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Ausgrabungen & Untersuchungen

Endingen-Rankstrasse: Ein Fund wider Erwarten

Drei Grabungsleute am freilegen einer Fläche.

In Endingen kamen Ende 2018 wider Erwarten Gräber aus der Bronzezeit zum Vorschein. Eine gezielte Aktion ermöglichte eine rasche Bergung.

Landauf, landab wird gebaut. Jedes Baugesuch gelangt im Kanton Aargau auch an die Kantonsarchäologie. Diese prüft es und gleicht es mit der sogenannten Fundstellenkarte ab. Hier sind alle bisher bekannten archäologischen Fundstellen des Aargaus verzeichnet. Betrifft ein Bauvorhaben eine archäologische Fundstelle, so gräbt die Kantonsarchäologie die archäologischen Hinterlassenschaften aus und dokumentiert sie vor deren Zerstörung.

Freigabe durch die Kantonsarchäologie

Archäologen und ein weisses Grabungszelt auf der Baustelle.
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Im Jahr 2017 wurde auch das Bauvorhaben an der Rankstrasse in Endingen geprüft. Zwar war in der Nähe ein Gräberfeld aktenkundig, jedoch gaben die Archäologinnen und Archäologen die Fläche frei. Denn man ging davon aus, dass am Ufer des Bachs keine Gräber mehr liegen würden. Mit den Bauleuten vereinbarte man lediglich eine Meldepflicht. Dies bedeutet, dass sie etwaige Funde beim Baggerabtrag sofort der Kantonsarchäologie melden müssen.

Wider Erwarten kam dann Ende 2018 ein prähistorisches Gefäss beim Baggerabtrag an der Rankstrasse zum Vorschein. Die Meldepflicht wurde vorbildlich eingehalten: der Fund wurde unverzüglich der Kantonsarchäologie gemeldet. Sofort besichtigte ein Mitarbeiter der Kantonsarchäologie die Baustelle. Schnell wurde klar, dass nicht nur ein, sondern gleich mehrere Gefässe durch den Bagger angeschnitten worden waren.

Archäologische Aktion

Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

In einer konzentrierten Aktion legten eine Archäologin, zwei Restauratoren und mehrere Ausgräber die Befunde frei und dokumentierten sie. Damit man möglichst effizient und schnell vorgehen konnte, entnahm das Team die Gefässe mitsamt der umliegenden Erde als Block aus dem Boden. Dank dieser zeitsparenden Methode konnte die Baustelle nach eineinhalb Tagen wieder freigegeben werden.

Von der Blockbergung zum Gefäss

Im Restaurierungslabor der Kantonsarchäologie legte die Restauratorin danach die Gefässe sorgfältig in aller Ruhe frei.

Neue Erkenntnisse über eine wenig bekannte Epoche

Eine sogenannte Binninger Nadel. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Bei den gefundenen Gefässen handelt es sich um Urnen. Diese neu entdeckten Gräber gehören in die Zeit zwischen der Mittelbronze- und Spätbronzezeit, also etwa in die Zeit von 1350 bis 1200 v. Chr. Siedlungen dieses Zeitraumes sind im Mittelland wenig bekannt. Das 1919 dokumentierte Grab von Endingen galt lange als eines von nur zwei Bestattungen dieser Epoche im Kanton.

Die Entdeckung von Endingen erlaubt einen Einblick in die Bestattungssitten dieser Zeit. Insgesamt sind drei einzelne Urnen bzw. Teile von Urnen geborgen worden, die teilweise auch kremierte menschliche Überreste enthielten. Die Menschen verbrannten also ihre Toten damals.

Aufwändiges Bestattungsritual

Grabungszeichnung des Brandschüttungsgrabes.
Orange: Urne; grau: Steine; braun: verkohltes Holz; grün: bronzene Nadel und Armbandbruchstück; blau: Keramik; pink: verbrannte Knochen.

Von einem aufwändigeren Bestattungsritual zeugt allerdings ein sogenanntes Brandschüttungsgrab in einer körperlangen Grube. Darin deponierte man ein Gefäss und weitere Keramikbruchstücke sowie Beigaben aus Metall: Eine Nadel zur Fixierung der Kleidung und ein Bruchstück eines Armbandes. Beides wurde damals absichtlich ins Feuer gelegt, davon zeugen die Beschädigungen durch die Flammen. Zwischen die Beigaben streute man die Asche der verstorbenen Person. Eine Steinschicht schützte schliesslich das Grab.

Im Frühling 2019 begleitete ein Team der Kantonsarchäologie den Aushub der zweiten Baugrube, denn man wollte auf weitere Gräber gefasst sein. Die Baugrube reichte allerdings nicht bis auf die Tiefe möglicher Gräber hinab und so konnte der Bau ohne archäologische Intervention fortgeführt werden.