INV-VIM940 Hembrunnstrasse 20, 1922 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-VIM940
Signatur Archivplan:VIM940
Titel:Hembrunnstrasse 20
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht Stubenfront von Südosten (2012)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Villmergen
Adresse:Hembrunnstrasse 20
Versicherungs-Nr.:515
Parzellen-Nr.:3208
Koordinate E:2660513
Koordinate N:1246817
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660513&y=1246817

Chronologie

Entstehungszeitraum:1922
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2012

Dokumentation

Würdigung:Für den Leiter der Schweizerischen Sprengstofffabrik Dottikon, Dr. Walter Aebi, auf freiem Feld errichtete Fabrikantenvilla von 1922. Das im neoklassizistischen Stil gehaltene Gebäude zeichnet sich durch eine intakte äussere Erscheinung und eine original erhaltene innere Raumordnung aus. Die herrschaftliche Anlage mit parkartig gestalteter Umgebung setzt eine auffällige Landmarke in einem heute noch weitgehend unbebauten, landwirtschaftlich genutzten Umfeld. Das hohe Mass an originaler Substanz und die harmonische Abstimmung von Villa und Aussenraum machen das Anwesen zu einem wertvollen Zeitzeugen des gehobenen Bauens auf dem Lande.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die „Schweizerische Sprengstofffabrik“ wurde 1913 durch Robert Aebi, Besitzer einer Baumaschinenbetriebsfirma in Zürich, gegründet. Die Leitung der Fabrik übernahm sein Bruder, der Chemiker Dr. Walter Aebi [1]. 1922 liess sich dieser durch die Thalwiler Architekten Müller & Freytag eine standesgemässe Fabrikantenvilla mit grosszügiger Gartenanlage errichten. Die Originalpläne vom 7. Okt. 1921 befinden sich in den Händen der heutigen Eigentümer.
Beschreibung:Die ehemalige Fabrikantenvilla liegt westlich der Eisenbahnlinie auf Villmerger Boden. Umrahmt von einer grosszügigen Parkanlage, tritt sie von weither sichtbar in der Art eines herrschaftlichen Landguts in Erscheinung. Das stattliche Wohnhaus erhebt sich als zweigeschossiger kubischer Mauerbau unter elegant geknicktem, nur knapp vorspringendem Walmdach, das mit Lukarnen und zwei auf den First gestellten Kaminen besetzt ist. Die hell gestrichenen Fassaden werden von grauen Eckpilastern mit volutenverzierten ionischen Kapitellen sowie einem feinen Kranzgesims gerahmt. Gleichmässige Fensterachsen mit grossen, rechteckigen Öffnungen verleihen dem Gebäude ein wohlproportioniertes Erscheinungsbild. Die nach Norden gerichtete Eingangsfront betont ein übergiebelter Mittelrisalit, welcher Anklängen an die antike Tempelarchitektur zeigt. Das zentral gesetzte Hauportal verfügt über ein bemerkenswert breites Rechteckgewände mit gestufter Profilierung. In ebenso kräftiger Formensprache gehalten ist der konsolengestützte Balkon mit geschweifter schmiedeiserner Brüstung. Das Türblatt mit Fenstergitter sowie die Vergitterung der beiden seitlichen Fenster zeigen Art Déco-Motive und sind somit ebenfalls als bauzeitlich einzuschätzen.
Im Vergleich zur eher geschlossen wirkenden Eingangsfassade ist die nach Süden gerichtete Stubenfront mit vier Achsen von hohen, breiten Fensteröffnungen betont offen und grosszügig gestaltet. Eine halbkreisförmige Veranda mit Balkonaufsatz sowie Ausgang in den Garten betont zusammen mit der breiten Giebellukarne die Mittelachse des Hauses. In exakter Ausrichtung darauf erstreckt sich südwärts eine ausgedehnte Parkanlage, welche als Landschaftsgarten mit Rasenflächen und grosskronigen Laubbäumen als seitliche Begrenzung gestaltet ist.
Das Hausinnere zeichnet sich durch eine durchdachte Nutzungsorganisation mit grosszügigem, standesgemässem Raumprogramm aus. Basierend auf einem fünfteiligen Grundriss, erstreckt sich über vier Ebenen eine ansehnliche Zahl von Haupt- und Nebenräumen. Im Parterre sind das repräsentative Wohnzimmer und das Speisezimmer nach Süden ausgerichtet und über die Veranda miteinander verbunden. Auf der Rückseite schliessen die Küche und ein Zimmer an das mittig gelegene Treppenhaus an. Ein grosszügiger Innenaufgang mit gedrechseltem Balustergeländer und gewundenem Handlauf führt ins Obergeschoss, das drei Schlafzimmern und ein Bad mit abgetrenntem „Kastenzimmer“ enthält. Zwei weitere Schlafräume („Gästezimmer“, „Mädchenzimmer“) und ein Abstellraum („Winde“) nehmen das Dachgeschoss ein. Im Untergeschoss sind nebst dem eigentlichen Keller und dem Heizraum ("Kohlezimmer") noch eine Waschküche, ein Bügelzimmer und als Besonderheit ein Vorratsraum mit Kühlschrank ("Autofrigor") eingerichtet [2].
Von der bauzeitlichen Ausstattung haben sich nebst der erwähnten Innentreppe einzelne Böden aus Eichenparkett, Stuckdecken und teils noch die alten Radiatoren und Leitungen der ehemaligen Kohlen-Zentralheizung erhalten. Andere, von den Architekten Müller & Freytag entworfene Ausstattungselemente sind im Laufe der Zeit entfernt worden.
Eingebettet in die Parkanlage, steht in der Nähe der Grundstückeinfahrt ein vermutlich als Garage erbautes Nebengebäude, das in formaler Anlehnung an das Wohnhaus als Mauerbau mit Walmdach aufgeführt ist.
Anmerkungen:[1] www.vamus.ch/Industriekultur, Nrn. 220.
[2] Raumprogramm gemäss den Bauplänen der Architekten Müller & Freytag vom 7. Okt. 1921; Privatbesitz von Gisela Kuhn.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Villmergen, 4080-3.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118424
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds