INV-OFT901 Reformierte Pfarrkirche, 1933-1934 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFT901
Signatur Archivplan:OFT901
Titel:Reformierte Pfarrkirche
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Pfaffenäcker
Adresse:Kirchstrasse 8
Versicherungs-Nr.:982
Parzellen-Nr.:662
Koordinate E:2637179
Koordinate N:1240066

Chronologie

Entstehungszeitraum:1933 - 1934
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:OFT902
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)

Dokumentation

Autorschaft:Karl Indermühle, Bern (Architekt)
Würdigung:Die reformierte Pfarrkirche von Oftringen wurde 1933/34 nach Plänen des kurz zuvor verstorbenen Berner Architekten und Münsterbaumeisters Karl Indermühle erstellt. Es handelt sich um ein qualitätvolles Sakralgebäude, das in seinem sachlichen, volumetrisch klaren Ausdruck bereits dem Neuen Bauen zuzurechnen ist. Mit dem markant aufragenden, von einem Spitzhelm bekrönten Glockenturm verfügt die Kirche über ein weitherum sichtbares Wahrzeichen von grosser Ausstrahlungskraft.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das bisher nach Zofingen kirchgenössige Oftringen konnte 1920 eine selbständige Kirchgemeinde gründen [1]. Seit 1913 konnte der Gottesdienst im damals fertiggestellten Schulhaus Oberfeld (Bauinventarobjekt OFT904) abgehalten werden, wozu man eigens einen Kirchensaal mit Kanzel, Orgel und Abendmahlstisch anfügte. 1927 erfolgte der Landankauf für einen eigenen Kirchenbau. Aus dem 1932 ausgeschriebenen Wettbewerb ging das Projekt des Berner Münsterbaumeisters und Architekten Karl Indermühle (1877-1933) siegreich hervor [2]. 1933 wurde ein Baukredit von 360'000 Franken gutgeheissen. Die Grundsteinlegung erfolgte im Oktober 1933, und am 16. Dezember 1934 konnte die Kirche eingeweiht werden.
Anlässlich einer 1959-62 vorgenommenen Renovation wurden Turm und Kirchenschiff durch eine Baufuge getrennt, da sich durch das Glockengeläut Risse im Mauerwerk der Kirche ergeben hatten. Gleichzeitig erfolgte eine Innenrenovation mit Einbau einer Bodenheizung und Schaffung eines Jugendraums. 1972/73 fand eine zusätzliche Unterkellerung mit Einrichtung eines Mehrzweckraums statt; 1989/90 wurden die undichten Flachdächer östlich und westlich des Kirchenschiffs durch flache Walm- und Schrägdächer ersetzt. Die letzte Innenrenovation erfolgte 1997 [3].
Beschreibung:Die Kirche wurde an den Siedlungsrand südlich des Schulhauses Oberfeld (Bauinventarobjekt OFT904), unmittelbar gegenüber dem bereits 1924 realisierten Pfarrhaus (Bauinventarobjekt OFT902) gestellt. In ihrer Grundstruktur und Organisation bildet sie eine interessante Verknüpfung von traditionellen Kirchenbauschemen mit funktional-moderner Entwurfsstrategie, wie dies für das Spätwerk des Architekten Indermühle bezeichnend ist. Der rechteckige Hauptbaukörper aus verputztem Backstein und Beton ist unter einem flachen Walmdach geborgen. Die beiden niedrigeren Seitenschiffe erinnern an das altbekannte System der längsgerichteten dreischiffigen Basilika. Markant in Erscheinung tritt der Glockenturm an der östlichen Eingangsflanke. Er besteht aus einem hohen, sich leicht verjüngendem Schaft und einer dünnen, stilettartigen Spitze. Eine geräumige Vorhalle besetzt die östliche Längsseite und öffnet sich mit breiten Rechteckportalen auf das Kirchenschiff, den Glockenturm und einen rückwärtigen Nebenraum. Schlanke, gewändelose Rundbogenfenster gliedern den Baukörper und erscheinen als paarige Schallöffnungen auch am Glockenturm.
Der Innenraum besteht zur Hauptsache aus einem weiten, kubischen Mittelschiff und einem ebenso breiten Chorraum. Der mit einer hölzernen Balkendecke eingedeckte Saal öffnet sich mit weiten Arkaden auf die niedrigen, ehemals flachgedecken Seitenschiffe. Der Chorbereich ist gegenüber dem Schiff mittels Treppenstufen leicht erhöht. Die rechte Seite nahm hier früher die Kanzel ein, auf der linken Seite befindet sich heute noch die Orgel. Ein schlichtes Holzkreuz und der Abendmahlstisch bilden das liturgische Zentrum, die dahinter liegende Chorwand schmückt ein Drillingsfenster mit Glasmalerei des Berner Künstlers Fritz Pauli (1891-1968). Das Geläut stammt von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau. Als jüngere Zutat wurde 1965 an der östlichen Eingangsflanke ein Relief von Armin Willi angebracht, dessen Inschrift an die missionarische Verpflichtung der Christen erinnern soll: "VON NUN AN WERDET IHR MENSCHEN FISCHEN".
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Kurzinventar Sakralbauten ab dem 20. Jahrhundert (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2009).
Anmerkungen:[1] Zur Kirchengeschichte in Oftringen vgl. Hüssy 1993, S. 127-133; Eich 1957, S. 42-47; Spring 1970.
[2] Zu Karl Indermühle (1877-1933), einem Fachmann im Kirchen- und Schulhausbau seiner Zeit, vgl. Rucki/Huber 1998, S. 287-288; Nekrolog des Architekten im Werk 21 (1934).
[3] Zu den baulichen Massnahmen vgl. Hüssy 1993, S. 128.
Literatur:- Martin Eich, Oftringen einst und jetzt, Kleine Chronik der Gemeinde, Oftringen 1957.
- Paul Spring, 50 Jahre reformierte Kirchgemeinde Oftringen (1920-1970), 1970.
- Annelies Hüssy, Oftringen, Die Geschichte eines Dorfes, Ofringen 1993.
- Claudio Affolter, Neues Bauen im Kanton Aargau 1920-1940, Baden 1996.
- Isabelle Rucki/Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./ 20.Jahrhundert, Basel 1998.
- Das Werk 21 (1934), S. 164 (Nekrolog des Architekten Karl Indermühle).
- Matthias Walter / Barbara Tobler, Reformierte Kirchen im Aargau (www.ref-ag.ch/meine-kirche/gemeinden-a-bis-z/kirchgemeinden/oftringen).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 40.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44538
 

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