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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1896 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2012 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das 1896 für den Strohhutfabrikanten Arthur Merz erstellte Wohnhaus ist ein zweigeschossiger Mauerbau mit rustizierender Eckquaderung und Dekorelementen im Schweizer Holzstil. Das mitsamt der Gartenanlage intakt erhaltene Gebäude besticht durch die sorgsam gepflegte und zu wesentlichen Teilen auch im Innern bestehende ursprüngliche Bausubstanz. Es steht für die gehobenen Wohnansprüche der Fabrikanten im ausgehenden 19. Jahrhundert und besitzt an der leicht erhöhten Lage direkt gegenüber dem Kirchhof einen hohen Situationswert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Noch in der ersten Hälfte des 19. Jh. war die Strohhutflechterei im Oberwynental eine Randerscheinung. Erst als die Baumwollindustrie an Bedeutung verlor, "nahm das Strohgewerbe einen fassbaren Umfang an" [1]. In Menziken eröffnete 1868 Friedrich Hübscher an der Hauptstrasse 50 eine Strohhutfabrik. Um 1880 folgte die durch Arthur Merz-Schmid (1859-1938) gegründete Strohhutfabrik Merz & Co. an der Kirchstrasse 6 und 8 [2]. Im Jahr 1896 liess sich dieser oberhalb des väterlichen Wohnhauses (Kirchstrasse 6, noch bestehend) und der Scheune mit der Werkstatt, ein neues Wohnhaus errichten. Um 1931 ist im Brandkataster Albert Graf, der Urgrossvater des heutigen Besitzers, als neuer Eigentümer aufgeführt [3]. Abgesehen von der Erneuerung der Nasszellen sowie dem Ersatz der alten Fenster erfuhr das Haus im Äussern wie auch im Innern nur wenige Veränderungen. Bemerkenswert und für das authentische Erscheinungsbild ausschlaggebend ist die historisch und stilistisch stimmige und dem schnelllebigen Modegeschmack entzogene farbliche Gestaltung der Oberflächen (Putz in warmem, hellem Grundton, Holzteile in erdigem Olivgrün, Braun und Ockergelb) wie auch die Eindeckung mit alten, natürlich patinierten Ziegeln. |
Beschreibung: | Das direkt gegenüber der Evangelischen Pfarrkirche von 1889 (Bauinventarobjekt MEN901) giebelständig zur Kirchstrasse erstellte Wohnhaus steht inmitten einer gepflegten Gartenanlage. Diese stammt aus der Bauzeit des Hauses und hat sich sowohl in der Art ihrer Bepflanzung mit Bäumen, Büschen und Beeten als auch in ihrer Umfriedung mit einer Bruchsteinmauer, der ein schmiedeisernes Geländer aufgesetzt ist, erhalten. Das Wohnhaus ist in Bezug auf die Fassadengliederung und Dachgestaltung im Geschmack des ausgehenden 19. Jh. gehalten. Der Grundriss zeigt mit dem seitlich angefügten Treppenhausrisalit eine Tendenz zur Asymmetrie, wodurch sich Vor- und Rücksprünge in der Fassade ergeben. Das über dem Hauptkubus als Satteldach mit Gehrschilden ausgebildete Dach wird durch den Quergiebelanbau nach Norden und durch ein Zwerchhaus nach Süden erweitert. An jeder Stirnfront schliesst die Dachkonstruktion mit einem spitzbogig eingefassten Fluggespärre ab, das auf doppelten beschnitzten Bügen ruht. In die Zwischenräume sind Füllungsbretter eingelassen, aus welchen in der Art des Schweizer Holzstils verspielte Blüten- und Blattmotive gesägt sind. Den Scheitelpunkt und die seitlichen Mitten der geschweiften Balken zeichnet jeweils ein gedrechselter Zapfen aus. Typisch für den Fassadenschmuck um 1900 sind die rustizierenden Eckquader aus Kalkstein und die sich sichtbar vom Verputz abhebenden Entlastungsbögen aus Backstein über den Fenstern. Diese sind nur in den oberen Geschossen angebracht und fehlen auf der von der Strasse abgewandten Rückseite. Die Fassaden zählen zwei bis drei Fensterachsen mit einzelnen oder gekuppelten Rechtecklichtern. Dabei wurde an der vom Dorf her kommend gut einsehbaren Nord- und Ostseite das stattlichere Doppelfenster bevorzugt. Auf der Schmalseite des Treppenhausrisalits befindet sich der auf die Strasse orientierte Hauseingang, der noch das originale, rustikal beschnitzte Türblatt mit einem verschnörkelten Fenstergitter besitzt. Er ist über eine der Fassade entlang geführte Veranda zu erreichen, die sich leicht erhöht über dem Gartenniveau befindet. Der Veranda entspricht im ersten Obergeschoss ein Balkon, der auf eine gusseiserne Säule abgestützt ist und das mit verschiedenen Volutenformen verzierte schmiedeiserne Geländer bewahrt. Das dazugehörende Dach ist original, war ursprünglich jedoch am Rand mit einem gestanzten Lambrequin versehen. Die innere Erschliessung erfolgt über einen im rechten Winkel zur Eingangsachse angelegten, mittigen Stichgang. Die auf die Strasse orientierte Ostseite des Erdgeschosses wird von der geräumigen Stube eingenommen, die an historischer Ausstattung ein schlichtes Wand- und Deckentäfer, einen Parkett aus Nussbaum- und Kirschbaumholz sowie einen weissen Kachelofen bewahrt hat. Das anschliessende Esszimmer ist mit einem Fischgratparkett aus Buche belegt. Die rückwärtigen Nasszellen sind modernisiert. Über eine zweiläufige, mit einem gedrechselten Geländer ausgestattete Treppe gelangt man einerseits zum halbgeschossig tiefer liegenden Hinterausgang und in die Kellerräume, andererseits in das Obergeschoss und den ausgebauten Dachraum. In den Zimmern haben sich hier Knie- und Brusttäfer sowie Gipsdecken mit Stuckmedaillons erhalten. |
Anmerkungen: | [1] Steiner 1995, S. 398-399. [2] www.vamus.ch/industriekultur. [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0253-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1876-1938. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118987 |
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