INV-TEG906 Mühle Dorfstrasse 34, 1865 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-TEG906
Signatur Archivplan:TEG906
Titel:Mühle Dorfstrasse 34
Gemeinde:Tegerfelden
Adresse:Dorfstrasse 34
Versicherungs-Nr.:23
Parzellen-Nr.:736
Koordinate E:2663967
Koordinate N:1267754
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2663967&y=1267754

Chronologie

Entstehungszeitraum:1865
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:TEG905, TEG926
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühle

Dokumentation

Inschriften:"H MB 1865" (Haustürsturz)
Würdigung:Anstelle eines abgebrochenen Vorgängerbaus errichtetes Mühlengebäude von 1865, das als dreigeschossiger Biedermeierbau mit regelmässig angeordneten Fensterachsen in Erscheinung tritt. Mit der benachbarten Mühlenscheune (Bauinventar TEG905) und der ehemaligen Öle (Bauinventar TEG926) bildet das Haus eine wertvolle, gewerbegeschichtlich interessante Baugruppe gegenüber der reformierten Pfarrkirche (Bauinventar TEG901).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Existenz einer Mühle in Obertegerfelden ist schon im 15. Jh. urkundlich belegt [1]. Um 1770 gehört die Mühle einem gewissen Hans Hauenstein, der sie später vom Lehenmüller Hans Ulrich Spyhlmann betreiben liess. Wegen eines Gerichtsfalls zwischen Hauenstein und Spyhlmann ist eine Beschreibung der Hofstatt samt Ausstattung aus der Zeit um 1788 überliefert. Demnach bestand die Anlage aus einer Mühle mit Behausung sowie einem Nebengebäude mit Behausung, doppelter Scheune und Stallung (Mühlenscheune). Die ebenfalls schon existierende Ölmühle (Bauinventar TEG926) befand sich in anderen Händen und war somit nicht Gegenstand des Rechtsstreits [2].
Eine Bleistiftzeichnung von Adolf Stäbli aus dem Jahr 1859 zeigt eine Ansicht der 1865 abgetragenen alten Mühle, eines stattlichen spätgotischen Mauerbaus mit gestaffelten Reihenfenstern (vgl. Bilddokumentation). Der Neubau wird im Brandkatastereintrag von 1865 als "dreistöckiges Wohnhaus mit Mühlewerk, 3 Gängen, Röndle, Griesstäube und Radwerk" beschrieben [3]. Zusätzlich aufgeführt wird eine Gipsmühle mit Hanfreibe, welche sich im rückwärtigen Bereich des Hauptgebäudes befand. Bauherr der Anlage war Xaver Mühlebach, der 1877 nördlich des Mühlenkomplexes ein zusätzliches stattliches Doppelbauernhaus errichten liess (Dorfstrasse 44/45).
Ein Situationsplan mit Beschreibung der Mühlenanlage findet sich in einem Verificationsverbal von 1879/1897: "Circa 320 Meter oberhalb der Mühle wird das Wasser der Surb mittelst eines steinernen Wuhrs gestaut und in den Mühlecanal geleitet. am Oelegebäude vorbeifliessend, treibt es ein unterschlächtiges Wasserrad und fliesst dann ca. 50 Meter weiter, nach links abbiegend, dem Radhaus der Mühle zu, um sich weiter unten in die Surb zu ergiessen oder in einen Wassergraben geleitet zu werden, zu welchem Zweck ein Schwellbrett von 38cm Höhe eingesteckt werden kann. Im Radhaus der Mühle befinden sich 3 oberschlächtige Wasserräder von 3,0 m Durchmesser mit welchen betrieben werden: 3 Mahlgänge, 1 Röndle, 1 Griesstäube, 1 Beutlerei. Mit dem vierten Wasserrad von 3,25 m Durchmesser werden betrieben: 1 Reibe und Gipsmahlgang mit Stampfe, welche letztere nur noch selten betrieben werden." [4]
Beschreibung:Das Mühlengebäude von 1865 ist ein spätklassizistisch-biedermeierlicher Mauerbau mit nur knapp vorspringendem, ungebrochenem Satteldach. Der dreigeschossige Baukörper ist durch 6 x 3 Fensterachsen streng gegliedert. Die mit Ladenfalz und Blocksims versehenen Gewände sind gleich wie die Türeinfassungen aus Sandstein gearbeitet. Der in der zweitäussersten Fensterachse gelegene Haupteingang zeigt eine fein profilierte Verdachung mit der Bauinschrift "H MB 1865" am Sturz. Die Stirnseiten sind dreiachsig ausgebildet und im Giebelfeld mit einer grossen Lünette besetzt.
Der heute zugeschüttete Mühlekanal führte an der bergseitigen Giebelfront der Scheune vorbei auf die Vorderfront der Mühle zu und floss unter dieser durch. Keller und Erdgeschoss waren ehemals zu einem zweigeschossigen Mühlenraum zusammengefasst; beim jüngsten Umbau wurde ein Boden eingezogen. Der ebenerdige Keller- und Mühlenzugang liegt in der Mittelachse der südlichen Stirnfront und wird von einer breiten zweigeschossigen Laube mit Pultdach geschützt. Die restliche Fläche des Untergeschosses besetzt ein quer zur Firstrichtung verlaufender tonnengewölbter Keller (gemäss Kurzinventar von 1997).
Das Treppenhaus, welches noch den originalen Treppenlauf mit eichenem Staketengeländer besitzt, nimmt die südöstliche Gebäudeecke ein. Ursprünglich war es gegen die Wohnungen in den beiden Obergeschossen offen. Die Erschliessung der Räume erfolgt über längs des Firstes verlaufende Mittelkorridore. Den rückwärtigen Bereich der Wohnungen nehmen jeweils zwei Kammern ein, während zur Strasse hin Stube und Küche sowie auf der nördlichen Giebelseite Küchenkammer und Schlafzimmer angeordnet sind. In der Küche des ersten Obergeschosses hat sich ein eiserner Sparherd erhalten. Ebenfalls noch aus der Bauzeit stammen die Balkendecken mit eingeschobenen Bretterböden und Deckleisten, in der Stube überdeckt von einem gefelderten Brettertäfer. Die Korridore öffnen sich im rückwärtigen Bereich auf Teillauben, welche mit der südseitigen Laube verbunden sind. Das Dachgeschoss ist zu Wohnzwecken ausgebaut (Hausinneres gemäss Kurzinventar von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Tegerfelder Mühle vgl. Füllemann 1990, S. 195-198.
[2] Inventar von 1788 in Füllemann 1990, S. 198.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0754-0756: Brandkataster Gemeinde Tegerfelden 1851-1937.
[4] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0021/09: Verificationsverbal und Wasserwerkplan von 1879/1897.
Literatur:- Karl Füllemann, Chronik der Gemeinde Tegerfelden, Tegerfelden 1990.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0754-0756: Brandkataster Gemeinde Tegerfelden 1851-1937.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0021/09: Verificationsverbal und Wasserwerkplan von 1879/1897.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Tegerfelden XI-20/16.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=116216
 

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