INV-OMU905 Röm.-kath. Pfarrkirche, 1960-1962 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OMU905
Signatur Archivplan:OMU905
Titel:Röm.-kath. Pfarrkirche
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Obermumpf
Ortsteil / Weiler / Flurname:Rank
Adresse:Rank
Versicherungs-Nr.:161 (Kirche), 178 (Glockenturm)
Parzellen-Nr.:396
Koordinate E:2637206
Koordinate N:1264661
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2637206&y=1264661

Chronologie

Entstehungszeitraum:1960 - 1962
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Nachkriegsmoderne

Dokumentation

Autorschaft:Alois Moser (1900-1972), Architekt, Baden
Würdigung:1960-62 nach Plänen des bekannten Badener Kirchenarchitekten Alois Moser erbaute römisch-katholische Pfarrkirche, die sich in ein skulptural gestaltetes Schiff und einen freistehendem Glockenturm gliedert. Der im Grundriss längsrechteckige Sakralbau ist unter einem asymmetrisch angelegten Kreuzdach geborgen, das am Äusseren den Eindruck einer gefalteten Struktur erweckt. Das als Einheitsraum aufgefasste Innere erhält durch fassadenhohe Farbglaspartien Licht und verweist mit der Dachgestaltung auf die im Kirchenbau der Nachkriegszeit zentrale Zeltsymbolik.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Pfarrkirche in Obermumpf wird erstmals im Pfarreienverzeichnis von 1302/1304 erwähnt [1]. Dabei handelte es sich wohl um eine Eigenkirche des Klosters Säckingen; alleiniger Titularheiliger dürfte ursprünglich Petrus gewesen sein. Die aus einem Turm von 1494 sowie Schiff und Chor von 1738 bestehende Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt OMU001) ging 1898 an die christkatholische Kirchgemeinde Obermumpf-Wallbach über, die im Zug des Kulturkampfs nach jahrelangen Konflikten zwischen Romtreuen und Altkatholiken in jenem Jahr geschaffen worden war [1]. Bei der Aufteilung des Kirchenguts wurden Kirchturm und Glocken als Eigentum der Ortsbürgergemeinde bezeichnet [2]. Das alte Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt 002) blieb in Privateigentum, bevor es 1947 in Privateigentum und 1979 ebenfalls an die christkatholische Gemeinde überging [3]. 1893/94 errichtete die römisch-katholische Gemeinde einen kleinen Kirchenneubau, der westlich des Friedhofs ein Gegenüber zur alten Kirche bildete (vgl. Bilddokumentation) [4].
Weil die Kirche von 1894 den Ansprüchen nicht genügte, wurde 1945 ein Kirchenbauverein gegründet [5]. 1957 beschloss die Kirchgemeindeversammlung einen Neubau und wählte eine Baukommission. Als Architekten beauftragte man den im Kirchenbau versierten Badener Alois Moser (1900-1972), welcher die neue Kirche als seinen letzten Sakralbau 1960-62 realisierte [6]. Die Glaserei Walter Rigassi in Rheinfelden lieferte die Farbverglasungen. Am 13. Mai 1962 wurde der Neubau entsprechend dem Patronat der alten Kirche zu Ehren der Heiligen Petrus und Paulus geweiht. Anschliessend erfolgte 1967 der Abbruch des nun als „Notkirche“ bezeichneten Vorgängerbaus von 1894.
Um das Jahr 2000 wurde eine umfassende Renovation vorgenommen, wobei man das Kirchenschiff mit einer Aussenwärmedämmung versah, die Verglasungen aufdoppelte und u.a. Beleuchtungskörper und Türen ersetzte.
Beschreibung:Der in gemässigten Formen der Nachkriegsmoderne gehaltene, skulptural gestaltete Kirchenbau erhebt sich mit seinem freistehenden Glockenturm im „Rank“, wo er am Abhang oberhalb der Strasse effektvoll in Erscheinung tritt. Der Hauptzugang führt von Westen her mit einer Freitreppe auf einen erhöht angelegten Vorplatz vor dem Kirchenschiff. Der axialsymmetrisch disponierte Baukörper wird über längsrechteckigem Grundriss von einem Kreuzfirstdach abgeschlossen, das im Inneren eine Anspielung auf die in der Sakralarchitektur der 1960er Jahre wichtige Zeltsymbolik erlaubte [7]. Die Quergiebel des Kreuzdachs sind asymmetrisch angelegt, wobei die steilgiebligen, schmaleren Partien mit dem Chorbereich korrespondieren und als Chorflanken eine fassadenhohe Farbverglasung aufweisen. Die breitere, schwächer geneigte Giebelpartie umfasst die gesamte Seitenfassade, so dass in der Aussenansicht keine horizontalen Trauflinien entstehen und das Dach den Eindruck einer gefalteten Struktur erweckt. Die von einem breiten, weit herabgezogenen Giebel abgeschlossene westliche Eingangsfront besitzt eine voll verglaste Mittelpartie in analoger Gestaltung zu den Chorflanken. Die Fassaden sind heute mit einer weiss verputzten Aussenwärmedämmung versehen. Die Verglasungen wurden durch eine zusätzliche Fensterschicht aufgedoppelt, die Türen ersetzt. Auf der zum Hang gerichteten südlichen Längsseite ist die Sakristei als kleiner Vorbau an das Kirchenschiff gefügt.
Der freistehende Turm, ein beliebtes Motiv in der Kirchenarchitektur in der Nachkriegszeit, erhebt sich an der talwärts gerichteten Ecke des Vorplatzes. Der weitgehend geschlossene Baukörper ist aus horizontal geschaltem Sichtbeton gefertigt und mit einem weissen Anstrich versehen. Die Schallöffnungen sind an der zum Kirchenschiff gerichteten Schmalseite angeordnet und von einem engen, vertikalen Betongitter verschlossen. Ein Pultdach schliesst den Turm ab, überhöht von dem in der Fassade verankerten Kreuz. Dem Turm gegenüber liegt an der bergseitigen Ecke des Vorplatzes das Pfarrhaus Vers.-Nr. 177 (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Das zeltförmig gestaltete, als Einheitsraum angelegte Kircheninnere wird von den neutral weiss gehaltenen Aussenwänden und den mit hellen Holzleisten verschalten Dachflächen begrenzt. Der Boden ist mit dunklen Terrazzoplatten belegt, von dem sich die in Tannenholz gefertigten Sitzbänke abheben. Die Farbverglasungen des Chorbereichs und der Eingangsfront sind in vertikale Streifen gegliedert und kombinieren verschiedene, gedeckte Farbtöne. Die Orgelempore kragt als freistehender Balkon in den Kirchenraum vor. Die Orgel scheint erst nachträglich angeschafft worden zu sein. Die heutigen Beleuchtungskörper stammen vom Umbau um 2000 [8].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 369. – Zur heutigen christkatholischen Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt OMU001) vgl. ebd., S. 370-376.
[2] Mittler 1937, S. 86.
[3] Zum Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt OMU002) vgl. Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 376f.
[4] Vgl. Obermumpf 2002, S. 166f.
[5] Baugeschichte der neuen Kirche nach Obermumpf 2002, S. 167-170.
[6] Von Moser stammten u.a. auch die Pläne für den 1956/57 realisierten Erweiterungsbau der röm.-kath. Pfarrkirche St. Martin in Mumpf (vgl. Bauinventarobjekt MUM901). Zu den von Alois Moser (1900-1972) projektierten katholischen Kirchenbauten vgl. Fabrizio Brentini, Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Luzern 1994, S. 292.
[7] Vgl. dazu Brentini 1994, S. 111-114.
[8] Kirchenschatz siehe Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 377.
Literatur:- Edith Hunziker / Peter Hoegger, Der Bezirk Rheinfelden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX), Bern 2011, S. 369, 377.
- Obermumpf. Ein Dorf im Wandel der Zeiten, Obermumpf 2002, S. 167-170.
- Otto Mittler, Katholische Kirchen des Bistums Basel, Bd. 5: Kanton Aargau, Olten 1937, S. 86.
 

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DOK-OMU839.001-BE-2006-01/001 Fotodokumentation Kirchenschatz, KdS-Inventarisation, 2006 (Dokument (Bericht))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45066
 

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