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Ausgrabungen & Untersuchungen

Die römischen Militärlager von Zurzach und ihre Befestigung

Ausgrabungssituation von oben.
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Die Kantonsarchäologie untersucht seit Ende November 2024 eine rund 2000 Quadratmeter grosse Fläche südlich der römischen Militärlager in Bad Zurzach.

Am nördlichen Rand des mittelalterlichen "Flecken" Bad Zurzach ist eine Grossüberbauung mit Tiefgarage geplant. Aus diesem Grund untersucht das Grabungsteam der Kantonsarchäologie aktuell die betroffene Fläche von rund 2000 Quadratmetern. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. lag dieses Gebiet unmittelbar südlich von mehreren römischen, zeitlich aufeinanderfolgenden Militärlagern.

Strategisch gelegen

Foto der Grabungssituation mit gelb eingezeichnetem Spitzgrabensystem.
Grabungsareal 2024, gelb: bekannter Verlauf des Spitzgrabensystems. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Die Militärlager lagen hier an strategisch wichtiger Position und dienten u.a. der Sicherung des Rheinübergangs von Tenedo/Bad Zurzach. Die Lager sind aufgrund mehrerer Ausgrabungen im Zusammenhang mit dem Bau der Nordumfahrung von Bad Zurzach in den Jahren 1982 bis 1987 und einer Ausgrabung im Jahre 1990 bekannt. Dort konnte man Teile der Befestigungsanlagen dieser Militärlager sowie Ausschnitte der Innenbebauung dokumentieren. Aufgrund von grossflächigen Ausgrabungen zwischen 2004 und 2007 westlich des Schlossparks "Himmelrych" in der Flur "Uf Raine" ist erwiesen, dass dort zeitgleich zu den Militärlagern eine zivile Siedlung bestand. Auch nach der Aufgabe des Militärstützpunkts um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde dort weiter gesiedelt sowie Handwerk und Gewerbe betrieben.

Grabensystem als Befestigung

Profil des Spitzgrabensystems mit weiss nachgezeichneten Schichten.
Querschnitt durch das mehrphasige Spitzgrabensystem. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

In den seit Ende November 2024 ausgegrabenen Feldern konnte auf einer Länge von rund 30 Metern das mehrphasige Spitzgrabensystem des südlichen Befestigungsrings der Militärlager dokumentiert werden. In dichter Folge haben die hier stationierten Truppen offenbar mehrere, sich teilweise überlappende v-förmige Spitzgräben von rund 3–4 Metern Breite und 1,5–2 Metern Tiefe sowie flache, u-förmige Sohlgräben ausgehoben. Gemäss den Auswertungsergebnissen aus dem Jahre 1994 gehört dieses Befestigungssystem zu mehreren sich ablösenden Hilfstruppen-Lagern von maximal rund 1,8 Hektaren Grösse.

Funde zeigen Präsenz des Militärs

Halbierte römische Münze.
Halbierte römische Münze. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Im unmittelbaren südlichen Anschluss an die Lagerbefestigung folgen zwei parallel verlaufende, rund 1 Meter breite, v-förmige Gräbchen, bei denen es sich um Strassengräben einer rund 5 Meter breiten Strasse handeln dürfte. Zeitgleich befanden sich südlich der mutmasslichen Strasse Gruben, Drainagegräben und einzelne Baustrukturen in Leichtbauweise. Die Präsenz des römischen Militärs in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. manifestiert sich in zahlreichen Münzfunden, darunter vielen halbierten Exemplaren, sowie militärischen Ausrüstungsgegenständen. Dazu kommen zahlreiche Scherben von Keramikgefässen, vereinzelte Scherben von Glasgefässen, Tierknochen und einzelne Funde aus Eisen, Blei und Buntmetall. Zudem deuten Neben- und Abfallprodukte von Metallverarbeitung auf handwerkliche Aktivitäten hin.

Spätere Spuren fehlen

Luftbildaufnahme in schwarz-weiss.
Blick auf Bad Zurzach im Jahre 1922. W. Mittelholzer, © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / LBS_MH01-002754

Trotz der Entfernung von lediglich 250 Metern zum Verenamünster bzw. 480 Metern zum spätrömischen Doppelkastell von Kirchlibuck-Sidelen bleiben Hinweise auf eine spätrömische Begehung oder gar Besiedlung bislang komplett aus. Auch mittelalterlich-neuzeitliche Besiedlungsspuren fehlen vollständig. Bis zur Überbauung mit zwei Wohnhäusern und einer Gärtnerei im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts blieb das Gebiet offenkundig unbebaut. Direkt nördlich davon verläuft seit 1876 die Bahnstrecke Winterthur-Koblenz. Der im selben Jahr eröffnete Bahnhof von Bad Zurzach liegt östlich des Ausgrabungsareals.