INV-WET918 Schlössli Bahnhofstrasse 66, 1908 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WET918
Signatur Archivplan:WET918
Titel:Schlössli Bahnhofstrasse 66
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Adresse:Bahnhofstrasse 66
Versicherungs-Nr.:285
Parzellen-Nr.:2745
Koordinate E:2666933
Koordinate N:1257203
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666933&y=1257203

Chronologie

Entstehungszeitraum:1908
Grundlage Datierung:Inschrift

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Inschriften:"1908" (Fassade)
Würdigung:Das 1908 erbaute "Schlössli" ist ein stattlicher, villenartiger Heimatstilbau, der sich mit seinem kubischen Volumen und dem auffälligen Mansarddach an den bernischen "Wohnstöcken" (ländlichen Herrschaftshäusern) des 18. Jahrhunderts orientiert. Das äusserlich intakte Gebäude mit Loggia und turmartigem Risalit nimmt eine ortsbaulich wichtige Eckstellung an der Einmündung der Winernstrasse in die Bahnhofstrasse ein. Mit seiner höchst originellen Fassadengestaltung aus mosaikartig zusammengesetzten Kunststeinen unterschiedlicher Scharrierung kommt dem Gebäude ein einzigartiger Zeugenwert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das in der Art eines Schlösschens errichtete Wohnhaus wurde gemäss Inschrift mit Baudatum und Hausspruch 1908 erbaut. Im ersten Brandkatastereintrag ist Johann Gamma, Baumeister, als Eigentümer eines "Wohnhauses mit Bureau und Veranda" verzeichnet [1]. In der Folge fanden häufige Handwechsel statt, wobei sich verschiedene Handwerker (Spengler, Schreiner) und Kaufleute als Eigentümer ablösten.
1997 wurde das Haus unter Wahrung des äusseren Erscheinungsbildes einer umfassenden Innenrenovation unterzogen und geschossweise unterteilt. Dabei versetzte man diverse Zwischenwände und Türöffnungen und erschloss das Dachgeschoss für die Wohnnutzung [2]. Einzige Veränderung am Äusseren war der Durchbruch eines Gartenausgangs in der Kunststeinbalustrade der Loggia. Der Garten neben dem Eingangsbereich ist in jüngerer Zeit einem Carport gewichen.
Beschreibung:Der kompakte, zweigeschossige Mauerbau wurde über einem annähernd quadratischen Grundriss errichtet und trägt ein allseitig abgewalmtes Mansarddach, das heute als Wohngeschoss genutzt wird. In seiner Gesamtgestalt und mit seinen Bauelementen orientiert sich das "Schlössli" an der obrigkeitlich-städtischen Architektur der bernischen Wohnstöcke aus dem des 18. Jahrhundert [3] und darf somit als früher Vertreter des Heimatstils bezeichnet werden. Die drei Wohnungen sitzen einem halbgeschossig aufragenden Kellersockel aus Zyklopenmauerwerk auf. Ein umlaufendes Gurtgesims trennt das Parterre vom ersten Obergeschoss. Die Ecksituation betont ein turmartiger Risalit mit steilem Pyramidendach. Auffälligstes Merkmal ist die ockergelbe Fassade, welche aus verschieden grossen und unterschiedlich scharrierten Kunststeinen besteht, die aus dem Elsass importiert wurden. Diese verleihen dem äusserlich intakten Gebäude ein originelles, lebendiges Erscheinungsbild [4].
Die Steinfassaden, bei denen es sich wohl um eine Verblendung handelt, zeigen in den Eckbereichen rustizierte Quader und in den Wandflächen ein mosaikartiges Gefüge, so dass sich ein gewollt zufälliges, orthogonales Fugenbild ergibt. Eine zusätzliche Belebung der Oberfläche ergibt sich durch die unterschiedlich gerichteten Scharrierungen und Rillenmuster der einzelnen Steine. Aus dem gleichen gelblichen Kunststein wie das Mauerwerk sind auch die Fenster- und Türfassungen sowie die an den Risalit anschliessende Korbbogen-Loggia mit üppigem Zementbalustergeländer gearbeitet. Dieses wurde beim Umbau von 1997 auf der Schmalseite für einen Gartenaufgang geöffnet. Der im ersten Obergeschoss über der Loggia liegende Balkon bewahrt das ursprüngliche Eisengeländer in Formen des Empirestils. 1997 wurde im Dachgeschoss ein weiterer Balkon mit Eisengeländer aufgesetzt. Die Vorderfront zur Bahnhofstrasse hin zeigt zweiteilige Fensteröffnungen, ansonsten bestehen Einzelfenster in Rechteckform. Im Unterschied dazu sind die Lichtöffnungen des turmartigen Risalits rundbogig ausgestaltet.
An den Fassaden finden sich mehrere skulptierte Werkstücke, u.a. mit dem Schweizer Wappen, dem Baudatum 1908 und dem Hausspruch "Nicht Kunst, noch Fleiss/noch Arbeit nützt/Wenn Gott der Herr/den Bau nicht schützt". Im oberen Stockwerk des Türmchens ist ein Werkstein mit dem Hausnamen "Schlössli" angebracht.
Der unter einem kleinen Walmdach geborgene Hauszugang befindet sich auf der Nordostseite des Hauses. Die innere Erschliessung erfolgt über ein Treppenhaus in der östlichen Gebäudeecke. Eine zusätzliche, womöglich nachträglich eingebaute Treppe im nordwestlich gelegenen Risalit stellt die interne Verbindung vom Erdgeschoss in den Keller sicher. Die Raumstruktur des Hauses wurde anlässlich des Umbaus von 1997 erheblich verändert (vgl. Umbauplänen von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938.
[2] Pläne Bauarchiv Wettingen, freundliche Mitteilung von Franz Widmer, Architekturbüro Wettingen (17.03.2015).
[3] Affolter 2001, S. 155-159.
[4] Freundliche Mitteilung von Franz Widmer, Architekturbüro Wettingen (17.03.2015).
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 191.
- Heinrich Christoph Affolter, Die Bauernhäuser des Kantons Bern, Band 2, Das höhere Berner Mittelland, 2001, S. 155-159.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47568
 

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