Solaroffensive im Aargau

Der Kanton Aargau fördert den Ausbau der Photovoltaik mit einer Solaroffensive. Damit will er einen Beitrag zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele (Netto-Null bis 2050) leisten.
Schweizweit ist ein Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2050 auf rund 39 Terawattstunden notwendig, um das Ziel Netto-Null erreichen zu können. Für den Aargau bedeutet dies unter anderem, dass die Stromproduktion auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss. Einen Schwerpunkt setzt der Regierungsrat deshalb bei der Photovoltaik (PV). Mit der Solaroffensive soll die Erzeugung von Solarstrom im Aargau kontinuierlich ausgebaut werden.
Strategie mit Zukunft
Das strategische Ziel der Solaroffensive des Kantons Aargau richtet sich an der kantonalen Strategie energieAARGAU, an der Klimastrategie des Kantons sowie am nationalen Ziel von netto Null Treibhausgasen bis 2050 aus. Gemäss einer Studie Infras/TEP-Energy (s. Link unten) weist der Kanton ein Potenzial von 5'350 Gigawatt-Stunden (GWh) auf. Gemäss des Bundesamts für Energie (BFE), beträgt das Potenzial für PV-Strom von Dächern und Fassaden im Kanton Aargau sogar rund 7'000 GWh. Der Kanton verfügt somit über die Möglichkeit, seinen an der Bevölkerung anteilsmässigen Beitrag von 2'977 GWh an das nationale PV-Ziel bis 2050 zu leisten. Um das strategische Ziel zu erreichen, müssen die Installationsraten zeitnah stark ansteigen. Der Regierungsrat setzt sich deshalb für eine effiziente Ausschöpfung des Solarpotenzials ein. In erster Linie auf den Dächern von Gebäuden im Kanton Aargau.
Die Massnahmen für eine kantonale Solaroffensive wurden in sechs Handlungsfelder gruppiert und zusammengefasst. Die Solaroffensive soll in mehreren Schritten umgesetzt werden. In einem ersten Schritt sollen kostengünstige und rasch umsetzbare Vorhaben bei Information und Beratung, Förderung von Grossanlagen sowie Vorbildwirkung durch den Kanton realisiert werden. Mit einem Gesamtbetrag von 1,9 Millionen Franken können zwischen 2022 bis einschliesslich 2025 erste Massnahmen getestet und umgesetzt werden.
Information und Beratung
Mit der energieberatungAARGAU verfügt der Kanton über eine etablierte Fachstelle mit einem breiten Netzwerk. Diese spielt bei der Informations- und Beratungstätigkeit eine zentrale Rolle.
Massnahmen:
- Sensibilisierung der Gemeinden; Information der Gemeinden zum Ortsbildschutz; Best Practices BNO, um PV zu ermöglichen
- energieberatungAARGAU: Beratung zur Eigenstromerzeugung
- Kommunikationsoffensive zum kantonalen Massnahmen-Paket
- Optimierung der Grundlagen für Bauherrschaften und Planungsfachleute / Publikation von PV-Handlungsempfehlungen zuhanden Architekt/innen, Bauherrschaften, Gemeinden / Information und Beratung zu technischen Vereinfachungen
- Initiierung und Unterstützung Grundlagen/Tools für die Erfolgskontrolle und Bekanntmachung bei Gemeinden
- Infokampagne des Solarstromausbaustands auf Kantonsgebiet durch den Kanton
- Vernetzung/Animation grosser professioneller Immobilieneigentümerschaften
- Gemeinden unterstützen, um abgestimmte PV-Bewilligungspraxis zu erreichen (unter anderem Aktualisierung kantonale Broschüre "Solaranlagen – Grundlagen zur Erstellung")
- Information zu PV-Anlagen, die auf denkmal- und ortsbildgeschützten Gebäuden realisiert wurden (Merkblatt Energie und Baukultur ergänzen)
- Information zum Ermöglichen von Dachbörsen
- Solarquartiere ermöglichen
Vorbildwirkung Kanton
Der Kanton hat bei seiner Solaroffensive eine wichtige Vorbildfunktion. Damit kann er die Wirkung von Massnahmen durch Private und die Wirtschaft positiv beeinflussen. Der Grosse Rat hat Ende November 2021 eine Motion zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen (PV) auf kantonalen Liegenschaften überwiesen. Das Kantonsparlament hat dadurch den klaren Auftrag erteilt, PV-Anlagen nicht nur zu prüfen, sondern auch zu planen. Es besteht dann eine Begründungspflicht, wenn von diesem Grundsatz abgewichen wird.
Massnahmen:
- Standardmässige Prüfung PV bei Neubau durch die Abteilung Immobilien Aargau (IMAG)
- Standardmässige Prüfung PV bei Dachmodernisierungen durch IMAG (Bestandsbauten)
- Standardmässige Prüfung von Fassadenanlagen bei Gebäuden im Kantonseigentum sowie auf kantonsnahen Gebäuden durch IMAG
- Information über Vorbildprojekte des Kantons
- PV-Anlagen auf, an, über bestehender kantonaler Tiefbau-Infrastruktur erstellen
- IMAG setzt sich bei gemieteten Liegenschaften für PV-Anlagen ein
- Es wurde ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Uni Lausanne zur Erhöhung des PVA-Zubaus initiiert. Dabei werden gezielt Hausbesitzer mit PVA-Potenzial mit einem personalisierten Brief angeschrieben. Der Kanton Aargau beteiligte sich finanziell an den Kosten. Es wurden 231 Hausbesitzer angeschrieben, wovon 29 Personen eine Beratung für eine Solaranlagen beantragt haben.
Einsatz des Kantons für Massnahmen auf übergeordneter Ebene
Um das national gesetzte Ziel zum PV-Ausbau zu erreichen, sind auf allen drei Staatsebenen Massnahmen notwendig. In den Kompetenzbereich der Kantone fallen die Installationspflichten im Gebäudebereich und kantonale Zusatzförderungen. Auf nationaler Ebene sind Massnahmen angesiedelt wie beispielsweise generell erhöhte minimale Rückspeisetarife, optimierte Förder- oder Ausschreibungssysteme (gleitende Marktprämie, Einspeisevergütung statt Einmalvergütung) oder Quotenmodelle mit verbindlich festgelegten Ausbauzielen. Diese Massnahmen können dem Solarstromanlagenausbau in der Schweiz einen deutlichen Schub verleihen. Der Kanton plant im Rahmen der Solaroffensive eine mit anderen Kantonen und Städten koordinierte Intensivierung des Lobbyings auf Bundesebene.
Massnahmen:
- Gesetzlich vorgeschriebener Ausbaupfad
- Saisonalisierung von Stromtarifen und Harmonisierung von minimalen Solarstrom-Rückliefertarifen
- Umsetzung von Freiflächenanlagen ausserhalb Bauzone (insbesondere für Winterstrom)
- Intensivierung und ggf. Optimierung der finanziellen "Breitenförderung" des Anlagenzubaus
Aus- und Weiterbildung
Auf dem Arbeitsmarkt finden sich nur wenige Fachleute, die über eine Ausbildung im Bereich Photovoltaik verfügen. Um die Ausbaurate der PV zu beschleunigen, braucht es unter anderem entsprechende Fachleute, aber auch Aus- und Weiterbildung, um entsprechendes Fach- und Branchenwissen aufzubauen.
Massnahmen:
- Mitinitiierung und Unterstützung von Aktivitäten auf Bundesebene: Aus- und Weiterbildung von Fachkräften mit Spezialisierung auf den Solarstromanlagenausbau
- Beim Projekt Informasolar werden Fachkräfte in der Solarbranche im WBZ Lenzburg ausgebildet. Der Kanton Aargau hat die Übungsdächer finanziert. Dank Informasolar konnten im Jahr 2023 99 Solarmonteure, davon 30 Personen vom RAV, in Lenzburg ausgebildet werden.
- Planer/innen: Förderung der Fortbildung mit PV-Bezug bei Architektur/Planung
- energieberatungAARGAU: finanzielle Unterstützung von Schulungen im Bereich PV
Finanzielle Förderung
Eine finanzielle kantonale Zusatzförderung fällt in die Kompetenz des Kantons und beschleunigt mit dem Setzen von finanziellen Anreizen den Ausbau von PV.
Folgende Massnahmen sind bereits in der Umsetzung oder lanciert:
- Finanzielle (Zusatz)Förderung von PV-Grossanlagen
- Kantonale Förderung von Pilot- und Demonstrationsanlagen
Solarenergie selbst nutzen
Unter Einhaltung von gestalterischen Vorgaben sind Solaranlagen auf dem Dach lediglich meldepflichtig. Ansonsten wird eine Baubewilligung benötigt.
- Bericht "Solaroffensive: Strategie und Massnahmen" (PDF, 589 KB) (PDF, 589 KB)
- Studie Infras/TEP Energy "Grundlagen für eine kantonale Solarstrategie mit Fokus auf den beschleunigten Ausbau von Solarstromanlagen, Ausbaupotenziale sowie Auslegeordnung und Priorisierung kantonaler Massnahmen", Schlussbericht vom 31. Mai 2021 (PDF, 709 KB) (PDF, 709 KB)
- Studie "Arbeitsplatzpotenziale der Energiestrategien"