Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1581 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (strassenseitiges Portal) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätgotik |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1581" u. Steinmetzzeichen (strassenseitiges Portal) |
Würdigung: | 1581 datiertes Wohnhaus, das wohl von einem Angehörigen der dörflichen Oberschicht erbaut wurde. Der ursprünglich von einem steilen Knickdach abgeschlossene Mauerbau bewahrt mit seiner wuchtigen, hochragenden Erscheinung ein wichtiges Merkmal spätgotischer Steinbauten. Das strassenseitige Portal besitzt noch das originale Türgewände in Form eines Schulterbogens (eingezogener Stichbogen), mit flach reliefierter Jahrzahl und Steinmetzzeichen. Die axiale Einzelbefensterung der Obergeschosse geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Bei einem Umbau ist 2007 die bis dahin in wesentlichen Teilen erhaltene originale Dachkonstruktion verschwunden. Mit seiner prominenten Lage bergseits der Strassengabelung im Oberdorf kommt dem Gebäude ein erheblicher Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Jahrzahl auf dem Türsturz des Hauseingangs wurde das Gebäude im Kern 1581 errichtet. Als Bauherr kommt ein Mitglied der dörflichen Oberschicht in Frage, etwa Hans Müller, der 1592 als Vogt in Obermumpf amtete [1]. Die im Volksmund überlieferte Bezeichnung als Zehntenhaus des Klosters Säckingen kann nicht zutreffen, da der Zehnt in Obermumpf in der Pfarrscheune gelagert wurde [2]. Im Brandkataster von 1850 ist das damals im Besitz von Johann Adam Vogel und Pankraz Vogel stehende Gebäude verzeichnet als „Wohnhaus nebst Anbau mit Scheune, Stall und Wagenschopf, 3 Stock hoch, mit Trämkeller; aus Stein und Holz, mit Ziegel- und Strohdach“ [3]. Die Strohbedachung bezog sich dabei auf die Scheune, die um 1895 auf Ziegel umgedeckt wurde. Im Lauf des 19. Jh. erhielt die Strassenfassade ihre heutige Einzelbefensterung. Vielleicht gleichzeitig wurde das wohl von Anfang an ziegelgedeckte Dach des Wohnteils unter Erhalt der alten Stuhljoche mit schwächerer Neigung erneuert. 1929 erfolgte eine Modernisierung der Wohnräume samt Anbau einer zusätzlichen rückwärtigen Raumschicht [4]. Um 1945 erneuerte man die Ökonomie und stockte sie auf die Firsthöhe des Wohnhauses auf. 2007 wurde die Obergeschosswohnung modernisiert und um das neu ausgebaute Dachgeschoss erweitert, wobei die alte Dachkonstruktion vollständig geopfert wurde. |
Beschreibung: | Der mächtige Mauerbau erhebt sich in traufständiger Lage an der Strassengabelung im Oberdorf, wo er vom steil nach Norden ansteigenden Strassenstück her prominent in Erscheinung tritt. Er umfasst über dem talseitig vollständig freiliegenden Kellergeschoss zwei Wohngeschosse. Auf die spätgotische Entstehungszeit weist am Äusseren insbesondere noch ein zur Strasse gerichtetes Schulterbogenportal. Das heute überstrichene Gewände zeigt am Sturz die flach reliefierte Jahreszahl 1581 und ein ungedeutetes Steinmetzzeichen. Die beiden Wohngeschosse zählen drei Achsen regelmässig gesetzter Einzelfenster, die das Resultat einer klassizistischen Fassadenrenovation des 19. Jh. sind. Die ursprüngliche Befensterung dürfte aus gekehlten Einzel- oder Reihenfenstern bestanden haben. Ebenfalls aus dem 19. Jh. stammt das mit einem Oblicht ausgestattete Türblatt des Hauseingangs. Die freistehende südöstliche Stirnseite zeigt spärliche und unregelmässig verteilte Öffnungen aus jüngerer Zeit. Das vollständig erneuerte Dach wurde mit zwei grossen Lukarnenaufbauten versehen. Entlang der Dorfstrasse schliesst nach Nordwesten der ursprünglich niedrigere, um 1945 aufgestockte Ökonomieteil an. Zum älteren Bestand gehört die mit schartenförmigen Lüftungsöffnungen besetzte, gleichfalls gemauerte Traufseite. Auf der Hangseite tritt das Wohnhaus seit dem Umbau von 2007 als vollständiger Neubau in Erscheinung; es ragt hier nur mit dem Obergeschoss und einem Teil des Erdgeschoss aus dem steil ansteigenden Terrain. Der Ökonomieteil besitzt auf Dachgeschosshöhe eine quergieblige Hocheinfahrt zur bergseitigen Strasse; daran schliesst ein Schopfanbau an. Hinter den kleinen, breitrechteckigen Lüftungsöffungen des Sockelgeschosses verbirgt sich ein Keller mit mächtigen eichenen Deckenbalken. Die beiden über eine Innentreppe erschlossenen oberen Geschosse beherbergten schon vor dem Umbau von 2007 zwei Wohnungen. Die untere ist in Stube und Nebenstube im Vorderhaus sowie Küche und Gang im hinteren Hausteil gegliedert. Aus der Bauzeit sind noch die freigelegten Deckenbalkenlagen erhalten. In der Stube steht ein hellgrüner Heimatstil-Kachelofen aus der Zeit um 1950. Die in eine Wand eingemauerte Sockelplatte eines früheren Stubenofens trägt die Initialen H[ans] A[dam] VO[gel] und die Jahrzahl 1837. Ober- und Dachgeschoss wurden 2007 vollständig ausgekernt und neu ausgebaut, wobei auch die alte Dachkonstruktion verschwand. Die bis dahin intakt erhaltenen, altertümlich anmutenden Stuhljoche zeigten Russschwärzung und besassen zur Versteifung eingezäpfte bzw. überblattete ziergefaste Büge. Darüber setzte eine ursprünglich steilere Sparrenkonstruktion auf, die im 19. Jh. mit schwächerer Dachneigung umgestaltet worden war. Bemerkenswert war auch der aus Brandschutzgründen zwischen den Balken aufgetragene Lehmbelag (Estrich). Der Ökonomieteil zeigt sich mit grossem Stalleinbau und weitgespanntem Dachgerüst durchgehend im Zustand der Erneuerung um 1945. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A. |
Anmerkungen: | [1] Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 378. [2] Obermumpf 2002, S. 70. [3] Zit. nach Kurzinventar Bauernhausforschung 1997. [4] Freundl. Mitteilung der Eigentümer (2017). |
Literatur: | - Edith Hunziker / Peter Hoegger, Der Bezirk Rheinfelden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX), Bern 2011, S. 378. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 112, 120, 160. - Obermumpf. Ein Dorf im Wandel der Zeiten, Obermumpf 2002, S. 69f., 75. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Obermumpf IX-6/1. - Kanton Aargau, Orts-, Siedlungs- und Regionalplanung: Unterlagen zum Umbau 2006/07. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45054 |
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