Ausgrabungen, Untersuchungen, Sanierungen
Sind archäologische Hinterlassenschaften durch Bodeneingriffe bedroht, führt die Kantonsarchäologie Ausgrabungen und weitere Untersuchungen durch. Archäologische Monumente pflegt und unterhält die Kantonsarchäologie.
Archäologie beschäftigt sich mit allem, was der Mensch im Verlauf der Jahrtausende im Boden hinterlassen hat. Die archäologischen Hinterlassenschaften sind Anker in der Zeit. In Epochen ohne schriftliche Überlieferung sind sie die einzigen Informationsträger. Durch Bodeneingriffe können sie beschädigt oder zerstört werden. Ist das – meist aus übergeordneten Interessen – nicht zu verhindern, dann wird eine archäologische Untersuchung nötig.
Untersuchungsmethoden
Ausgrabung
Ausgrabung
Eine Ausgrabung findet statt, wenn archäologische Hinterlassenschaften nicht an Ort und Stelle erhalten werden können und durch einen Bodeneingriff – das ist in der Regel ein Bauprojekt – bedroht sind. Deshalb wird eine solche Untersuchung auch Rettungs- oder Notgrabung genannt. Dabei werden die Überreste maschinell oder von Hand abgetragen, dokumentiert, eingemessen und die Fundobjekte geborgen. Eine Ausgrabung findet in der Regel vor Baubeginn statt, ist geplant und zeitlich terminiert. Sie dauert einige Wochen bis mehrere Monate.
Sondierung
Sondierung
Eine Sondierung oder Sondiergrabung erlaubt mittels "Sondierschnitten" einen ersten Bodeneinblick im Vorfeld eines Bauprojekts. Eine Sondierung findet statt, wenn im betroffenen Areal mit grosser Sicherheit archäologische Überreste im Boden zu erwarten sind. Die Schnitte helfen festzustellen, wo genau die archäologischen Strukturen zu lokalisieren sind und wie mächtig die Schichterhaltung ist. Mit diesen Informationen lässt sich im Anschluss eine Ausgrabung besser planen. Eine Sondierung dauert in der Regel ein bis mehrere Tage.
Baubegleitung
Baubegleitung
Eine Baubegleitung ist die Methode der Wahl, wenn nicht ganz sicher ist, ob sich archäologische Strukturen im Boden befinden, wenn die Kapazitäten der Kantonsarchäologie eine vorgängige Ausgrabung nicht erlauben oder auch aus strategischen Überlegungen. Dann findet die Untersuchung baubegleitend statt, was eine enge Verzahnung mit dem Bauablauf erfordert. Das ist eine effiziente, wenn auch durch den Bauablauf eng getaktete Untersuchung.
Bauuntersuchung
Bauuntersuchung
Die Archäologie kümmert sich nicht nur um Überreste im Boden, sondern auch um obertägig noch erhaltene Bauten. Die Abgrenzung zur Denkmalpflege ist manchmal nicht trennscharf, grundsätzlich kümmert sich die Kantonsarchäologie aber um die Dokumentation von historischen Gebäuden, wenn diese umgebaut oder abgerissen werden. Diese reichen vom Mittelalter bis an den Beginn der Moderne (1800).
Augenschein
Augenschein
Bei Bauprojekten, bei denen eine hohe Unsicherheit über die vorhandenen archäologischen Spuren besteht, kann sich ein Augenschein vor Ort doch lohnen. Kleinere Befunde werden dokumentiert, aber auch geologische Aufschlüsse. Auch ein archäologisch negatives Resultat, ein sogenannter Negativbefund ist wertvoll – denn wenn keine archäologischen Reste an einer Stelle vorhanden sind, ist das auch eine wichtige Information, die festgehalten wird und auf die in Zukunft zurückgegriffen werden kann.
Geophysikalische Prospektion
Geophysikalische Prospektion
Geophysikalische Messungen wie Geomagnetik und Geoelektrik erlauben – ähnlich einem Röntgenblick – einen zerstörungsfreien Bodeneinblick. Damit lassen sich archäologische Befunde im Boden aufspüren. Bei der Geoelektrik wird der elektrische Widerstand in einer definierten Fläche in regelmässigen Abständen gemessen. Ein Graben ergibt zum Beispiel einen niedrigen Widerstand, Mauern aus Stein einen hohen. Die Messresultate visualisieren somit im Boden steckende Überreste. Bei der Geomagnetik wird das Erdmagnetfeld gemessen, was sich je nach Untergrund unterscheidet.
Tauchuntersuchung
Tauchuntersuchung
Die Kantonsarchäologie besitzt keine eigene Tauchequipe, arbeitet jedoch mit der Unterwasserarchäologie Zürich und punktuell mit freiwilligen Tauchern zusammen. Die Zürcher Tauchequipe untersucht im Auftrag regelmässig die archäologischen Fundstellen im Hallwilersee. Freiwillige Taucher kontrollieren beispielsweise, ob die schützende Steinpackung bei der Pfahlbaufundstelle Beinwil-Ägelmoos noch intakt ist.
Luftbild und LiDAR
Luftbild und LiDAR
Ausgraben am Computer – man könnte es fast so bezeichnen. Luft- und Drohnenbilder machen archäologische Überreste im Boden in Form von Bewuchsmerkmalen sichtbar. Auch bei der Zustandskontrolle von Burgruinen werden Drohne eingesetzt. Mithilfe von LiDAR – Light Detection and Ranging –, einem dreidimensionalen Laserscanning der Bodenoberfläche, können archäologische Fundstellen besser erkannt oder gar neu entdeckt werden.
Dokumentation
Wenn archäologische Hinterlassenschaften an Ort und Stelle nicht erhalten werden können, dann können die Informationen darüber in Form einer umfassenden Dokumentation im Archiv erhalten werden. Die Dokumentation archäologischer Untersuchungen beinhaltet folgende Komponenten:
- Messdaten, Verortung im Koordinatensystem der Schweiz, Höheneinmessung
- Zeichnerische Dokumentation der Schichten und Befunde in der Fläche und im Profil
- Fotografische Dokumentation der Flächen, Profile, der Befunde und der Funde in situ
- Schriftliche Dokumentation: Beschreibung der archäologischen Schichten, Strukturen, Befunde und des Fundanfalls, Tagebuch, Grabungsbericht, Geschäftsakten
- 3D-Dokumentation: Fallweise mithilfe von Structure from Motion oder Laserscan
Die gesamten Akten wurden im Rahmen eines Projektes 2020−2022 digitalisiert und mit der Datenbank verknüpft. Das Grabungsarchiv der Kantonsarchäologie ist damit ein umfassender Wissensspeicher zum archäologischen Kulturerbe des Kantons Aargau.
Abgeschlossene Ausgrabungen, Untersuchungen, Sanierungen
Literaturtipps zu Archäologie und Ausgraben
- C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte, Roman der Archäologie (1949)
- Marion Benz und Christian Maise, Archäologie. Theiss Wissen Kompakt (Stuttgart 2006)
- Anne-Catherine Escher, Gespräche mit Archäologen. Eine Collage (Berlin 2016)
- Daniela Heller, Pfostenloch. Comic (2022)
- Jens Notroff, Staub, Steine, Scherben (2023)
- Johanna Sigl und Claus Vetterling (Hrsg.), Grabungsleitfaden (2014)
- Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter