INV-BER911 Schulstrasse 8, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BER911
Signatur Archivplan:BER911
Titel:Schulstrasse 8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Norden (2012)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Berikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterberikon
Adresse:Schulstrasse 8
Versicherungs-Nr.:83
Parzellen-Nr.:558
Koordinate E:2670593
Koordinate N:1244895
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2670593&y=1244895

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Inschrift (Stubenbuffet)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2012

Dokumentation

Würdigung:Wohl aus dem 18. Jahrhundert stammendes Bauernhaus mit ehemaliger Pintenwirtschaft, welches über eine vielschichtige, nicht in allen Teilen geklärte Bau- und Nutzungsgeschichte verfügt. Das äusserlich eher unscheinbare Gebäude birgt im Innern wertvolle Konstruktions- und Ausstattungsteile, allen voran ein sorgfältig beschnitztes Stubenbuffet von 1813. Als alter Standort einer Gastwirtschaft kommt dem Haus auch lokalhistorische Bedeutung zu. Mit dem unmittelbar benachbarten, denkmalgeschützten Bauernhaus "zur Pinte" (BER001) und dem alten Schulhäuschen prägt es den ländlich gebliebenen Ortskern von Unterberikon.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bohlenwände mit verblatteten Kopfhölzern im Innern wie auch die Dachkonstruktion mit stehenden Stuhljochen lassen auf eine Entstehungszeit im 18. Jh. schliessen. Als weiterer Hinweis für das hohe Alter dient eine fragmentarische Spolieninschrift "[…]17 I KG" am Sockel des (jüngeren) Stubenofens. Eine weitere Inschrift "1813 GMRA [Gemeinderat] CORNEL GERIG" verweist auf den damaligen Eigentümer, welcher im Gemeindeleben von Berikon eine aktive Rolle spielte und von 1831 bis 1833 sogar dem aargauischen Grossen Rat angehörte [1].
Im Haus von Cornel Gerig wurde offenbar schon zu Beginn des 19. Jh. eine Eigengewächswirtschaft betrieben. Dieser reichte nämlich 1809 ein Patentgesuch zur Umwandlung der bestehenden Eigengewächswirtschaft in eine ganzjährig geführte Pintenwirtschaft ein, doch erhielt damals sein Nachbar Joseph Ulrich Koch (Eigentümer des Hauses "zur Pinte", Schulstrasse 11/Denkmalschutzobjekt BER001) den Vorzug. Nachdem jener aber bereits 1819 den Gastbetrieb wieder geschlossen hatte, wiederholte Gemeinderat Cornel Gehrig das Gesuch und erlangte im zweiten Anlauf die Bewilligung [2]. In der Folge blieb die Pintenwirtschaft bis 1852 im Haus Schulstrasse 8 bestehen, ehe der Sohn Johann Gehrig die Konzession auf seine neu erbaute Liegenschaft an der Bahnhofstrasse, in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche, übertrug [3]. Seither wird das Stammhaus der Familie Gehrig ausschliesslich als Bauernhaus genutzt.
Beschreibung:Die Hofanlage mit giebelständigem Wohnhaus und rückwärtiger freistehender Scheune liegt auf einer grosszügigen, mit einem ausgedehnten Garten belegten Landparzelle unmittelbar südlich des Hauses "zur Pinte" (Denkmalschutzobjekt BER001) und des alten Schulhäuschens von Unterberikon. Der äusserlich eher unscheinbare Putzbau mit ungleichmässiger Fensteranordnung und steilem Satteldach birgt unter dem Fassadenputz eine Fachwerkkonstruktion und im Innern noch Teile einer alten Ständerwand mit liegenden Bohlenfüllungen sowie verblatteten Kopfstreben. Das Dachgerüst ist in der Machart des 18. Jh. als Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen ausgebildet und zeigt noch schwache Spuren von Rauchschwärze.
Das Hausinnere teilt sich in einen rückwärtigen Bereich mit Küche und untergeordneten Kammern, welcher von beiden Traufseiten her zugänglich ist. Den vorderen, zur Schulstrasse gewandten Hausteil nehmen die Stube und Nebenstube (Elternschlafzimmer) ein, darunter befinden sich zwei jeweils von aussen zugängliche Gewölbekeller. Namentlich die südwestlich gelegene Hauptstube (vermutlich die einstige Gaststube) weist mit barock profilierter Felderdecke (18. Jh.), hellblauem Biedermeier-Kachelofen (19. Jh.) und Eckbuffet von 1813 wertvolle historische Ausstattung auf. Das Buffet zeigt ein sorgfältig beschnitztes Feld mit Jahrzahl, Inschrift "GMRA CORNEL GERIG" sowie Kreuz- und Herz Jesu-Symbol. Die obere, wohl nachträglich eingerichtete Wohnung weist eine jüngere Ausstattung von 1964 auf.
Anmerkungen:[1] Hauser 1992, S. 20-25.
[2] Zur Geschichte der Pintenwirtschaften vgl. Hauser 1992, S. 22, 106-111.
[3] Schon kurze Zeit später (1861) erhielt Johann Gehrig die Tavernen-Konzession und bezeichnete das Wirtshaus fortan als "Gasthof zum Eidgenössischen Kreuz" (1962 abgebrochen und durch den heutigen Gasthof "Grüenebode" ersetzt).
Literatur:- Margrith Hauser-Gehrig, Erinnerungen an Alt Berikon, Berikon 1992.
- Die alten Häuser noch..., in: Beriker Chleeblätter 2012, S. 12-28 (Hrsg. Kulturverein Berikon).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0079: Brandkataster Gemeinde Berikon, 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=117872
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds