Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1865 - 1866 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz); Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Schulhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "18 S. H. 65" (Türsturz) |
Würdigung: | Äusserlich intakter spätklassizistischer Schulhausbau, der sich durch verputzte Steinfassaden, ein knappes gerades Satteldach und eine zeittypische achsensymmetrische Gliederung auszeichnet. Sämtliche Fenster- und Türgewände sind sorgfältig aus Muschelkalk gehauen. Das von einem Gesims bekrönte Eingangsportal zeigt eine aufwändige Gestaltung mit geschweiften Feldern und einer Inschrift im Sturz als Verzierung. Das prominent in die Ecke zwischen Oberdorfstrasse und Hintergasse gestellte Gebäude prägt die ehemals von einer grossen Linde bestandene Hauptkreuzung im Oberdorf. Neben der ortsbaulichen Qualität kommt dem ehemaligen Schulhaus aufgrund seiner Funktion auch eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das 1865 mitten im Oberdorf errichtete Schulhaus ist aus dem Umbau eines nur wenige Jahre zuvor erstellten Armenhauses hervorgegangen [1]. 1852 hatte die Gemeinde den an der Hauptkreuzung gelegenen Bauplatz samt darauf stehendem Strohdachhaus erworben, dieses abgetragen und an seiner Stelle das Armenhaus, ein „Wohnhaus von Stein mit 2 gewölbten Kellern & Ziegeldach“, erstellt. Zehn Jahre später wurde auf Antrag des Gemeinderats beschlossen, das Gebäude in ein Schulhaus umzuwandeln. Entgegen dem ursprünglichen Projekt aber mussten mit Ausnahme des westlichen Giebels alle Fassaden abgebrochen und von Grund auf neu aufgeführt werden. Das erforderliche Kapital wurde von Einwohnern als Darlehen zur Verfügung gestellt. Der rückwärtige Anbau mit Abtritt und der Innenausbau erfolgten 1866. Nach seiner Fertigstellung galt das Schulhaus als „ein sehr zweckmässiger, schöner und in jeder Beziehung befriedigender“ Bau [2]. Eine gründliche Renovation des Schulhauses wurde 1924 vorgenommen (Ersatz der Einzelöfen durch eine Zentralheizung, Erneuerung des Treppenhauses und der Fenster; Einbau moderner sanitärer Anlagen). Bis zum Bau einer neuen Schulanlage mit Turnhalle 1965-67 beherbergte das Gebäude zwei Abteilungen der Elementarschule, die Oberstufe sowie die Gemeindeverwaltung. Im Erdgeschoss befanden sich ein Schulzimmer und der Versammlungsraum der Gemeinde, der auch als Turnlokal diente, während im ersten Obergeschoss ein weiteres Schulzimmer, die Arbeitsschule und die Kanzlei des Gemeindeschreibers untergebracht waren. Im Dachstock war seit 1929-30 ein zusätzliches Schulzimmer für die damals neu eingeführte Oberstufe eingerichtet. Vermutlich in diesem Zusammenhang erhielt das Dach beidseitig eine kleine zentrale Schleppgaube, während die zweiachsige Gaube auf der Rückseite und die liegenden Dachfenster später hinzukamen. Die für das Schulzimmer im östlichen Giebelfeld eingebauten grossen Fenster wurden bei einer späteren Sanierung wieder durch zwei kleinere Rechtecklichter ersetzt. Heute dienen die Räumlichkeiten mit Ausnahme eines Zimmers im Erdgeschoss vollumfänglich der Verwaltung. |
Beschreibung: | Das prominent in die Ecke zwischen der leicht ansteigenden Oberdorfstrasse und der Hintergasse gestellte Schulhaus dominiert die Hauptkreuzung im Villnacher Oberdorf. Es handelt sich um einen spätklassizistischen Mauerbau von zwei Geschossen unter knappem Satteldach. Der symmetrisch gegliederte Baukörper ist mit seiner fünfachsigen Hauptfront nach Süden auf die Dorfstrasse orientiert. Reich befenstert ist mit drei bzw. zwei Rechtecklichtern und einer zeittypischen Lünette im Giebelfeld auch die talwärts blickende östliche Stirnfront, während die Giebelmauer nach Westen lediglich ein einzelnes Fenster aufweist. Auf der rückwärtigen Traufseite wird die mittlere Achse von einem zweiachsigen Treppenhausrisalit mit Abtritten unter Schleppdach eingenommen. Die nordwestliche Giebelmauer, die als einzige noch aufgehende Reste des ehemaligen Armenhauses birgt, bildet strassenseitig bis zum Dachabschluss vorgezogen einen Windschutz. Für die ruhige, gepflegte Wirkung der verputzten Fassaden sind die sorgfältig behauenen Fenster- und Türgewände aus Muschelkalk von wesentlicher Bedeutung. Die rechteckigen Fenstereinfassungen sind mit einem Ladenfalz und einfachen Blockbänken versehen. Das durch eine Gesimsbekrönung ausgezeichnete Türgericht zeigt in den steinernen Pfosten und im Sturz geschweifte Felder im Nachklang des Louis-XVI. Den Sturz ziert eine Inschrift mit der Jahreszahl „1865“, dem Gemeindewappen (eine Pflugschar, begleitet von zwei seitlichen Sternen) und den Initialen „S.H.“ [Schulhaus]. Durch eine erneuerte zweiflügelige Eichentür mit vergittertem Oberlicht gelangt man in einen durchlaufenden Mittelgang, der zum rückseitigen Treppenhausrisalit führt. Inneres modernisiert. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Unser Dorf Villnachern 1991, S. 48-50. Auch das erste Schulhaus verfügte über eine spannende Baugeschichte. Es entstand mangels finanzieller Mittel zwischen 1818-20 durch Umbau eines Kornspeichers und wurde nach seiner Ablösung durch den Schulhausbau von 1865 in eine Käserei umfunktioniert. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938. [2] Unser Dorf Villnachern 1991, S. 50. |
Literatur: | - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 70. - Unser Dorf Villnachern 1141-1991. Festschrift zum Jubiläum des 850jährigen Bestehens, Villnachern 1991, S. 47-50. - Heinrich Deubelbeiss/Otto Strauss/Kurt Bader (Photo), Spaziergang durch Villnachern, in: Brugger Neujahrsblätter, 89. Jg., Brugg 1979, S. 99-101. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46896 |
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