INV-TEG916 Schlössli 4, 6 (= TEG839.002), 1600 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TEG916
Signatur Archivplan:TEG916
Titel:Schlössli 4, 6 (= TEG839.002)
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht südliche Hauptfassade mit Doppeleingang (2011)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Tegerfelden
Hist. Name Objekt:"Schlössli"
Adresse:Schlössli 4, 6
Versicherungs-Nr.:69, 70
Parzellen-Nr.:252, 243
Koordinate E:2663811
Koordinate N:1268049
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2663811&y=1268049

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1600
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:TEG915
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau

Dokumentation

Würdigung:Als "Schlössli" bekanntes dreigeschossiges, spätgotisch geprägtes Wohnhaus aus der Zeit um 1600, das früher als Zeichen herrschaftlichen Bauens mit Treppengiebeln ausgestattet war. An bemerkenswerten Elementen aus der Bauzeit sind neben den massiven Aussenmauern ein rundbogiges Kellerportal und eine rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit mehrfach verzahnten Kopfhölzern erhalten. Das markante, unmittelbar bei der Sebastianskapelle (Denkmalschutzobjekt TEG003) stehende Gebäude bildet mit dem zugehörigen Doppelspeicher (Bauinventar TEG915) eine intakte Baugruppe von grosser ortsbaulicher Ausstrahlung. Im östlichen Gebäudeteil wurde von 1809 bis 1894 die katholische Schule geführt, was dem Gebäude eine zusätzliche lokalgeschichtliche Bedeutung verleiht.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das rundbogige Kellerportal und die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit den mehrfach verzahnten Kopfstreben deuten auf eine Erbauungszeit im 16./17. Jh. hin. Die ehemalige Jahrzahl "1756", welche nach Aussage des Besitzers an einem ehemaligen Kachelofen zu lesen war, dürfte sich auf eine Umbauphase beziehen [1].
1809 erwarb die katholische Bürgergemeinde das "Schlössli" und richtete im unteren Geschoss des östlichen Wohnteils eine Schule ein. 1843 folgten im ersten Obergeschoss ein zusätzliches Schulzimmer und im zweiten Obergeschoss ein Raum für die Arbeitsschule. 1894 legte man nach langen Diskussionen die katholische und die reformierte Schule zusammen und führte sie fortan im 1882 von den Reformierten erbauten heutigen Schul- und Gemeindehaus (TEG918) [2].
Nach 1920 hat man den alten, niedrigen Scheunentrakt des "Schlössli" durch einen Neubau ersetzt. Auch die herrschaftlichen Treppengiebel, welche auf einer Postkartenaufnahme um 1920 noch dargestellt sind, wurden in der Folge entfernt.
Beschreibung:Das "Schlössli" liegt unmittelbar westlich der denkmalgeschützten Sebastianskapelle (Denkmalschutzobjekt TEG003). Es ist als quer zum First geteiltes Doppelwohnhaus mit angebautem jüngerem Scheunentrakt konzipiert. Der dreigeschossige, massiv gemauerte Baukörper ruht unter einem steilen, geknickten Satteldach mit nur knappen Vorsprüngen. An der südgerichteten Vorderfront zieht ein ebenerdiger rundbogiger Kellereingang mit spätgotischer Zierfase den Blick auf sich. Der innen liegende Hausteil zeigt eine regelmässige dreiachsige Gliederung; die Öffnungen im ersten Obergeschoss weisen steinerne Gewände mit Falz und profilierten Gesimsen wohl aus dem 18. Jh., jene im zweiten Obergeschoss schlichte Holzrahmen auf. Der äussere Hausteil besitzt grosszügige, hochrechteckige Fensteröffnungen, welche ihre Form wohl im 19. Jh. mit der Einrichtung der Schulräume und dem damit verbundenen Wunsch nach besserer Belichtung erhalten haben. Dieser Gebäudeteil zeichnet sich zudem durch eine jüngere Gliederung mit Putzfugen am Sockelgeschoss aus. Die Rückfront des Hauses ist durch diverse Anbauten verstellt und in ihrer Fernwirkung beeinträchtigt.
Auf der Südseite des Hauses gelangt man über eine doppelläufige Steintreppe zu den zentral gelegenen Hauseingängen. Die Türen zu den beiden Wohnteilen liegen unmittelbar nebeneinander und sind von einem Rechteckgewände mit gemeinsamem Mittelpfosten gefasst. Die Binnenwände sind als Fachwerk mit Lehmwickelfüllungen aufgeführt. Beide Gebäudehälften verfügen über einen durchlaufenden Quergang, in dessen rückwärtigem Bereich eine Treppe ins Obergeschoss führt. Im westlichen, stark modernisierten Hausteil befanden sich im Erdgeschoss einst ein Vorratsraum und ein strassenseitiger Werkplatz, während Stube und Küche im ersten Obergeschoss, darüber Schlafkammern und eine Rauchkammer untergebracht waren. Im öst¬lichen Hausteil warn die Schulräume und eine Lehrerwohnung eingerichtet. Der heute in der Stube stehende Kachelofen wurde angeblich in den 1920er Jahren in Zweitverwendung eingebaut (Inneres gemäss Kurzinventar 1999).
Der durch das westliche Rundbogenportal erschlossene ehemalige Weinkeller ist halb ins ansteigende Terrain eingetieft. Von der ursprünglichen Deckenkonstruktion existiert noch ein mächtiger durchgehender Eichenbalken, welcher auf eine Eichensäule abgestützt ist. Unter der östlichen Haushälfte ist ein zweiter Keller mit von der Trauffassade zurückversetztem Rundbogenportal vorhanden (Kurzinventar 1999).
Im Estrich manifestiert sich noch die originale rauchgeschwärzte Dachkonstruktion, welche in ihrer Machart sehr altertümlich wirkt und eine Entstehungszeit im 16. oder frühen 17. Jh. vermuten lässt. Als Besonderheit liegen die Kehlbalken der liegenden Stuhljoche nicht unmittelbar auf den Spannriegeln, sondern sind deutlich voneinander abgesetzt. Die Querversteifung des Dachgerüstes erfolgt durch breite, mehrfach gezahnte und verblattete Kopfhölzer, welche Kehlbalken, Spannriegel und Stuhlstrebe unverrückbar miteinander verbinden. Das Dach wurde auf der Südseite mittels eines Kniestocks nachträglich angehoben, wodurch die Giebelmauer eine deutlich asymmetrische Form erhielt.
Anmerkungen:[1] Erhebungen Bauernhausforschung von 1989.
[2] Zur Schulgeschichte von Tegerfelden vgl. Füllemann 1990, S. 204-213.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Karl Füllemann, Chronik der Gemeinde Tegerfelden, Tegerfelden 1990.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Tegerfelden XI-20/14.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=116226
 

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