INV-WET915A Bahnhof Aufnahmegebäude, 1876 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WET915A
Signatur Archivplan:WET915A
Titel:Bahnhof Aufnahmegebäude
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bahnhof
Adresse:Güterstrasse 12
Versicherungs-Nr.:327
Parzellen-Nr.:3252
Koordinate E:2666161
Koordinate N:1256913
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666161&y=1256913

Chronologie

Entstehungszeitraum:1876
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WET915B, WET915C, WET915D
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bahnhof

Dokumentation

Würdigung:Der 1876 im Zuge einer Streckenverlegung der Schweizerischen Nordostbahn entstandene Bahnhof Wettingen gehört in seiner Gesamtanlage zu den besterhaltenen Bahnhofensembles im Kanton. Mit dem Aufnahmegebäude, dem Güterschuppen, der Drehscheibe und der Lokremise (Bauinventarobjekte WET915A-D) sind die wesentlichen Bestandteile noch vorhanden und bezeugen damit auf anschauliche Weise die Bahnhofarchitektur jener Zeit. Das Aufnahmegebäude, bestehend aus einem zweigeschossigen massiven Mitteltrakt und zwei Seitenflügeln aus Sichtfachwerk, hat trotz mehrfacher baulicher Veränderungen und einer Purifizierung der Fassaden seinen Charakter weitgehend bewahrt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1847 wurde als erste Eisenbahnlinie der Schweiz die Nordostbahn zwischen Zürich und Baden eröffnet ("Spanisch-Brötli-Bahn"). Das Trassee, das ursprünglich auf dem linken Limmatufer verlief, wurde 1875 mit dem Bau der Eisenbahnbrücke Neuenhof-Wettingen auf die rechte Uferseite und damit näher zum Dorf Wettingen verlegt. Im Jahr danach konnte der Wettinger Bahnhof zwischen dem ehemaligen Kloster und dem Dorf eröffnet werden. Die Nordostbahn liess ein mittelgrosses Bahnhofsgebäude nach dem von Ingenieur August Beckh und Architekt Jakob Friedrich Wanner entworfenen Muster der Einheitsbahnhöfe an der Strecke Turgi–Koblenz errichten [1]. Zur Bahnhofsanlage gehören nebst dem Aufnahmegebäude ein Güterschuppen (Bauinventarobjekt WET915B), eine Drehscheibe (WET915C) und eine Lokremise (WET915D).
Grössere Bedeutung erlangte der Bahnhof 1877, als die Schweizerische Nationalbahn (SNB) die Eisenbahnlinien Winterthur–Wettingen sowie Zofingen–Wettingen und die Schweizerische Nordostbahn die Strecke von Baden nach Bülach eröffneten. In der Folge fanden Erweiterungen am Bahnhofgebäude (1912) und an den Gleisanlagen (1919) statt. Zu dieser Zeit wurde das heutige Perrondach erstellt, während man den Giebel- und Dachbereich des Aufnahmegebäudes purifizierte. Dabei büsste das Gebäude seinen verspielten Dachschmuck aus dekorativ ausgesägten Traufbrettern und Hängesäulchen im Schweizer Holzstil ein (vgl. historische Aufnahme Bilddokumentation).
Um 1967 erfolgten eine weitere Purifizierung der Fassade und eine Neufassung des Gebäudes. 1982 fanden wiederum grössere Umbauten statt, wobei der Wandverputz und das Fachwerk der Seitenflügel teilweise erneuert sowie Fenster und Türen ersetzt wurden. Von Oktober 2011 bis Juni 2013 wurden die Gleisanlagen des Bahnhofs modernisiert und die Zugänge zu den Perrons treppenfrei gestaltet. Das Aufnahmegebäude hat im gleichen Jahr durch Schock-Guyan Architekten eine Sanierung und Neuorganisation im Erdgeschoss erfahren.
Trotz der zahlreichen baulichen Massnahmen hat das Aufnahmegebäude seine ursprüngliche Ausstrahlung in wesentlichen Teilen bewahrt. Allerdings sind die Oberflächen, Fenster, Rollos und das Fachwerk wurden im Laufe der Zeit erheblich purifiziert und in grossen Teilen erneuert worden. Aus der Zeit von 1912 original erhalten ist das Perrondach.
Beschreibung:Die aus Aufnahmegebäude, Güterschuppen, Lokremise und Drehscheibe bestehende Bahnhofanlage befindet sich nördlich der Gleise. Das Aufnahmegebäude von 1876 steht giebelständig zu den Gleisen. Es handelt sich um einen zweigeschossigen und dreiachsigen gemauerten Mittelbau unter schwach geneigtem Giebeldach. Flankiert wird er von zwei eingeschossigen Seitenflügeln (ehem. Wartsäle) aus Sichtfachwerk, die von abgeflachten Walmdächern abgeschlossen sind. Die Fachwerkflügel erfahren durch die regelmässige Fensteranordnung eine klare Gliederung. Saumschwelle und Brüstungsriegel bilden ein unteres, Sturzriegel und Kopfpfette ein oberes Band von rechteckigen Ausfachungen. Als einfaches Zierelement zeigt das Riegelbild Diagonalkreuze in den Ausfachungen über den Fenstern.
Am Mitteltrakt trennt ein Gurtgesims den Sockelbereich vom Obergeschoss, welches mit Ecklisenen geschmückt ist. Entlang der Traufe verläuft ein grober, als Flachrelief im Putz ausgebildeter Zahnfries. Die Fenster im Mitteltrakt besitzen Kunststeingewände mit geohrten Ecken, die von Backsteinbögen mit Schlusssteinen überspannt sind. Platzseitig führt eine breite Freitreppe zu den drei hohen, stichbogigen Portalen des Haupttrakts.
Auf der Südwestseite erstreckt sich die 1912 als genietete Eisenkonstruktion erstellte Perronüberdachung über die gesamte Gebäudelänge. Ornamental verzierte Gusseisensäulen stützen ein filigranes Gitterfachwerk; die Dachtraufe ist mit einem Rundfries aus Eisenblech verziert.
Raumorganisation und Ausstattung im Innern sind im Laufe der Zeit verändert worden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Karl Holenstein/Markus Fischer, Kanton Aargau, Aufnahmegebäude und Güterschuppen, Kurzinventar Stand 2013.
Anmerkungen:[1] Vgl. hierzu Stutz 1976, S. 142 (Kat. 48).
Literatur:- Carl August Zehnder, 100 Jahre Bahnhof Wettingen, in: Badener Neujahrsblätter 1977, S.80-82.
- Roman Brüschweiler/Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978, S.428-431.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 217.
- Werner Stutz, Bahnhöfe der Schweiz, Zürich 1976.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Stöckli AG, Stans, Bericht zur Befundlage der Fassade, November 2012.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47538
 

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