INV-MEN940 Bahnhofstrasse 9, 1912 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-MEN940
Signatur Archivplan:MEN940
Titel:Bahnhofstrasse 9
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2012)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Menziken
Adresse:Bahnhofstrasse 9
Versicherungs-Nr.:541
Parzellen-Nr.:362
Koordinate E:2656799
Koordinate N:1232491
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656799&y=1232491

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohn- und Geschäftshaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2012

Dokumentation

Würdigung:Das 1912 gegenüber der 1906 eröffneten Bahnstation der Seetalbahn an prominenter Ecklage errichtete Wohn- und Geschäftshaus ist ein dreigeschossiger Putzbau mit einem geknickten Vollwalmdach. Das Gebäude, das mit einer dekorativen Fassadenmalerei an den Ecken auf sich aufmerksam macht, ist im Äusseren praktisch vollständig erhalten und bewahrt auch im Innern wesentliche Teile seiner Ausstattung. Als einer der letzten seiner Art repräsentiert der gepflegte Bau den Typus des einfacheren Handwerkerhauses mit intakter Laden- und Werkstattzone. Der markante Baukörper bildet ein Pendant zum Pfarrhaus (Bauinventarobjekt MEN903) am anderen Ende der Bahnhofstrasse und eröffnet die Blickachse in Richtung Altes Schulhaus (Bauinventarobjekt MEN905). Als wichtiger historischer Ankerpunkt trägt er wesentlich zum Charakter des Strassenbilds bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1912 für den Sattler und Polsterer G. Weber-Lienhardt an guter Geschäftslage gegenüber der 1906 eröffneten Bahnstation der Seetalbahn errichtet. Mit der Planung und Ausführung wurde der Reinacher Baumeister Adolf Gautschi beauftragt, zu dessen Kundschaft in Menziken einfache Handwerker wie auch Villenbesitzer zählten. 1931 wurde das Haus von Ernst Stuck, dem Vater des heutigen Eigentümers erworben, der das Geschäft für Sattler- und Polsterwaren weiterführte [1].
Im Innern des Zweifamilienhauses wurden im Laufe der Zeit die Nasszellen erneuert und Gipsplattendecken eingezogen. Durch die Entfernung einer Zwischenwand im ersten Obergeschoss hat man zwei kleine Räume zu einer grossen Stube vereint.
Beschreibung:Das an der Ecke Bahnhofstrasse/Neue Bahnhofstrasse stehende Wohn- und Geschäftshaus ist ein dreigeschossiger, kubischer Putzbau unter einem geknickten Vollwalmdach. Über dem ursprünglich farblich abgesetzten Erdgeschoss verläuft ein Gurtgesims, welches die Laden- und Werkstattzone als Sockelgeschoss definiert. Die beiden darüber liegenden Geschosse mit Stockwerkswohnungen zeichnen sich durch eine differenzierte Oberflächengestaltung aus: Die mit Grobputz beworfenen Flächen werden von vertikalen Bändern mit ornamentaler Fassadenmalerei gerahmt, was den Eindruck von Eckpilastern erweckt. An den Fassaden zur Bahnstation und Bahnhofstrasse hin sind zwischen den Fensterreihen glatte Putzflächen ausgespart, die ehemals die Firmenaufschrift enthielten.
Der Laden ist mit zwei Schaufenstern und einem mittig angelegten Eingang auf die ins Dorfzentrum führende Bahnhofstrasse orientiert. Ein weiteres Schaufenster und der Werkstatteingang befinden sich auf der Seite der Bahnlinie. Die ansonsten hochrechteckigen Wohnungsfenster sind in vertikalen Achsen angelegt. An den beiden Hauptfassaden sind sie streng symmetrisch angeordnet, während die Rückseiten ein uneinheitliches, funktionsbetontes Bild zeigen. So sorgen auf der Nordseite im Erdgeschoss drei eng gesetzte Rechteckfenster für bessere Lichtverhältnisse in der Werkstatt, und in den oberen Geschossen sind kleine Fenster für die Küche und Toilette eingeschoben. Von kleinerem Format sind auch die jeweils um ein halbes Geschoss versetzten Fenster, welche die Lage des Treppenhauses auf der Westseite anzeigen. Die Mittelachse an der Hauptfront ist durch die etwas breiteren Stubenfenster über dem Ladeneingang hervorgehoben. Die Balkone mit dem bauzeitlichen Schmiedeisengeländer sind nicht - wie noch bis um 1900 üblich - auf die Strasse orientiert, sondern befinden sich vor dem nordseitigen Esszimmer. Alle Fenster- und Türgewände aus Kunststein, die Vor- und Innenfenster, Türblätter, sogar die Rollläden des Ladens und die Vorrichtungen für die Markisen, auch zum grossen Teil die hölzernen Fensterläden mit einzeln nach aussen klappbaren Jalousien stammen noch aus der Bauzeit des Hauses.
Aufgrund des starken Gefälles nach Norden und Westen liegen die Kellerräume zum westseitig angelegten Garten hin frei, während der nordseitig angelegte Eingang über eine Art Terrasse zugänglich ist. Letzterer besitzt ein Türblatt mit Füllungen und zwei mit filigranen Fenstergittern ausgestattete Fenster. Er führt in einen kleinen Vorplatz, der noch den ausserordentlich gut erhaltenen Bodenbelag aus Zementplatten mit Stern- und Blütenmotiven aufweist. Von hier öffnen sich drei Füllungstüren mit originalen Beschlägen und Naturholzoberfläche in die Werkstatt (links), in den Laden (geradeaus) und in den Keller (rechts). Der Vorplatz und das in der nordwestlichen Gebäudeecke untergebrachte zweiläufige Treppenhaus sind bis auf Brusthöhe mit einer dekorativen, vollständig intakten Prägetapete aus der Bauzeit verkleidet. Das Geländer zeigt an den gedrechselten Staketen eine einfache Rillenverzierung. Die zweiflügligen Wohnungstüren weisen Fenster mit rahmendem Sprossendekor und strukturiertem Glas auf.
Die Wohnungsgrundrisse beider Wohnungen sind identisch (Wohnung im zweiten Obergeschoss nicht gesehen). Die Räume ordnen sich ringförmig um einen mittig angelegten Flur an. Von den ursprünglich drei Zimmern nach Süden auf die Bahnhofstrasse sind zwei durch Entfernung einer Trennwand zu einer grossen Stube zusammengeschlossen, daneben folgen im Uhrzeigersinn das Schlafzimmer und an der Westseite das Badezimmer. In der nordöstlichen Ecke sind die Toilette, das Esszimmer mit dem Balkon und die Küche untergebracht. Erhalten haben sich neben den originalen Füllungstüren auch einzelne Ausstattungsteile, darunter eine gepolsterte Sitzbank im Esszimmer und ein Geschirrschrank, der heute im Treppenhaus steht. Auch die Werkstatt weist noch originale Einrichtungen wie Schränke und Regale auf. Der Laden zeigt eine Sichtbalkendecke. Auf dem Dachboden steht ein einfacher Rahmenofen mit reliefierten Kacheln.
Zum Haus gehört auf der Westseite ein kleiner Garten.
Anmerkungen:[1] Steiner 1995, S. 559. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0254-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1899-1938. - Freundliche Auskunft von Peter Steiner, Historische Vereinigung Wynental.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938.
- Fotosammlung Historische Vereinigung Wynental (CD).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=118988
 

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