Windisch-Zürcherstrasse
Wo bis vor kurzem Motorräder standen, patrouillierten einst römische Soldaten. Und hier grub die Kantonsarchäologie im Sommer 2016. Überraschend ist die Entdeckung einer ungewöhnlichen Deponierung.
Das Rätsel der Öllampen
Nur wenige Handbreit unter dem Asphalt liegt sie: eine ganz normale Kochschüssel eines Legionärs. Doch ihr Inhalt ist alles andere als gewöhnlich. Insgesamt 22 Öllampen sind in die Schüssel gelegt worden. Und auf jeder Lampe liegt, sorgfältig platziert, eine Bronzemünze. Diese spezielle Deponierung dürfte vermutlich rituellen Charakter haben.
Die Schüssel wird samt Inhalt ins Restaurierungslabor der Kantonsarchäologie gebracht. Dort legt der Restaurator Thomas Kahlau die Lampen in Kleinstarbeit frei.
Medienbilder
Römische Mauern unter japanischen Motorrädern
Bereits 2013 wurde das westliche Areal der künftigen Baugrube mit der ehemaligen Wirtschaft "Linde" archäologisch untersucht. Seit Juni 2016 wird nun im östlichen Bauperimeter, im Hinterhof und Werkstattbereich eines Motorradgeschäftes ausgegraben.
Heute Stossverkehr − früher Wehrmauer
Wo sich heute im Stossverkehr die Autos auf der Zürcherstrasse stauen, patrouillierten vor 2'000 Jahren römische Soldaten auf der Wehrmauer des Legionslagers Vindonissa. Südlich davor schützten mehreren V-förmige Spitzgräben das römische Heerlager.
Vor dem Befestigungssystem verlief eine gut ausgebaute Kiestrasse, an die sich eine zivile Siedlung anschloss. Noch weiter südlich, auf dem Hang hinauf zur Oberburg, lag ein grosses Gräberfeld, wo die Bevölkerung vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. ihre Toten bestattete.
Überraschende Befunde
Die Ausgrabungen, die mindestens bis Ende August andauern, haben bereits in den ersten Tagen Überraschendes geliefert. Nur wenige Handbreit unter dem Asphalt, auf welchem bis vor kurzem japanische Motorräder zum Verkauf standen, stiess das Team der Kantonsarchäologie auf gut erhaltene römische Steinbauten, Feuerstellen und einen tiefen gemauerten Schacht.
Nach ersten Erkenntnissen wurde dieser Siedlungsbereich des antiken Vindonissa aber nicht aufgegeben, als die Legionäre gegen 101 n. Chr. den Waffenplatz verliessen; vielmehr wohnte man hier bis in das 3. und 4. Jahrhundert hinein. Die ehemalige Funktion der neu gefundenen Steinbauten ist noch unklar; sie wird sich aber hoffentlich klären, wenn im kommenden Jahr eine abschliessende Grabungskampagne ganz im Osten der künftigen Baugrube durchgeführt wird.
Somit liefern auch diese Ausgrabungen einen weiteren Mosaikstein zum Verständnis des römischen Vindonissa.