Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1801 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "HSVBMLB 1801"" (Haustürsturz) |
Würdigung: | In seiner Gesamtform wie auch im konstruktiven Aufbau und der inneren Raumordnung weitgehend original erhaltenes ehemaliges Strohdachhaus von 1801. Mit seinen hölzernen Fassaden am Wohn- wie auch am Ökonomieteil sowie der intakten rauchgeschwärzten Hochstud-Dachkonstruktion kommt dem Gebäude ein überaus hoher Zeugenwert für die im Schweizer Mittelland einst weit verbreitete Bauform des Strohdachhauses zu. Als Teil der historischen Streusiedlung Wannenhof ist das harmonisch ins umgebende Kulturland eingebettete Gebäude auch von hoher landschaftsprägender Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschrift am Hauseingang wurde das Gebäude 1801; beigefügten Initialen "HSVBMLB" dürfte es sich um die Erbauer handeln (HS für Heinrich Siegrist?). Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 ist von einem "Wohnhaus 2 Stock hoch mit Bescheuerung von Holz mit Strohdach", in Besitz von Heinrich Siegrist, die Rede [1]. Über Rudolf Müller (1875) und die Familie Hediger (ab 1878) ging die Liegenschaft 1935 an Theofil Richner über. Gemäss Brandkataster fand im gleichen Jahr auch die Umdeckung von Stroh- auf Hartbedachung (Eternit) statt. Auf einer Fotoaufnahme von 1927 sind indessen noch die alten Verhältnisse mit Strohdach und lediglich einem kleinen Ziegelfirst anschaulich dargestellt (vgl. Fotodokumentation). Das seit längerem nicht mehr regelmässig bewohnte Haus hat ein hohes Mass an originaler Bausubstanz bewahrt. |
Beschreibung: | Der charakteristisch abgewalmte Baukörper ist firstparallel ins steil abfallende Gelände gestellt. Es handelt sich um einen bäuerlichen Vielzweckbau in der verbreiteten Konstellation eines Mittertennhauses, mit der Nutzungsabfolge Wohnteil, Tenn und Stall sowie zusätzlichem schmalem Futtergang. Das rundum weit herabgezogene Vollwalmdach stützt sich auf eine Hochstudkonstruktion, bestehend aus zwei beidseits des Tenns hochgeführten Firstständern (Hochstüde) sowie einem dritte, auf Höhe des Dachbodens abgefangenem Firstständer über dem Wohnteil. Mit First, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben sind sämtliche Bestandteile des für die ehemaligen Strohdachhäuser charakteristischen, rauchgeschwärzten Dachgerüstes noch vorhanden. Selbst die originalen Rafenlagen sind noch vorhanden, verstärkt durch jüngere Dachhölzer, die wohl bei der Umdeckung 1935 hinzugefügt wurden. Der Wohnteil wie auch die Ökonomie stehen talseitig auf einem aus Bruch- und Bollensteinen aufgeführten Mauersockel, welcher unter den westlichen Wohnräumen einen einfachen Keller mit Balkendecke enthält. Als grosse Rarität ist der gesamte Oberbau sowohl des Wohn- als auch des Scheunenteils noch in reiner Holzbauweise erhalten. Das Ständergerüst ist in einen kräftigen eichenen Schwellenkranz mit doppelten Schwellenschlössern eingezapft und am Obergaden durch verblattete Kopfhölzer ausgesteift. Die Wandfüllungen bestehen aus liegenden Bohlen, stellenweise sind diese mit breiten stehenden Brettern abgedeckt. Die nach Süden auf die Talseite orientierte Hauptfassade des Wohnteils zeigt am Obergaden über durchlaufendem profiliertem Gurtgesims ein Zwillingsfenster sowie ein Einzelfenster, welches noch über einen bleiverglasten Flügel verfügt. Am Erdgeschoss wurde das ursprünglich aus einer Vierer- und einer Zweierteilung bestehende Reihenfenster wohl aus Isolationsgründen nachträglich auf vier Öffnungen reduziert. Die Einzelfenster an der der Nordfassade zeigen stark profilierte Bänke. Besonders sorgfältig gearbeitet ist das profilierte stichbogige Sturzholz des ebenfalls auf der Nordseite liegenden Hauseingangs, dessen hölzerner "Schlussstein" die eingeschnitzten Initialen "HSVBMLB" nebst der Jahreszahl 1801 und vermutlich einem Familienwappen zeigt. Ebenso wie der Wohnteil zeigt auch der westlich anschliessende Scheunentrakt weitgehend noch die ursprünglichen Verhältnisse mit holzgenagelten Tenntoren, hölzernen Stallwänden über durchlaufender mächtiger Eichenschwelle sowie vorkragender Heubühne. Der südliche Stalleingang hat am stichbogigen Sturz die Jahreszahl 1823 und Initialen HS eingekerbt. Vom eigentlichen Stallbereich ausgeschieden ist in der Südwestecke ein kleines Schweinestallgeviert, dessen Wandaufbau mit kräftigen Ständern, breiten verblatteten Kopfhölzern und dicken Bohlen recht altertümlich wirkt. Den stirnseitigen Abschluss des Ökonomietrakts bildet ein schmaler offener Durchgang, welcher wohl als Futtergang genutzt wurde. Als einzige jüngere Zutat hat man an der hangseitigen Rückfront im Stallbereich einen laubenartigen, befensterten Vorbau erstellt. Das Hausinnere weist die übliche Vierteilung in Stube und Nebenstube auf der Südseite sowie Küche und Hinterstube auf der Nordseite auf. Der Erschliessung dient ein parallel zum Tenn geführter Stichgang, von dem aus die Küche, die Stube und das Tenn betreten werden können. In den unter Hinterstube und Nebenstube gelegenen Trämkeller gelangte man ursprünglich von der Küche aus, ebenso in den Obergaden. Der Zugang ins Obergeschoss erfolgt heute über eine im Tenn installierte Treppe. Russgeschwärzte Bohlenständerwände über der Küche lassen auf die frühere Existenz einer zweigeschossigen offenen Rauchküche schliessen. Die alten Ständerwände und die Balkendecken in den Wohnräumen liegen grösstenteils unter modernem Fastäfer verborgen. Der grüne Kachelofen in der Stube wurde aus alten Kacheln neu aufgesetzt, die grüne Sitzkunst datiert aus der Zeit um 1925. Nach mündlicher Überlieferung soll früher in der Stube ein Webstuhl gestanden haben (gemäss Kurzinventar von 1992). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938. |
Literatur: | - Jean Jacques Siegrist, Die Gemeinde Unterkulm und das Kirchspiel Kulm, ein Beitrag zur Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Wynentals, Aarau 1957. - Unterkulm - 100 Jahre in Bildern, Unterkulm 1998 (Hrsg. Kulturkommission Unterkulm). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45738 |
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