Ansichtsbild: |
|
|
Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (christkath.) |
|
Schutz / Status |
Unterschutzstellung Bund: | 11/27/1985 |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 12/13/1963 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | A (nationale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
|
Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | 1407 |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Entstehungsgeschichte der Kirche St. Martin lässt sich in sechs Bauphasen unterteilen, wobei die erste auf das dritte Viertel des 11. Jahrhunderts datiert wird und einzig in den Fundamenten nachweisbar ist. Eine Apsis wurde dem einschiffigen Rechteckbau in einer zweiten Bauphase im 2. und 3. Viertel des 12. Jahrhunderts angefügt. Annexbauten und die untere Geschosse des Glockenturms folgten in der dritten Bauphase um 1190/1200. In der vierten Bauphase um 1220-1235 entstand eine spätrömische Pfeilerbasilika, die vom Vorgängerbau die Apsis, den unvollendeten Turm, sowie die nördliche Annexmauer übernahm. Ausgebaut wurde die Basilika in einer fünften Bauphase im mittleren Drittel des 13. Jahrhunderts. Im zweiten und letzten Drittel des 14. Jahrhunderts erfolgte ein einheitlich geplanter Neubau der Kirche, dem die Dachwerke und das gesamte Mauerwerk zum Opfer fielen. Einzig der Triumphbogen, der in der fünften Bauphase in der Nähe der Chorschranke zu stehen kam und Teile des Chors blieben erhalten. Im 15. und 16. Jahrhundert verlegte man die Sakristei und erhöhte den Turm um zwei Geschosse. Kurz vor und nach der Wende zum 17. Jahrhundert erfuhr die Kirche eine Vielzahl von signifikanten Veränderungen, die mehrheitlich mit den Reformbeschlüssen des Trienter Konzils in Zusammenhang standen: Altarplätze wurden beseitigt, der Hochaltar ersetzt, neue Räume kamen hinzu. Während der Kirchenerneuerung von 1669-1676 wurde im Chor ein Gewölbe eingezogen, die Wandflächen und Lettner weiss getüncht, die Pilaster und der Stuckzierrat marmoriert. Von 1732-1765 kamen Wandgemälde und neue Altäre im Langhaus hinzu. Barockisiert und im Erscheinungsbild vereinheitlicht wurde die Kirche in den Jahren von 1769-1772. Dabei wurde eine übergreifende Stuckverkleidung angebracht, der Lettner beseitigt und die Chororgel erhielt einen neuen Standort unter dem Triumphbogenscheitel. In den zwei Jahrhunderten nach dem napoleonischen Umsturz erlebte die Kirche kaum noch schöpferische Eingriffe; das Baugeschehen beschränkte sich im wesentlichen auf Sanierungen. Als eine der letzten grossen Sakralbauten des Kantons wurde die St. Martinskirche gegen Ende des 20. Jahrhunderts nach modernen Methoden und unter Aufsicht der eidgenössischen und kantonalen Denkmalpflege restauriert (Aussen 1978-1980, Innen 1986-1992). |
Beschreibung: | Die St. Martinskirche stösst mit ihrer Südflanke unvermittelt an die Kirchgasse. Der 1352 geweihte Chor und das drei Jahrzehnte später vollendete Langhaus geben sich trotz den erfahrenen Veränderungen des 18. Jahrhunderts bis heute als charakteristische Nachkommen der frühen Bettelordensarchitektur zu erkennen. Der Turm dagegen entspricht dem Erscheinungsbild herkömmlicher Pfarrkirchen. An die Südflanke des Chors schmiegen sich die hintereinander gesetzten Räume von Sakristei und Marienkapelle, deren Obergeschosse Bücherei und Archiv umfassen. Jüngster Teil der vorbarocken Entstehungszeit ist die grätige Turmhaube mit den vier Uhrgiebeln. Die stichbogigen Fenster- und Türeinfassungen am Langhaus sind Retuschen aus den Jahren der Barockisierung, gleichfalls die schmiegsamen Rundbögen und die gemalten Rocaillen in den Scheiteln der Chorlanzetten. Die auf den Weissputz aufgetragene graue Bänderung an den Sockeln, den Gebäudekanten und den Nahtstellen zwischen den Turmgeschossen steht für eine vermutete spätbarocke Quadermalerei. Den augenfälligsten baulichen Einschnitt des 18. Jahrhunderts reflektieren die relativ schwach geneigten Seitenschiffdächer. Der quadratische, in drei rundbogigen Arkaden geöffnete Annexbau zeigt zwei Freipfeiler mit gefugten Blendlisenen, ein gewelltes Dachgesims und einen originellen doppelzonigen Giebel mit Kopien von Steinplastiken. Nichtfigürlichen Bauschmuck hat die Gotik hinterlassen. Die Fenster der zwei letzten Turmgeschosse sind mit doppelbahnigem Masswerk ausgesetzt, wobei die oberen waagrecht verdacht sind. Das Fenster am Ostscheitel, das als einziges Chorlicht sein Masswerk bewahrt hat, zeigt drei Stabwerkbahnen und ein Couronnement aus spitzblättrigen Vierpässen in radialer Ordnung. Die Farbgestaltung im Inneren von Chor und dreischiffigem Langhaus ist einheitlich hell gehalten, wobei die grünlichen Stuckkartuschen einen farblichen Akzent setzen. Im Gegensatz zum Chor, wo die Raumstruktur durch Pilaster und Rippen unterstütz wird, werden die Wände im Mittelschiff plastisch gegliedert. Ein oblonger, die Mitteljoche übergreifender Deckenspiegel, setzt dem Raum eine spürbare Mitte. Von den insgesamt sieben Altären entfallen drei auf das Hauptschiff und je zwei auf die Seitenschiffe. |
Literatur: | - Studien zur Stiftskirche St. Martin in Rheinfelden (Liz.Arbeit), 1976.- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9, Bern 2011. S. 90-126. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
|
|
Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: STC-RHE010 Stiftskirche St. Martin, 1769-1772 (Dossier (Spezialinventare))
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=25218 |
|
Social Media |
Share | |
|