Gesundheit von Schülerinnen und Schülern
Die Daten der "Health Behaviour in School-aged Children" (HBSC) Studie von 2018 zeigen auf, wie die 11-bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler im Aargau ihre eigene Gesundheit bewerten.
Nur jedes zehnte Aargauer Schulkind im Alter von 15 Jahren bewegt sich ausreichend. Zudem fühlt sich jedes fünfte Schulkind in diesem Alter gestresst. Es bleibt wichtig, Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung von Lebenskompetenzen und gesunden Alltagsgewohnheiten zu unterstützen. Beim Tabak- und Alkoholkonsum zeigt das Zusammenspiel von Sensibilisierung und Jugendschutz Wirkung: Der Anteil konsumierender Schulkinder hat sich seit 2002 entscheidend verringert. Im Auge zu behalten ist, dass die meisten Tabak und Alkohol über Bekannte beziehen und sich neue Suchtmittel und -formen entwickeln.
Hintergründe und Zusammenhänge
Die meisten Aargauer Schülerinnen und Schüler sind zufrieden mit ihrem Leben und fühlen sich gut oder ausgezeichnet. Sie greifen weniger oft zur Zigarette oder zu Alkohol als ältere Jahrgänge. Die Studie "Health Behaviour in School-aged Children" (HBSC), welche in der Schweiz im Jahr 2018 zum neunten Mal durchgeführt wurde, präsentiert erfreuliche Entwicklungen. Trotzdem darf die Anzahl der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler, die sich nicht wohlfühlen oder regelmässig Tabak oder Alkohol konsumieren, nicht ausgeblendet werden. Die Antworten weisen zudem auf neue Herausforderungen hin. Dazu gehören ausreichend Bewegung, schulbedingter Stress und neuere Suchtmittel, wie zum Beispiel E-Zigaretten.
Einzelne Aspekte unter der Lupe
Körperliche Aktivität
14,4% der Aargauer Schulkinder sind täglich eine Stunde körperlich aktiv. Die 11-jährigen Schulkinder sind körperlich aktiver als die 15-jährigen (17,5% gegenüber 10,0%).
Ein Blick auf die nachfolgenden Bewegungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche (PDF, 3 Seiten, 436 KB) in der Schweiz zeigt, dass sich nur jedes zehnte Aargauer Schulkind im Alter von 15 Jahren ausreichend bewegt. Bei den 11-Jährigen ist es etwa jedes sechste. Mädchen bewegen sich etwa gleich häufig wie Jungen.
Bewegungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche des "Netzwerks Gesundheit und Bewegung Schweiz hepa.ch":
- Täglich mindestens eine Stunde – zusätzlich zu den Alltagsaktivitäten.
- Aktivitäten von mittlerer Intensität (z.B. zügiges Gehen, Velofahren oder Inlineskating sowie Spielen in der Natur oder auf dem Spielplatz) bis zu hoher Intensität (z.B. Joggen, Biken, Schwimmen, Ballspiele oder Streetdance).
- Vielseitige Bewegung und abwechslungsreicher Sport, um die Knochen, den Herz-Kreislauf und die Muskeln zu stärken sowie die Geschicklichkeit und Beweglichkeit zu verbessern.
- Langdauernde Tätigkeiten ohne körperliche Aktivität sollten so weit wie möglich vermieden werden und ab und zu durch kurze aktive Bewegungspausen unterbrochen werden.
Selbst wahrgenommener Gesundheitszustand
87,7% der Aargauer Schulkinder beschreiben ihren Gesundheitszustand als gut oder ausgezeichnet, die 11-jährigen Schulkinder öfters als die 15-jährigen (91,2% gegenüber 84,3%) und Jungen öfters als Mädchen (89,4% gegenüber 85,8%).
Fast neun von zehn Aargauer Schulkindern fühlen sich gut oder ausgezeichnet – und zwar in Hinsicht auf ihre körperliche, psychische und soziale Gesundheit. Trotz der subjektiv hoch eingeschätzten Lebensqualität treten bei einigen Schülerinnen und Schülern mindestens einmal pro Woche Gereiztheit, schlechte Laune, Nervosität, Ärger, traurige Momente oder Sorgen auf. Dies passt zu den Stimmungsschwankungen, die gerade in der Jugend häufig auftreten können.
Die Schule kann auf vielfältige Weise einen unterstützenden Beitrag zum Wohlbefinden der Jugendlichen leisten. Im Lehrplan 21 ist die Förderung personaler Kompetenzen, wie zum Beispiel Selbstreflexion, vorgesehen. Dies hilft den Kindern und Jugendlichen, Stress vorzubeugen beziehungsweise mit Stress umzugehen. Die individuellen Ressourcen (z.B. Selbstwertgefühl, soziale Unterstützung durch Familie und persönliches Umfeld) haben zudem einen grossen Einfluss darauf, wie Stress erlebt und bewältigt wird.
Stress durch Arbeit für die Schule
22,0 % der Aargauer Schulkinder fühlen sich durch die Arbeit für die Schule einigermassen oder sehr gestresst. 15-jährige Schülerinnen und Schüler (21,4 %) fühlen sich häufiger gestresst als 11-jährige (15,0 %).
Für jedes fünfte Aargauer Schulkind ist die Arbeit für die Schule eine Quelle von mehr oder weniger ausgeprägtem Stress. Dass ältere Schülerinnen und Schüler tendenziell mehr unter Stress leiden als jüngere, ist möglicherweise auf die steigenden Anforderungen der höheren Schulstufen und die sich nähernde Berufswahl zurückzuführen. Ebenso fallen in der Adoleszenz zahlreiche Entwicklungsaufgaben an, welche gerade ältere Schulkinder stark beanspruchen können. Mädchen geben häufiger an, mittelmässig oder sehr gestresst zu sein, als Jungen. Ob tatsächlich ein Geschlechterunterschied vorliegt, oder ob hier verzerrte Antworten aufgrund der sogenannten "sozialen Erwünschtheit" vorliegen, ist nicht klar. Denkbar ist, dass Jungen aufgrund dieser sozialen Erwartungen bewusst wenig Interesse an Schulthemen zeigen und zurückhaltender sind, wenn es um das Eingeständnis von Stress durch die Arbeit für die Schule geht.
Tabak- und Alkoholkonsum
3,5% der 15-jährigen Mädchen und 5,6% der gleichaltrigen Jungen rauchen täglich. Seit 2002 ist bei den Jungen eine Abnahme um 12,1% und bei den Mädchen um 11,7% zu verzeichnen.
11,1% der 15-jährigen Jungen und 3,9% der gleichaltrigen Mädchen trinken mindestens einmal pro Woche Alkohol. Seit 2002 ist bei den Jungen eine Abnahme um 19,3% und bei den Mädchen um 14,3% zu verzeichnen.
Dass der Konsum von Zigaretten und Alkohol bei Schülerinnen und Schülern rückläufig ist, lässt sich unter anderem auf den Jugendschutz zurückführen. Im Kanton Aargau ist der Verkauf von Tabakwaren und alkoholischen Getränken an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sowie der Verkauf von Spirituosen an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Dennoch gibt knapp die Hälfte an, Zigaretten selber zu kaufen. Alarmierend ist jedoch, dass drei von vier rauchenden Schulkindern Zigaretten über Bekannte erhalten. Beim Alkohol sind Bekannte bei 84% der konsumierenden Schulkinder die Zugangsquelle. Eine weitere Entwicklung, die es zu beachten gilt, sind neue Suchtmittel und -formen, wie zum Beispiel E-Zigaretten. Diese erfordern neue Grundlagen- und Sensibilisierungsarbeiten sowie auch Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen. Denn bei neuen Produkten bestehen oftmals noch Unklarheiten, wie sich diese langfristig auf die Gesundheit aus-wirken. So ist beim Konsum der E-Zigarette beispielsweise unbekannt, ob ein Risiko besteht, dass man später auf herkömmliche Zigaretten umsteigt.
Aktivitäten im Kanton Aargau
Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler ist ein Schwerpunkt des Programms "Gesundheitsfördernde Schule". Das Programm unterstützt Schulleitungen und Lehrpersonen, damit sie die Gesundheits- und Lebenskompetenzen der Schulkinder stärken können. Interessierten Schulen stehen Beratungen, Referate, Kurse und Publikationen wie das "Handbuch Lehrergesundheit", zur Verfügung. Der "Orientierungsraster Gesundheitsförderung in der Schule" (PDF, 44 Seiten, 975 KB) unterstützt Schulleitungen dabei, den Blickwinkel der Gesundheit in den aktuellen Entwicklungsarbeiten der Schule miteinzubeziehen.
Auf der Website "gesundeschule-ag.ch" erhalten Schulen Orientierung und praktische Hinweise zu den vielfältigen (Gesundheits-)Themen und Angeboten. Das Spektrum reicht von der Entwicklung von Lebenskompetenzen über Ernährungs- und Bewegungsthemen bis hin zum Umgang mit Suchtmitteln, Mediennutzung, Sexualität oder Stress.
Das Programm fördert seit Herbst 2010 das Kantonale Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen Aargau. Es bietet 13 Schulen Vernetzung, Beratung und Betreuung auf dem Weg zur Gesundheitsfördernden Schule sowie eine Auszeichnung als "Gesundheitsfördernde Schule".
Weitere relevante Programme
Mit folgenden Programmen und der Fachstelle Sucht steht das Programm "Gesundheitsfördernde Schule" in einem engen Austausch: