INV-MWI928 Fabrikgebäude der Indiennes-Druckerei Laué, 1826 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MWI928
Signatur Archivplan:MWI928
Titel:Fabrikgebäude der Indiennes-Druckerei Laué
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Möriken-Wildegg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wildegg
Adresse:Hornimattstrasse 22
Versicherungs-Nr.:206, 207
Parzellen-Nr.:1385
Koordinate E:2655149
Koordinate N:1251990
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655149&y=1251990

Chronologie

Entstehungszeitraum:1826
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Haus Laué und Manufakturgebäude (Kantonale Denkmalschutzobjekte MWI004 und MWI014),
Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt MWI933) und Aabachkanal (Bauinventarobjekt MWI936).
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Würdigung:66 Meter langer dreiflügliger Fabrikbau aus den 1820er Jahren mit fünfachsigem Mittelrisalit unter Giebeldreieck. Die von Johann Rudolf Dolder gegründete, 1781 an Friedrich Laué veräusserte und von dessen Sohn nach einem allgemeinen Plan nach und nach ausgebaute Indiennedruckerei wuchs bis 1840 zu einer langgestreckten geschlossenen Hofanlage zusammen, die in Längsrichtung vom unteren Aabachkanal durchflossen wurde. Der obere Kanal trieb das Wasserrad einer Säge und diverse landwirtschaftliche Maschinen an, bevor er durch die Bleicherei im östlichen Längsflügel und durch die Glanzfadenfabrik im südlichen Seitenflügel in den unteren Kanal geleitet wurde. Dort wurde die Wasserkraft erneut für die Bleicherei, Zeugdruckerei, Appretur und für diverse weitere holz- und metallbearbeitende Maschinen genutzt.
Der Wert des erhaltenen klassizistischen Längsbaus mit seinen zwei Seitenflügeln ergibt sich aus der besonderen industriegeschichtlichen Bedeutung der ehemaligen Kattundruckerei Laué, der grössten und modernsten seinerzeitigen Manufaktur schweizweit. Eingebettet ist das Hofgebäude in einen gut erhaltenen Kontext von Fabrikantenvilla mit Park (Kantonales Denkmaschutzobjekt MWI004), Manufakturgebäude (Kantonales Denkmaschutzobjekt MWI014), Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt MWI933) und Aabachkanal (Bauinventarobjekt MWI936).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Baugeschichte
Das Wachstum und die Entwicklung des Fabrikgeländes der Firma Laué & Cie. wurde im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Erhaltung des Manufakturgebäudes Vers. Nr. 210 (Kantonales Denkmalschutzobjekt MWI014) einlässlich dargestellt [1]. Neben dem ehemaligen Fabrikantenwohnhaus mit Pavillons und Parkanlage (Haus Laué, Kantonales Denkmalschutzobjekt MWI004) und der Manufaktur haben sich im Gebäude Vers. Nr. 205 (Parz. Nr.1506) wohl Teile des aufgehenden Mauerwerks des vormaligen Hänketurms erhalten. Zwischen diesen beiden Gebäuden figuriert auf zeitgenössischen Stichen ein langgestreckter zweigeschossiger Trakt mit zwei Dachreitern. Dieser Vorgängerbau wurde vor 1826 anlässlich der planmässigen Neubebauung des Areals abgebrochen. Die überaus grosszügig dimensionierte neue Fabrikanlage entwickelte sich hinter der 23-achsigen Front des westlichen Längsflügels zu einer Hofanlage, an deren östliche Längsseite mittig ein Mühlengebäude anschloss, in welches der obere Aabachkanal geleitet wurde. Die geschlossene Hofsituation mit offenem unterem Aabachkanal ist bereits auf dem Michaelisplan verzeichnet. Die ungleich langen Seitenflügel im Norden und Süden sind in ihrer heutigen Ausdehnung und Höhe 1872 im Brandkataster belegt. Zusammen mit dem Westflügel enthielten sie die "Schlosser- und Schreinerwerkstätte, Luftheizung, Transmission, Riemenwerk, Dreschmaschine, Brennerei mit Kupferkessel,...". Im einstöckigen Ostflügel, dem "neuen Farbhaus" (Brandkataster 1850), in dessen Mitte sich die Sägemühle und das Wasserrad mit Hauptgetriebe und Transmissionen befand, waren 1872 die "Bobinenbleicherei, Dampfkessel nebst Spritzenpumpe und Ventilen, zwei steinerne Bleichetröge, Hydrotrakteur (?) und die Dampfmaschine" nebst weiteren Einrichtungen zu finden.

Geschichtliches:
1775 verkaufte der Herr zu Wildegg, Niklaus Albrecht von Effinger, dem aus Meilen stammenden Johann Rudolf Dolder (später ein einflussreicher helvetischer und aargauischer Politiker) einen Grossteil der Hornimatt südöstlich der Hellmühle, mit der Konzession, darauf eine "Farb-Fabrique" und ein Wohnhaus zu errichten. 1781 fand Dolder in Johann Friedrich Laué aus Frankfurt und Yverdon einen Käufer für die von im aufgebaute Indiennes-Druckerei. Die Firma konnte noch 1781 vom Wildegger Schlossherrn einige am Hornikanal anstossende Grundstücke samt dem Wasserradrecht einer abgegangenen Hanfreibe erwerben. Die ersten Bauten entstanden 1782 " ohne vorläufigen weitaussehenden Plan. Im Verhältnisse wie die Geschäfte zunahmen, wurden neue Gebäude aufgeführt" [2]. 1793 kamen die Ölmühle, eine Gipsreibe, zusätzliches Land gegen Möriken und zwei weitere Radrechte hinzu. Dies war eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Aufschwung der Firma, die gegen Ende des Jahrhunderts die erste Stelle unter den aargauischen Zeugdruckereien einnahm. Die führende Stellung konnte dank technischer Neuerungen wie der Einführung des Walzen- oder Rouleaux-Drucks ab 1826 und der Anschaffung von Holzdruckmaschinen 1842 behauptet werden. Trotzdem musste die Indiennes-Produktion kurz darauf eingestellt werden. Der mit Wasserkraft bestens ausgerüstete Gewerbestandort blieb aber mit verschiedensten Tätigkeiten aktiv. 1878 sind die Säge, eine Glanzfadenfabrik, eine Bleicherei, eine Schmiede und eine mechanische Werkstätte verzeichnet. Später produzierte die Xyolith und Kohlensäurewerke AG Zementfaserstoff [3]. Im 20. Jh. etablierte sich die Kupferdraht Isolierwerke Wildegg AG auf dem Areal, die das Areal weiter ausbaute.
Beschreibung:Beschrieb
Nach einem Teilabbruch der bestehenden Fabrik vor 1826 gemäss einem "allgemeinen Plan" [4] errichteter spätklassizistischer Fabrikbau mit repräsentativem Anspruch. In voller Länge und Höhe sind der westliche Längsflügel und die beiden daran anschliessenden, ungleich langen Seitenflügel erhalten. Das Innere des Gebäudes, die Bodenbeläge und der Hof sind für die Nutzung als gedeckte Industriehallen ausgebaut. Der Ostflügel ist nur noch in Fragmenten erhalten. Zum Industrieareal gehören weitere Bauten, so das Gebäude Lauéstrasse 4 (Bauinventarobjekt MWI933), der Aabachkanal (Bauinventarobjekt MWI936), das Manufakturgebäude (Kantonales Denkmalschutzobjekt MWI014) und das Haus Laué mit parkartigem Garten (Kantonales Denkmaschutzobjekt MWI004).
Weitere interessante Gebäude sind Vers. Nr. 202 (um 1910 Standort des Sauggasmotors), welches in seinen Umfassungsmauern historische Bausubstanz aufzuweisen scheint, der Anbau an Vers. Nr. 328 als qualitätvoller Zeuge aus den 30er Jahren und schliesslich der Sheddachbau Vers. 551A.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS), Wegbegleiter.
Anmerkungen:[1] Jörger 1997.
[2] Bronner 1844, Bd.1, S.499.
[3] Zum weiteren Schicksal des Fabrikareals bis 1920 vgl. Neuenschwander 1992, S.60ff.
[4] Bronner 1844, Bd.1, S.499.
Literatur:- Rudolf Hermann Kupper, Fabrikbauten in der Schweiz vor der Mitte des 19.Jh., Diss. Zürich 1984, S. 45ff.
- Heidi Neuenschwander, Zur Wirtschaftsgeschichte, in: Chronik von Möriken-Wildegg, Möriken-Wildegg 1992. S.57ff., S. 60. ff.
- Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 145.
- Franz Xaver Bronner: Der Kanton Aargau, historisch, statistisch, geographisch geschildert. St. Gallen, Bern 1844, Bd.1, S.499.
- Albert Jörger: Die ehemalige Indiennes-Fabrik Laué in Wildegg AG, Gutachten vom 28.2.1997 (mit weiterführender Literatur).
- EKD, Gutachten vom 11. Juni 1997.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Mühlenkonzessionspläne des Herrn Laué in Wildegg (DB.W01/0041/04)
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43320
 

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