidenzwirnerei weiterbetrieben. An der Nord- und Westseite des verlängerten Kernbaus entstanden im Lauf der Zeit diverse weitere Fabrikationsgebäude. Eine Erneuerung des Dachs am Hauptbau fand wohl im mittleren 20. Jh. statt. Die Kartonfabrik existierte noch bis in die Zeit um 1970/80.
1983/84 wurde das Fabrikgebäude nach der Betriebseinstellung im Inneren durchgreifend umgebaut und für verschiedene gewerbliche Nutzungen eingerichtet. 1989 erfolgten Umbauten für die Einrichtung einer Tierklinik [2]. Um 2000 wurden die südlich des Fabrikgebäudes anschliessenden Kanalanlagen zugeschüttet. 2014 wurde der nach Norden anstossende Quertrakt abgebrochen. Heute beherbergt das Gebäude verschiedene Geschäftsräumlichkeiten sowie ein Fitnesscenter.
Beschreibung:Das Fabrikgebäude erhebt sich in einem heute vollständig umgestalteten Umfeld an der Muhenstrasse, das ausser der stark umgestalteten Fabrikantenvilla (Vers.-Nr. 294, heute Teil des Golfplatzes) kaum mehr Rückschlüsse auf die früheren Industriebetriebe zulässt. Das 1833/34 errichtete Fabrikgebäude umfasste wohl nur die östlichen drei Fensterachsen des heutigen Gebäudes. Dieser zweigeschossige verputzten Mauerbau mit hohem Sockelgeschoss und Kniestock tritt als zweittypisches spätklassizistisches Fabrikgebäude in Erscheinung. Einen repräsentativen Anspruch zeigt die zur Muhenstrasse gerichtete östliche Giebelseite, die von gequaderten Ecklisenen mit kräftig profilierten Kämpfern gerahmt wird. Am südlichen Kämpfer ist das Baudatum 1834 eingemeisselt. Die schlanken rechteckigen Einzelfenster werden von gefalzten Sandsteingewänden gerahmt. Das breite mittige Hauptportal zeigt ein massiver dimensioniertes Rechteckgewände und wird von einer hohen, im oberen Bereich dreiseitigen Freitreppe erschlossen. Das Reihenfenster im Giebel dürfte zusammen mit dem heutigen, flach geneigten Satteldach bei einem Umbau im mittleren 20. Jh. entstanden sein.
Beim westlich anschliessenden Gebäudeteil, der südlich über die Flucht des Kernbaus vorspringt, dürfte es sich um die Erweiterung von 1855 handeln. Die nördliche Traufseite zeigt die für den fabrikbau typische, gleichmässige Reihung hoher Rechteckfenster. Die südliche Traufseite der Erweiterung ist stark erneuert.
Das Innere ist vollständig modernisiert (gemäss Kurzinventar 1996 und Umbauplänen).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Haberstich 1943, S. 117f.; Lüthi 1997, S. 205f.; StAAG, Brandkataster Oberentfelden.
[2] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. ‘Jakob Döbeli Baumwollspinnerei’ (Nr. 1225), ‘Knoblauch Kartonfabrik’ (Nr. 278, Zugriff 17.7.2019).
- 1000 Jahre Entfelden, 965-1965, Ober- und Unterentfelden 1965, S. 32.
- Chronik der Stadt und des Bezirks Aarau, Zürich 1965, S. 295-298 (Inserateteil).
- Hermann Haberstich, Die Geschichte des Dorfes Oberentfelden, [Oberentfelden] 1943, S. 117f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1834: 192, 1850: 1, 1875: 1, 1899: 1).
- Gemeinde Oberentfelden, Baugesuchsarchiv: Umbaupläne 1983/84, 1989.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44460
 

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