Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1790 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Schulhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das Alte Schulhaus ist ein 1790, 1822 und 1853/54 in mehreren Etappen entstandener dreigeschossiger Mauerbau, dessen heutiges, spätbiedermeierliches Erscheinungsbild den letzten grösseren Ausbau um die Mitte des 19. Jahrhunderts wiedergibt. Im Erdgeschoss sind noch Spuren einer vorreformatorischen Beinhauskapelle aus der Zeit um 1500 sichtbar, was dem Gebäude eine besondere geschichtliche und bauarchäologische Bedeutung verleiht. Der klassizistische Bau passt sich in seiner Schlichtheit der reformierten Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN010) an. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | 1790 erwarb der damalige Schulmeister, Steuermeier und Chorrichter Johannes Rauber die an die Friedhofmauer angrenzende Beinhauskapelle und baute diese in ein eingeschossiges Schulhaus mit Lehrerwohnung um. Im Gegenzug erhielt er einige Jahre später das Strohdachhaus (später "Raubergüetli" genannt), das bis dahin als Schulgebäude gedient hatte. Dieses lag zwischen dem Beinhaus und dem 1801 erbauten Bossarthaus und musste 1955 dem Kirchgemeindehaus weichen [1]. Das von Rauber eingerichtete Schulhaus wurde 1822 um ein Geschoss aufgestockt, als eine neue Schulabteilung eröffnet wurde. 1853/54 folgte die Aufstockung um ein weiteres Geschoss. Vermutlich entstand auch das winkelförmig abstehende Treppenhaus an der westlichen Traufseite in dieser Zeit. Im Zuge der ab den 1860er-Jahren rasant zunehmenden Einwohnerzahl stieg die Schülerzahl bis 1877 auf 207 an, was die Kapazitäten des Gebäudes deutlich überschritt. Nach der Einweihung des neuen Dorfschulhauses 1888 (Bauinventarobjekt WIN901) wurde das Alte Schulhaus zunächst als Feuerwehrmagazin und Militärunterkunft genutzt. Daneben diente das Gebäude verschiedensten Bedürfnissen: Es beherbergte Sonntagsschul- und Unterweisungszimmer der reformierten Kirchgemeinde, Handarbeits- und Kurszimmer der Einwohnergemeinde, nach 1960 Büros des Elektrizitätswerks und der Bauverwaltung. 1987/88 wurde das Gebäude entkernt und mit neuen Geschossdecken versehen. Heute ist im Erdgeschoss ein Kindergarten untergebracht, im ersten Obergeschoss Handarbeitszimmer, im zweiten Obergeschoss Büroräume und im Dachgeschoss Kurszimmer. |
Beschreibung: | Das Alte Schulhaus liegt westlich der reformierten Pfarrkirche giebelständig zur Dorfstrasse. Es ist ein dreigeschossiger klassizistischer Mauerbau unter geradem, nur knapp vorspringendem Giebeldach. Gefalzte Rechteckfenster mit Muschelkalkgewänden und kräftig profilierten Gesimsen bilden am Hauptbau vier auf drei regelmässig verteilte Achsen. Demgegenüber ist der rechtwinklige Treppenhausanbau mit kleineren Hochrechteckfenstern belichtet, wie sie auch im Erdgeschoss der nordseitigen Giebelfassade zu finden sind. Dreiteilige Giebellichter ersetzen die ehemaligen Lünetten (vgl. Bilddokumentation). Im Hausinneren sind an der östlichen Traufseite als Relikt der vorreformatorischen Beinhauskapelle noch die gedrungenen, spitzbogigen Säulenstellungen sichtbar. Aufgrund der archäologischen Abklärungen der Renovation von 1987/88 kann geschlossen werden, dass sich die doppelgeschossige Beinhauskapelle mit Arkaden nach Osten und Norden auf den Friedhof öffnete. Die Bogenstellungen begrenzten den Vorraum im Erdgeschoss. Dieses beherbergte auch das in den Boden vertiefte Ossarium, in dem die ausgegrabenen Knochen der Verstorbenen aufbewahrt wurden. Im Obergeschoss befand sich, dem Raumschema vieler Beinhauskapellen folgend, der eigentliche Andachtsraum. Die Wandmalereien (Bollenfries und Blumenranken), die auf der Wandinnenseite die Arkaden begleiten, sprechen für eine Datierung des Gebäudes ins spätere 15. oder frühere 16. Jh. [2] |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Daher ist davon auszugehen, dass es sich bei den Erben von Hauptmann Johann Rauber, die 1886 der Gemeinde das Grundstück für den Bau des neuen Schulhauses verkauften, um Nachkommen ebendieses Johannes Rauber handelt (vgl. Bauinventarobjekt WIN901). [2] Frey 1988. |
Literatur: | - Max Baumann: Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit, Brugg 1983. - Peter Frey: Malerei erinnert ans Beinhaus, in: Brugger Tagblatt, 28.10.1988. - Friedrich Keller: Die Schule von Windisch. Gedenkschrift zur Einweihung des neuen Schulhauses in der Dohlenzelg am 31. März 1957, Brugg 1957. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 80. - "Renaissance" von zwei Windischer Schulhäusern, in: Badener Tagblatt, 22.10.1988. - Barbara Stüssi-Lauterburg et al.: Windisch in alten Ansichten, Zaltbommel 1993. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48354 |
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