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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1898 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2012 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Wohn- und Geschäftshaus des ausgehenden 19. Jahrhunderts, das stilistische Merkmale des Jugend- und Heimatstils auf sich vereint. Die intakt erhaltenen Fassaden zeigen ein spannungsvolles Nebeneinander von schlichten, traditionellen Rechteckfenstern und verspielten Formen namentlich im Bereich des Treppenhauses. Das Gebäude verfügt über eine interessante Grundrissanlage mit zwei kreuzförmig ineinander geschobenen Baukörpern. Die grosszügig dimensionierten Räume werden heute vollumfänglich zu Wohnzwecken genutzt. Etwas versteckt hinter dem Restaurant "Landhaus" (Bauinventarobjekt VIM909) und der Villa Kirchmattweg 8 (Bauinventarobjekt VIM908) gelegen, hat das Haus mit gekiestem Vorplatz und gepflegtem Garten sein spezielles Ambiente am Ehrusbach bewahrt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Brandkataster wurde die Liegenschaft 1898 durch Johann Kuster, Sattler als "Wohnhaus von Stein, Riegel, Holz, mit Laubenanbau" erstellt [1]. Der Name des Bauherrn ist zusammen mit der Firmeninschrift "Möbel u. Aussteuergeschäft" in einem vom Wandputz ausgesparten Feld am östlichen Giebel angebracht. Zwei weitere Felder beidseits des Eingangs in den südlichen Seitentrakt enthalten eine Auflistung des Warenangebots. Über die Nutzungsgeschichte der ehemaligen Sattlerei mit Möbelgeschäft ist wenig bekannt. |
Beschreibung: | Der in einen Spickel zwischen Fussweg und Bachlauf gestellte, grossvolumige Baukörper setzt sich aus einem länglichen Haupttrakt und zwei traufseitig in leicht versetzter Abfolge angefügten Quergiebeln zusammen. Bis auf den oberen Teil der Giebelfelder, welche aus teils sichtbarem Fachwerk bestehen, sind die Aussenwände in massivem, körnig verputztem Mauerwerk aufgeführt. Sämtliche Tür- und Fenstergewände bestehen aus ockerfarbenem Kunststein. Der Fassadenaufbau zeigt eine Vielgestaltigkeit, in der sich die Zeitstellung des Gebäudes am Übergang vom 19. ins 20. Jh. spiegelt. Der Hauptflügel und der südliche Annex erinnern in ihrem mehrheitlich axialen Aufbau mit schlichten Rechteckfenstern noch an biedermeierliche Häuser des späteren 19. Jh. Einen spannungsvollen Kontrast hierzu bildet das lebendige Fassadenbild der nordgerichteten Treppenhausfront, welche mit den gestuften Fenstern und dem grosszügigen Rundbogen deutliche Anklänge an den Jugendstil zeigt. Ebenso gilt dies für die verspielte Detailgestaltung der eingezogenen Giebel mit kleinen Walmdächern sowie die teilweise noch erkennbaren Kassettenmalereien an der Dachuntersicht. Zum speziellen Erscheinungsbild des Hauses tragen der unter einer kleinen Arkade zurückversetzte Haupteingang sowie die breit überwölbte Fensteröffnung mit den seitlichen Fenstersäulen an der Ostfassade bei (ehemaliges Schaufenster des Ladenlokals). Den kreuzförmigen Baukörper überfängt ein einheitlich gestaltetes Mansarddach, das dreiseitig in einen Giebel und auf der Südseite in einen Walm ausläuft. Der originellen äusseren Erscheinung entspricht eine individuelle Grundrissanlage, welche wohl aus der engen Verbindung von gewerblicher Produktion, Ausstellung und Wohnen hervorgegangen ist. Das Erdgeschoss dominiert ein grosser, von Gusseisensäulen gestützter und mit der erwähnten Schaufensteröffnung ausgestatteter Raum, der ehemals als Ausstellungs- und Verkaufsfläche diente (heute Wohnzimmer). Nach Süden schliesst ein Querflügel mit eigenem ebenerdigem Aussenzugang an, wo früher wohl die Werkstätten eingerichtet waren. Auf der Nordseite führt ein interner Durchgang in den schmalen Treppenhaustrakt, dessen äusserer Zugang über eine Arkade in der nordöstlichen Hausecke erfolgt. Im Treppenhaus hat sich ein farbiger Zementfliesenboden mit Vierpassbordüren wohl aus der Bauzeit erhalten. Eine hölzerne Treppe mit gedrechseltem Geländer und kräftigem Antrittspfosten führt hinauf ins Obergeschoss, das früher wohl eine gemischte Wohn- und Arbeitsnutzung aufwies. Eine Durchgangstür mit glasbesetztem Oberlicht und Seitenflügeln trennt hier den privaten Wohnbereich von den einstigen Produktionsräumen, welche heute allesamt auch zu Wohnzwecken genutzt werden. An historischer Ausstattung haben sich mehrteilige Feldertüren mit Glaseinsätzen, einfache Gipsdecken und Böden mit Fischgratparkett erhalten. |
Anmerkungen: | [1] Gemeindearchiv Villmergen, Brandlagerbuch Villmergen 1875. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Villmergen, Brandlagerbuch Villmergen 1875. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118422 |
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