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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1909 |
Grundlage Datierung: | Baugesuch |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2012 |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1910 für Mitarbeiter der Schuhfabrik Bally im Stile eines einfachen Bürgerhauses errichtetes "Angestelltenhaus", das von vier typenähnlichen Bauten am originalgetreusten erhalten ist. Nebst dem intakten Äusseren hat das Gebäude seine innere Raumordnung und wesentliche Teile der historischen Ausstattung bewahrt. Im Zusammenspiel mit der 1909 erbauten Ballyfabrik (Kantonales Denkmalschutzobjekt VIM009) , den übrigen Wohnhäusern aus der Gründungszeit und der für eine allfällige Fabrikerweiterung ausgesparten Grünfläche ergibt sich eine Anlage von grossem industrie- und lokalgeschichtlichem Zeugenwert. Durch die ausgeprägte Silhouettenwirkung kommt dem Fabrikareal Bally eine erhebliche ortsbauliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die unmittelbar beim Bahnhof Dottikon, jedoch auf Villmerger Boden gelegene „Schuhfabrik Bally“ wurde 1909 als Zweigniederlassung des Mutterbetriebs in Schönenwerd (Kt. Solothurn) errichtet. In den Blütejahren bot sie Arbeit für rund 1200 Personen und war somit wesentlich an der industriellen Entwicklung der Region beteiligt. 1987 wurde die Schuhproduktion eingestellt, heute bietet das Gebäude Platz für zahlreiche logistische und handwerkliche Unternehmungen. Gleichzeitig wie die Fabrikationsgebäude wurden im nördlichen Umfeld auch vier „Angestelltenhäuser“ – davon zwei als Einfamilienhäuser für Kaderleute und zwei als Doppelhäuser – erbaut. Die Pläne entstammen dem firmeneigenen Baubureau und sind mit „Architekt Schweizer“ signiert. Die vier Bauten sind typenähnlich, in der Art eines einfachen bürgerlichen Wohnhauses, konzipiert. In der äusseren Form wie auch in den Grundrissdetails zeigt jedoch jedes einzelne eine individuelle Ausgestaltung. Die Pläne für das Haus Ballyweg 1 datieren vom 7. Aug. 1909 [1]. Auf einem alten Situationsplan wird überdies ersichtlich, dass die heute noch bestehende Freifläche zwischen der Fabrik und den Angestelltenhäusern für eine allfällige Erweiterung der Produktionsanlagen vorgesehen war [2]. 1992 ging das ehemalige Angestelltenhaus Ballyweg 1 im Rahmen einer betrieblichen Strukturbereinigung in Privatbesitz über. |
Beschreibung: | Die vier gleichzeitig mit der Fabrikanlage erstellten "Angestelltenhäuser" reihen sich in lockerer Anordnung entlang einem nördlich des Areals verlaufenden Fahrweg. Umgeben von einer gepflegten Gartenanlage mit kleinen Rasenflächen, Blumenbeeten, Sträuchern und einfachem Holzzaun, erhebt sich das Haus Ballyweg 1 als gemauerter Baukörper mit einem Hauptgeschoss und einem ins Mansarddach eingebautem Obergeschoss. Die strassenseitige Eingangsfront verrät in ihrer eigenwilligen Ausprägung mit verschiedenartigen Fensteröffnungen, dem leicht aus der Mittelachse gerückten Hauseingang mit geschweiftem Schutzdach und dem steilen, teils eternitverkleideten Treppenhausgiebel deutliche Einflüsse des Heimatstils. Im Unterschied hierzu zeigt die strassenabgewandte, nach Süden ausgerichtete Stubenfront eine regelmässige Gliederung mit stark betonter Mittelachse, welche im Wohngeschoss mit einem Erker und im Mansardgeschoss mit einer grossen, steilgiebligen Lukarne akzentuiert wird. Die beiden Schmalseiten sind jeweils zweiachsig ausgebildet, die abgewalmten Dachflächen mit zusätzlichen Lukarnenaufbauten von unterschiedlicher Grösse besetzt. Sämtliche Tür- und Fenstergewände bestehen aus Kunststein, die Verglasung wurde 2010 unter teilweiser Berücksichtigung der alten Fensterteilung durchgehend erneuert. Das Hausinnere zeigt auf nahezu quadratischer Grundfläche ein fünfteiliges Raumkonzept mit zentralem Hauseingang, dahinter liegendem Vestibül mit Treppe, von dem aus alle Wohnräume direkt zugänglich sind. Die südgerichtete Gartenseite nehmen ein grösseres, durch einen Erker erweitertes Wohnzimmer und ein seitlich anschliessendes kleineres Esszimmer ein. Auf der nördlichen Eingangsseite schliessen beidseits des Gangs die Küche mit abgetrenntem WC/Bad sowie ein Büroraum an. Das ins Mansarddach eingebaute Obergeschoss zeigt eine identische Raumaufteilung mit insgesamt drei Schlafzimmern und separiertem Sanitärraum. Im Untergeschoss sind nebst einem Gemüse- und einem Weinkeller auch eine geräumige Waschküche, ein Heizraum und ein davon abgetrennter Kühlraum vorhanden. Von der bauzeitlichen Inneneinrichtung sind Zimmertüren, verputzte Wände und Decken, einfache Parkettböden sowie die hölzerne Innentreppe mit kräftigem eckigem Antrittspfosten erhalten geblieben. Bemerkenswert sind auch die alten Radiatoren und Wasserleitungen, welche zu einem guten Teil noch von der ursprünglichen Kohlenzentralheizung stammen. Eine besondere Rarität stellt die in der Art eines Bauernbuffets gehaltene Einbauwand in der Stube, mit Nische und darunter eingebautem Heizungsradiator, dar. |
Anmerkungen: | [1] Originalpläne in Besitz von Frau Businger, Eigentümerin. [2] Situationsplan in der Schweizerischen Bauzeitung vom 22. Juni 1912. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118423 |
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