INV-OFE923 Glocken vom Geläut der Pfarrkirche, 1639 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE923
Signatur Archivplan:OFE923
Titel:Glocken vom Geläut der Pfarrkirche
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Adresse:Bahnhofstrasse, hinter dem Kirchgemeindehaus
Parzellen-Nr.:414
Koordinate E:2646011
Koordinate N:1245262

Chronologie

Entstehungszeitraum:1639
Grundlage Datierung:Inschrift

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Bestandteile und Zugehör von Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Glocke

Dokumentation

Würdigung:Drei in den Jahren 1639 und 1696 gegossene Glocken vom Geläut der alten Pfarrkirche, die 1864 in den damaligen Neubau übernommen und dort 1932 durch ein neues Geläut ersetzt wurden. Heute sind sie hinter dem Kirchgemeindehaus an der Bahnhofstrasse aufgestellt. Die drei Glocken sind reich geschmückt und tragen allesamt Jahrzahlen, Sprüche und Inschriften, welche über die Stifter und die Glockengiesser Auskunft geben und damit von beträchtlichem lokalhistorischem und kunstgeschichtlichem Interesse sind.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Geläut der alten Pfarrkirche wurde in den 1864-66 errichteten Neubau von Ferdinand Stadler unter Wiederverwendung von Teilen des Turms erbaute neue Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt OFE001) übernommen und dort 1932 durch fünf von der Giesserei Rüetschi, Aarau, gegossene Glocken ersetzt [1]. Die drei noch existierenden Glocken vom alten Geläut sind heute hinter dem Kirchgemeindehaus an der Bahnhofstrasse aufgestellt.
Beschreibung:Die grosse Glocke (A), wurde 1639 von Glockengiesser Jean Girard aus La Motte (Lothringen) gefertigt, dessen Signatur («IEAN GIRARD») sich als Umschrift des Giesserzeichen findet.
Die Halsumschrift lautet: «ICH RVFE O MENSCH MIT HALLEM SCHALL VCH ZUM WORT GOTS ZVERFVGEN[?] ALL ANNO 1639»; darunter erscheinen die Namen «MARCVS WYDLERVS, MARTIEN ROLIEN». Die Glocke wird gefasst von zwei Rankenfriesen, der obere mit geflügelten Engelsköpfchen und Seeungeheuern, der untere mit Putten und Greifen als Hauptmotiven [2]. Ein weiteres Schmuckmotiv sind die Abdrücke von natürlichen Blättern, hier drei Salbeiblättern.

Die mittlere Glocke (B), die 1696 von den Giessern Daniel Sprüngli [3] und Samuel Kuhn in Zofingen geschaffen wurde, ist gemäss der Halsumschrift eine Stiftung von Pfarrer Johann Jakob Seiler, Untervogt Ueli Ernst und Statthalter Hans Rudolf Knechtli.
Halsumschrift: «H IOH IACOB SEILLER PREDIGER ZV OBERENDFELDEN VHLI ERNST VNDERVOGT HANS RODOLPH KNECHTLI STATHALTER». Über dieser Stifterinschrift findet sich ein Rankenfries mit Pferdebüsten, darunter ein einzeln gesetztes, gleichmässig repetiertes Ziermotiv (bekröntes Kinderköpfchen, umgeben von Federbüschen).
Untere Umschrift mit Giesserspruch: «AVS DEM FEVR BIN ICH GEFLOSSEN DANNIEL SPRVUGLI VND SAMMVEL KVN IN ZOFINGEN HABEN MICH GEGOSSEN 1696»; darüber das Giesserzeichen und das Wappen Bern-Reich.
Inschrift auf dem Glockenrand: «GOTT GEBE DAS AVF MEINEN KLANG DAS VOLCK FERTIG IN KIRCHEN GANG ANZVHOREN DES HERREN WORT TROST FREVD ZVHABEN HIER UND DORT.»

Die kleinste Glocke (C) datiert ebenfalls in das Jahr 1696 und trägt am Hals die Stifterinschrift: «IOH IACOB SEILLER PREDIGER ZV OBERENDFELDEN». Die Halsumschrift ist zwischen zwei umlaufende Friese gesetzt, von denen der obere aus Blattranken und Dolden besteht, während der untere aus abwärts gerichtete Palmetten und Flammen gebildet ist. Die Wappenpyramide Bern-Reich, deren ursprüngliche Gestalt sich an der mittleren Glocke erhalten hat, wurde nachträglich um das Reichswappen und das gegenständige Löwenpaar reduziert.
Randinschrift: «DV WERTHES VOLCK ICH BIN ZWAR KLEIN DOCH IST MEIN KLANG SEHR GNVG UND FEIN EUCH ZV RUFEN IN GOTTES HAUS KOMT NVR NÜCTER UND BLEIBT NICHT AUS.»
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Lüthi 1997, S. 105.
[2] Diese Rankenfriese sind identisch mit jenen auf der 1635 von Girard gegossenen Elfuhrglocke des aus der Stadtkirche Lenzburg stammenden Geläuts in der ref. Kirche von Birmenstorf; vgl. - Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII), Basel 1995, S. 19 u. Abb. 21.
[3] Von Daniel und Hans Jakob Sprüngli stammt eine 1669 datierte Glocke im 1. Stock des Rathauses von Lenzburg; vgl. Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 72.
Literatur:- Alfred Lüthi, Ortsgeschichte Oberentfelden, Oberentfelden 1997, S. 105.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44532
 

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