Ein Haus unter dem Haus in Laufenburg
Im Hinteren Wasen in Laufenburg führte die Kantonsarchäologie infolge eines Ersatzbaus eine Bauuntersuchung und Ausgrabung durch.
Bis im Mai 2024 stand am Hinteren Wasen 55 eine zweigeschossige alte Scheune. Der Gassenzug liegt im von der Hauptachse abgelegenen Teil der Wasenvorstadt. Hier finden sich vorwiegend Ökonomiebauten, die unmittelbar an der Stadtmauer stehen. Diese stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert und wurde bis im 15. Jahrhundert zwei Mal erhöht.
Scheune von 1674
Infolge eines geplanten Ersatzbaus mit Unterkellerung wurde die Scheune abgebrochen. Schon 2022/2023 führte das Mittelalterteam der Kantonsarchäologie eine Bauuntersuchung durch. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass die Scheune schon um 1674 errichtet wurde. Sie wies im Innern ein Ständerwerk aus Fichtenholz auf, das ein auf die Stadtmauerkrone aufgesetztes Pultdach trug. Das Gebäude nutzte man als Doppelscheune mit Tenn und zwei Ställen, bis 1894 eine zweigeschossige Wohnung eingebaut wurde.
Ein Haus unter dem Haus
Nach Abbruch der Scheune untersuchte das Mittelalterteam den Untergrund. Trotz etlichen Bodeneingriffen des 19. und 20. Jahrhunderts (Keller, Jauchegrube, Leitungsgraben) konnten noch einige archäologische Strukturen dokumentiert werden. Freigelegt wurde ein Mauerwinkel eines Vorgängerbaus, Reste eines Stampflehmbodens und eines Mörtelbodens, sowie ein Mörtelfundament einer weiteren Mauer. Im Südostteil der Grabungsfläche fanden sich die Überreste einer Mörtelmischgrube, die anhand der Funde ins 15. Jahrhundert zu datieren ist. Ob sie mit dem Bau des Vorgängergebäudes in Zusammenhang steht, ist noch nicht geklärt.
Römische Goldmünze
Unter den spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Befunden zeigte sich eine dunkle Schicht, die römische Funde beinhaltete. Nebst verschiedenen Keramikscherben, einigen Bleigewichten und Bronzemünzen des 4. Jahrhunderts kam auch eine Goldmünze von 324 n. Chr. in prägefrischem Zustand zutage. Eine Seltenheit!
Es konnten keine römischen, für Laufenburg typische Strukturen wie etwa Kellerschächte oder Strassen dokumentiert werden. Dafür wurden unter der römischen Schicht mehrere in den gewachsenen Boden eingetiefte Pfostengruben entdeckt, deren Datierung mangels Funde nur mutmasslich römisch ist. Immer wieder wurden in Laufenburg römische Hinterlassenschaften dokumentiert, die auf eine sich vom Siechebifang bis zur Schimelrych erstreckende Besiedelung hindeuten.
Die archäologische Grabung am Hinteren Wasen 55 könnte ein erster Hinweis dafür sein, dass sich das Strassendorf nach Nordosten weiterzog. Inwiefern die neuen Funde sich in die bereits bekannten römischen Hinterlassenschaften in Laufenburg einpassen, ist Teil der aktuellen Forschungsarbeit.