U2 Bodenqualität
Die Schwermetallbelastung in Landwirtschaftsböden verändert sich kaum. Bei Kupfer und Zink werden mehr Zunahmen als Abnahmen ausgewiesen. Auf Waldböden wird ein erhöhter Stickstoffeintrag über die Luft festgestellt.
Boden stellt eine ökologisch und ökonomisch höchst wertvolle, in menschlichen Zeitmassstäben nicht erneuerbare Ressource dar und ist zusammen mit Wasser und Luft eine zentrale Grundlage für das Leben (Bundesrat 2020). Gesunde und vielfältige Böden erfüllen viele Funktionen, sie ermöglichen eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, regulieren Stoff- und Energiekreisläufe und bilden eine zentrale Grundlage für die Nahrungsmittel- und Holzproduktion. Die Nutzung des Bodens soll zu keiner Degradierung seiner Funktionsfähigkeit führen. Bodenverdichtung, nicht oder schwer abbaubare Schadstoffe, Versauerung und Erosion beeinflussen die Bodenqualität negativ und können zu irreversiblen Schäden führen.
Indikator: Belastung des Bodens mit Schwermetallen
Die Belastung des Bodens mit Schwermetallen vermindert seine Fähigkeit zur Regulation der Stoffkreisläufe und damit zur Nahrungsmittelproduktion. Schwermetalle werden biologisch nicht abgebaut und wenn auch nur geringe Mengen eingetragen werden, erhöht sich deren Konzentration im Boden folglich über die Jahre. Die Schwermetallbelastung soll daher nicht zunehmen. Die gesetzlichen Schwellenwerte sind in der Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) festgelegt.
Der Indikator zeigt den Trend (Änderung zwischen 2006 und 2021) der Totalgehalte an Cadmium, Kupfer, Blei und Zink an 20 verschiedenen Standorten im Landwirtschaftsgebiet. Signifikant bedeutet: Der Trend gilt mit mehr als 95 Prozent Wahrscheinlichkeit als nicht zufällig. Relevant bedeutet: Die Veränderung beträgt mehr als 5 Prozent des Richtwerts gemäss VBBo.
Belastung des Bodens mit Schwermetallen, Aargau, Trend zwischen 2006 - 2021
langfristig | positiv |
kurzfristig | Aussage nicht möglich |
Stand 2024
Keine wesentliche Änderung der Bodenbelastung
Die Schadstoffgehalte im Boden wurden mit dem kantonalen Bodenbeobachtungsnetz (KABO) erstmalig 1991 aufgenommen. Es folgten die Untersuchungen 1996 und 2006. Die aktuellen Aufnahmen fanden 2021 (Landwirtschaftsstandorte) und 2022 (Waldstandorte) statt. Die Auswertung der Waldstandorte ist noch ausstehend. Zwischen 2006 und 2021 hat sich die Schwermetallbelastung bei den meisten Landwirtschaftsstandorten nicht wesentlich verändert. Bei Kupfer und Zink wurden mehr Zunahmen als Abnahmen beobachtet. Kupfer und Zink gelangen auf Acker- und Graslandstandorten hauptsächlich mit dem Hofdünger in den Boden, im Rebbau durch Fungizid Einsatz (Agroscope 2022). Demgegenüber wurden beim Blei und Cadmium keine Zunahmen festgestellt (BVU 2023). Der Trend beim Blei und Cadmium wird auch gesamtschweizerisch bestätigt. Beim Blei erfolgt der Eintrag vor allem über die atmosphärische Deposition, diese ist zurückgegangen. Cadmium gelangt vor allem über Phosphor-Mineraldünger, deren Einsatz in den letzten Jahren vermindert wurde, in die Böden (Agroscope 2022). Zusammenfassend zeigen die zwischen 2006 und 2021 festgestellten Veränderungen, dass es im Kanton Aargau nicht zu einer flächendeckenden Zunahme von Schadstoffen gekommen ist. Dies bestätigen auch die Höhen der Messwerte. So zeigen die Messungen 2021 an drei Standorten signifikante Überschreitungen vom Richtwert gemäss VBBo. Zwei Standorte betreffen Kupfer, ein Standort weist eine Überschreitung für Fluor aus. 2006 wurden noch vier Überschreitungen (zwei Standorte in Bezug auf Kupfer, je ein Standort in Bezug auf Cadmium und Fluor) festgestellt (BVU 2023).
Im Rahmen des interkantonalen Walddauerbeobachtungsprogramms wird im Kanton Aargau seit 1984 auf 18 Beobachtungsflächen regelmässig der Waldboden untersucht. Auf den meisten Flächen wird nach wie vor ein hoher Stickstoffeintrag über die Luft mit Überschreitungen der kritischen Konzentrationswerten (Critical Levels) festgestellt (Rhim, Künzle 2023). Der erhöhte Stickstoffeintrag wirkt sich negativ auf die Bodenchemie der Waldböden aus. Die Versauerung ist unabhängig vom Standort und der Baumart, weiter fortgeschritten. Die erhöhte Stickstoffdeposition und die damit zusammenhängende Bodenversauerung stören das Wurzelwachstum und die Kolonisierung durch Mykorrhizapilze und beeinträchtigen damit indirekt auch die Wasseraufnahme der Bäume. Besonders in Jahren mit extremer Trockenheit kann sich dieser Effekt besonders negativ auf die Vitalität der Bäume auswirken (IAP 2021).
In der Schweiz fehlen genaue und flächendeckende Angaben zum Ausmass von Bodenverdichtungen. Aus der landwirtschaftlichen Praxis sowie aus Versuchsflächen lässt sich jedoch ableiten, dass zahlreiche Böden verdichtet sind (Bundesrat 2020). Auch vorübergehende Eingriffe wie Installationsplätze oder Baupisten können zu massiven, lange wirksamen Bodenverdichtungen führen. Zur Vermeidung der Verdichtung fördert der Kanton Aargau eine bodenschonende Baustellenpraxis (BVU 2024).
Durch starke Regenfälle kann insbesondere auf offenen, geneigten Ackerflächen Boden abgeschwemmt werden. Die Erosionskarte der Schweiz, zeigt auch im Kanton Aargau über den ganzen Kanton verteilt Flächen mit einer hohen Erosionsgefährdung. Je nach Fläche kann der Bodenabtrag bis um die 200 Tonnen pro Hektar und Jahr betragen (BAFU 2017, BLW 2019). Weltweit geht pro Jahr etwa 1 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche durch Erosion verloren.
Herausforderungen
- Zur langfristigen Erhaltung der Bodenfunktionen sind Massnahmen zur Verminderung des Schadstoffeintrags in den Boden weiterzuführen oder es sind neue anzugehen. Ihre Wirkung ist mit einer nächsten KABO-Erhebung zu verifizieren.
- Stoffe, die über Jahrzehnte verwendet werden, reichern sich erst mit der Zeit im Boden an und können hier zu Schäden führen. Als neue, meist resistente Stoffgruppen zählen Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), Mikroplastik aber auch Antibiotika oder Hormone und erlangen aktuell grosse Aufmerksamkeit. Messresultate und wichtige Erkenntnisse über ihre Wirkungen im Boden sind aber bisher kaum vorhanden. Ein weiterer unkontrollierter Eintrag in den Boden ist zu vermeiden.
- In der Land- und Forstwirtschaft kommen zunehmend schwere Maschinen zum Einsatz. Der unsachgemässe Einsatz solcher Maschinen führt zur Bodenverdichtung und somit zum Verlust an Bodenqualität und begünstigen die Erosion.
- Gegen die problematische Überdüngung und Versauerung der Waldböden sind weiterhin Massnahmen an der Quelle, das heisst, insbesondere bei der Landwirtschaft, die zu zwei Drittel für die Stickstoffeinträge über die Luft verantwortlich ist, zu ergreifen (BAFU 2022b).
- Im Kampf gegen den Klimawandel braucht es beim Bodenschutz sowohl Massnahmen zum Erhalt und zur Erhöhung des C-Vorrats im Boden als auch solche zur Reduktion von Treibhausgasen aus dem Boden. Beides kann mittels angepasster Bodennutzung und Bewirtschaftung erfolgen (Bundesrat 2020).
- Damit Böden auch künftig ihre zentralen Funktionen für Gesellschaft und Wirtschaft erbringen können, muss der Bodenverbrauch (gemäss der Bodenstrategie des Bundes) bis 2050 auf Netto-Null sinken. Dafür müssen griffige Instrumente geschaffen werden (BAFU 2022a).
- Um der Nahrungsmittelproduktion langfristig genügend Böden in guter Qualität zur Verfügung zu stellen, muss der Kulturlandverlust gebremst und abgetragener Boden zielgerichtet für Aufwertungen genutzt werden. Belastungen der Böden gilt es konsequent entgegenzuwirken (Bodenverdichtung, Erosion, Schadstoffe usw.) und die Landwirtschaft standortangepasst und nachhaltig zu betreiben.
Verweise
Für das Thema "Bodenqualität" relevantes SDG der Agenda 2030
Das Thema "Bodenqualität" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
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Referenzen |
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